Zermatt/Ennepetal. Ennepetaler Ski-Ass geht am Wochenende in seine 13. Weltcup-Saison. Müde ist er aber nicht - auch weil die Saison spektakulär beginnt.
Die Bilder sind spektakulär, wenn Andreas Sander und die anderen Asse des Ski-Weltcups an diesem Wochenende vor imposanter Kulisse in die Saison starten könnten. Der Konjunktiv ist an dieser Stelle angebracht, denn noch ist ungewiss, ob der Weltcup-Winter für die alpinen Skifahrer in den Speed-Disziplinen an diesem Wochenende tatsächlich über die Bühne gehen wird. Gefahren wird zum Saisonstart nämlich nicht wie gewöhnlich in Nordamerika, sondern rund um das Matterhorn im schweizerischen Zermatt. Ein außergewöhnlicher Start ist das, der den Athleten rund um den Ennepetaler Sander, einiges abverlangt.
Zwölf Jahre lang ist Andreas Sander inzwischen mit den besten Skifahrern der Welt auf Tour. „Das ist mir gar nicht so bewusst“, sagt der gebürtige Ennepetaler und Wahl-Allgäuer und lacht, während er sich gerade auf dem Rückweg vom zweiten Training am Matterhorn befindet. Gefahren ist der 34-Jährige aber wie die seine Konkurrenten an diesem Donnerstag allerdings nicht, das Wetter machte der zweiten offiziellen Trainingseinheit einen Strich durch die Rechnung. „Sowas kann rund um einen Gletscher natürlich immer schnell passieren“, weiß Sander.
Trainingsresultat irritiert Sander
Im ersten Training am vergangenen Mittwoch war das Wetter noch exzellent, für Sander reichte es allerdings nur zu einem 59. Platz – zumindest beim Blick auf das offizielle Ranking des Weltverbandes FIS. „Mindestens die Hälfte der Fahrer hat aber nicht alle Tore erwischt, ich weiß gar nicht, wie dann so ein Ergebnis zustande kommt“, sagt Sander. Allerdings, und das sagt er ganz offen, sei er selbst noch nicht so mit der auch für ihn neuen Strecke am Matterhorn zurechtgekommen. „Ich habe aber noch nie in den ersten Trainings einer Saison geglänzt“, will Sander dem ersten Härtetest in dieser Saison nicht zu viel Wert beimessen.
Der Weltcup-Winter in der Übersicht
8. bis 12. November: Zermatt-Cervinia (Schweiz)
28. November bis 3. Dezember: Beaver Creek (USA)
13. bis 16. Dezember: Val Gardena/Gröden (Italien)
26. bis 29. Dezember: Bormio (Italien)
9. Januar bis 14. Januar: Wengen (Schweiz)
16. bis 21. Januar: Kitzbühel (Österreich)
27. und 28. Januar: Garmisch-Partenkirchen
31. Januar bis 4. Februar: Chamonix (Frankreich)
15. bis 18. Februar: Kvitfjell (Norwegen)
16. bis 24. März: Weltcup-Finale in Saalbach (Österreich)
Ob es angesichts der Wettervorhersagen überhaupt zu einem Rennen – und den damit verbundenen spektakulären Bildern – kommt, ist maximal unklar. Andreas Sander stellt sich jedenfalls auf alles ein, hofft aber auf faire Bedingungen für alle Fahrer zum Weltcup-Auftakt. „Bei schlechter Sicht ist die Strecke schon anspruchsvoll, allerdings ist der Wind rund um den Gletscher schwer einzuschätzen – und das kann dafür sorgen, dass es unfair wird“, sagt er.
Lesen Sie auch:Andreas Sander erklärt den Unterschied zwischen Abfahrt und Super-G
Egal ob am Wochenende gefahren wird oder nicht, Andreas Sander fühlt sich bereit für den Saisonstart. Auch in seiner 13. Saison im Weltcup-Zirkus will sich der für die SG Ennepetal startende Speed-Spezialist weiter verbessern – und das nach der für ihn erfolgreichsten Saison seiner bisherigen Laufbahn. Im vergangenen Jahr landete Sander erstmals überhaupt auf einem Weltcup-Podium, zudem sind sein fünfter Platz im Super-G und der 16. Platz im Gesamtweltcup seine besten Platzierungen überhaupt. „Trotzdem hast du jedes Jahr das Gefühl, dass du es besser kannst und das will ich mir auch beweisen“, sagt Sander.
Sanders Motivation ist ungebrochen
Skifahren, im Idealfall sehr schnelles Skifahren, ist sein Job. „Das empfinde ich auch heute immer noch als etwas Besonderes“, sagt er. Auch wenn sich vieles in den vergangenen Jahren wiederhole, wirkt Sander nicht so, als würde ihn diese berufliche Routine langweilen. Viel mehr ist er auf diese Routine angewiesen, wichtig seien steuerbare Abläufe bei einer Sportart, die so sehr von äußerlichen Faktoren beeinflussbar ist. Vor jedem Rennen bleibe immer eine „gewisse Ungewissheit“ für ihn und seine Konkurrenten. Auch das sorgt dafür, dass er sagt: „Ich habe mindestens genauso viel Bock auf die neue Saison, wie auf meine erste. Eigentlich sogar noch mehr.“ Den Ehrgeiz und die Motivation sich zu verbessern kann man diesem Andi Sander eben nicht absprechen.
Die Vorbereitung lief, auch aufgrund des deutlich frühen Saisonstarts am Matterhorn, etwas holprig. Wichtige Tage im Training fehlten, auch das Trainingslager in Chile lief nicht reibungslos für den Ennepetaler. In der ersten Woche habe es keinen Schnee gegeben, in der zweiten Woche lag Sander dann flach. Immerhin die dritte Woche konnten er und die anderen Athleten des Deutschen Skiverbands (DSV) nutzen. Die Krankheit aus dem Trainingslager aber hing Sander auch im weiteren Verlauf der Vorbereitung nach, immer wieder sorgten Folgeerkrankungen für kleinere Trainingspausen. „Ich fühle mich aber trotzdem bereit“, will er diese Unterbrechungen nicht als Ausrede gelten lassen.
Veränderte Vorbereitung für Sander eine Chance
Sollten die geplanten beiden Rennen am Wochenende nicht stattfinden, haben die Athleten noch ausreichend Zeit, sich auf den nächsten Weltcup Ende November im US-amerikanischen Beaver Creek vorzubereiten – auch wenn die Pause nicht unbedingt gut für den Rhythmus sei. „Das macht die Vorbereitung schon etwas schwieriger“, sagt Andreas Sander. Die geringere Zahl an Trainingstagen vor Ort seien eine Herausforderung, die Sander auch als Chance begreift. „Da kann man sich auch einen Vorteil durch verschaffen.“
Auch interessant:Sander auf der Teufelswiese: Hier begann die Karriere des Ski-Ass
Insgesamt stehen in diesem Winter bis zum letzten Rennen Mitte März in Saalbach zehn Wochenenden im Weltcup-Zirkus an. In diesen Rennen will sich Andreas Sander weiter verbessern, nach dem er seine bisherigen Ziele mit den beiden Podiumsplätzen im vergangenen Winter erreicht hat. „Der nächste Traum ist es, auch mal ein Weltcuprennen zu gewinnen“, sagt er. Stress will er sich deswegen nicht machen, die Erfahrung nach zwölf Jahren unter den besten Skifahrern der Welt hat ihn das gelehrt.