Gevelsberg/Leipzig. Der Gevelsberger Fußballprofi über seine Vertragsverlängerung, die Chancen auf eine EM-Teilnahme und Besuche beim TuS Hasslinghausen.

Im kommenden Sommer ist es genau zehn Jahre her, dass der Gevelsberger Fußballprofi Lukas Klostermann vom VfL Bochum zu RB Leipzig gewechselt ist. Doch seine Zeit in Sachsen ist damit noch lange nicht zu Ende, denn der 27-Jährige hat seinen auslaufenden Vertrag gerade erst bis 2028 verlängert.

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Auf Klostermann warten in den kommenden Monaten große Herausforderungen. Es gilt für ihn, seinen Stammplatz zu behaupten, mit seinem Verein die Qualifikation für die Champions League zu sichern – und dann ist da ja auch noch die Europameisterschaft im Sommer. Im Interview spricht der Verteidiger über seine Entscheidung zur Vertragsverlängerung, seine EM-Chancen, Besuche beim TuS Hasslinghausen und seinen alten Kumpel Tim Oberdorf.

Lukas Klostermann, lange war offen, wo Sie ab dem kommenden Sommer spielen würden. Inzwischen ist klar, dass auch nach zehn Jahren in Leipzig noch nicht Schluss ist. Was war der Grund für diese Entscheidung?

Es gab nicht nur den einen Punkt, der ausschlaggebend war. Ich habe mir gründlich Gedanken gemacht. Ich bin seit vielen Jahren hier, habe hier viel erlebt, bin mit dem Verein gewachsen und habe mit ihm Titel gewonnen. Ich habe für mich entschieden, dass ich daran anknüpfen möchte. Ich glaube, dass noch einiges möglich ist. Ich fühle mich nach wie vor sehr wohl im Verein und in der Stadt Leipzig.

Zuletzt hat Ihr Trainer Marco Rose öffentlich immer wieder klar betont, wie wichtig Sie aus seiner Sicht sind. Welche Rolle hat seine Unterstützung gespielt, nachdem Sie in der Hinrunde auch öfter auf der Bank gesessen haben?

Das war natürlich auch ein wichtiger Punkt für mich. Der Trainer hat des Öfteren das Gespräch mit mir gesucht und betont, dass er sich freuen würde, wenn ich bleibe. Aber es war nicht nur er. Verantwortliche, Mitspieler, Mitarbeiter – es haben mir sehr viele Leute gesagt, dass sie sich freuen würden, wenn ich hier bleibe.

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Ihr Trainer hat auch angedeutet, dass es bei Ihnen Überlegungen gab, noch mal etwas anderes zu sehen. Können Sie ausführen, in welche Richtung die Gedanken da gegangen sind?

Es war einfach eine Grundsatzfrage, ob ich noch mal etwas Neues machen möchte, nachdem ich im kommenden Sommer genau zehn Jahre hier bin. Aber für mich war die Entscheidung am Ende klar, dass ich hier bleiben möchte. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam noch weitere Erfolge feiern werden, darauf habe ich Bock.

Kurz vor Weihnachten haben Sie geheiratet, Ihre Frau kommt auch aus dem Ruhrgebiet. Gab es da Überlegungen, zurück in die Heimat zu ziehen?

Wir sind beide auch gerne in der Heimat und versuchen regelmäßig dort vorbeizuschauen. Wir kommen aus Gevelsberg und haben viele Freunde dort und im Umkreis. Unseren gemeinsamen Lebensmittelpunkt haben wir aber in Leipzig, es war daher auch eine gemeinsame Entscheidung, hier zu bleiben. Wir haben hier unser zweites Zuhause gefunden. Und: Es kommt auch regelmäßig Besuch aus der Heimat bei uns vorbei.

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Gab es Stimmen von Freunden aus Gevelsberg nach dem Motto: „Wärst du mal nach Dortmund gewechselt, damit du wieder öfter hier bist?“

Nein. Es haben alle respektiert, dass es meine Entscheidung ist, weiter bei RB Leipzig zu bleiben.

Verfolgen Sie gelegentlich auch den Fußball in Gevelsberg, oder bleibt da keine Zeit für?

Doch, auf jeden Fall. Ich verfolge das schon. Beim TuS Hasslinghausen spielen zum Beispiel noch Schulfreunde von mir, mit denen ich damals gemeinsam im Verein gekickt habe. Man kann sich die Spiele teilweise ja inzwischen sogar im Internet ansehen. Wenn ich in der Gegend bin, schaue ich mir auch mal Spiele vor Ort an. Ich fühle mich wohl auf dem Sportplatz, bin gerne da und versuche die Jungs zu supporten.

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Zurück zum Sportlichen: Zum Start ins neue Jahr haben Sie mit Leipzig eine Niederlage kassiert, jetzt wartet mit Bayer Leverkusen ein noch ungeschlagener Gegner. Was macht Ihnen Hoffnung, dass Sie einen Sieg feiern werden?

Ich glaube, wir haben alles in petto, um den Leverkusenern Probleme zu bereiten. Klar spielen sie bisher eine herausragende Saison, aber wenn wir als Mannschaft alles auf den Platz bringen, haben wir auch die Chance, sie zu schlagen. Das gilt besonders in unserem eigenen Stadion. Ich denke, als Fußballfan kann man sich auf eine spannende Begegnung freuen.

Sollte es zum Sieg reichen, dann könnten Sie vielleicht noch einmal nach oben schauen, aber vorrangig geht es jetzt wahrscheinlich darum, einen Champions-League-Platz gegenüber Borussia Dortmund und Co. zu behaupten...

Wir schauen auf uns und wollen punkten. Aber wenn man sich hohe Ziele steckt, tut jede Niederlage natürlich umso mehr weh. Wir haben aber auch kein schlechtes Spiel gegen Frankfurt gemacht. Jetzt wollen wir uns die Punkte gegen Leverkusen wiederholen. Das wird eine große Aufgabe.

Noch größer wird die Aufgabe in der Champions League, wo Sie es im Februar mit Real Madrid zu tun bekommen. Wie groß ist die Hoffnung, sich gegen ein Weltklasse-Team durchsetzen zu können?

Ich habe schon eine gewisse Hoffnung. Wir haben gegen Real letzte Saison schon in der Gruppenphase gespielt und im Zuge dessen unser Heimspiel in Leipzig 3:2 gewonnen. Auch auswärts war das Spiel lange offen. Natürlich ist das eine Weltklasse-Mannschaft, aber wir haben in der Vergangenheit bereits unter Beweis gestellt, dass wir die ganz Großen ärgern können. Ich sehe uns daher nicht chancenlos, aber klar ist auch, dass wir eine sehr gute Performance brauchen.

Auf der Gegenseite warten Spieler wie Bellingham oder Vinicius Jr., aber Duelle mit Top-Gegnern sind für Sie ja keine Seltenheit. Gab es Gegenspieler, die besonders hart zu verteidigen waren?

Es ist schwer, irgendwen herauszugreifen. Es ist generell immer schwierig gegen Mannschaften, die auf allen Positionen top besetzt sind. Aber wir sind alle im Profifußball, weil wir genau solche Herausforderungen lieben.

Eine Herausforderung wird es sicher auch, noch einen Platz im deutschen EM-Kader zu ergattern. Sie waren das letzte Mal im Juni 2023 unter Hansi Flick im Team. Hatten Sie auch schon Kontakt mit dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann?

Es gab bis jetzt noch keinen Kontakt zwischen ihm und mir. Aber ich gebe Gas und will mich im Verein weiter zeigen. Das ist die Basis, um im Sommer dabei sein zu können.

Wie schwer war es, bei den letzten Spielen der Nationalelf nur zuschauen zu können? Kann es sogar ein Vorteil sein, dass Sie nicht dabei waren in der Phase, in der es nicht so gut lief?

Das würde ich so nicht sagen. Ich wäre immer lieber dabei, als zuzuschauen. Über allem steht natürlich, dass wir im Sommer eine erfolgreiche EM spielen. Ob ich dann dabei bin, werden wir sehen. Ich werde auf jeden Fall Gas dafür geben.

Besonderer Bedarf besteht bei der Nationalelf eigentlich auf den Außenverteidigerpositionen. Sie haben zuletzt aber meistens innen gespielt. Sehen Sie sich inzwischen selbst als Innenverteidiger?

Momentan liegt die Priorität auf der Innenverteidigung. Grundsätzlich sehe ich mich aber als polyvalenten Spieler. Es hat sich so entwickelt, dass ich meistens innen spiele, ich bin allerdings auch immer wieder mal auf außen aufgestellt worden.

Zum Abschluss noch eine Frage zu Ihrem Kumpel Tim Oberdorf. Im Moment erscheint es realistischer denn je, dass Sie beide nächste Saison ein direktes Duell bestreiten können, denn er ist mit Fortuna Düsseldorf mitten im Aufstiegsrennen. Drücken Sie ihm die Daumen?

Auf jeden Fall, ich bin regelmäßig mit ihm in Kontakt. Ab und zu sehen wir uns auch in der Heimat und wenn ich kann, schaue ich mir Spiele von ihm an. Er hat einen ungewöhnlichen Werdegang hinter sich und ist verhältnismäßig spät Profi geworden. Dass es geklappt hat, freut mich extrem für ihn. Er hat nie aufgegeben und ist ein fleißiger, wissbegieriger Kerl, der es verdient hat, dass er dafür belohnt wurde. Ich werde seine Reise auf jeden Fall weiter verfolgen.

Sollte es zum direkten Duell kommen, müsste die Freundschaft aber ruhen?

Auf dem Platz würden wir uns aufgrund unserer Positionen wohl eher selten treffen. (lacht) Ich würde mich auf jeden Fall freuen, es wäre echt cool, wenn wir mal gegeneinander spielen würden.