Voerde. Der Saisonstart des VfR Sölde beeindruckt die Beobachter der Fußball-Bezirksliga. Viele fragen sich daher, wie gut die Dortmunder wirklich sind.

Fünf Spiele, fünf klare Siege: Der VfR Sölde ist optimal in die Saison der Fußball-Bezirksliga gestartet und dem eigenen Anspruch, am Ende Meisterschaft und Aufstieg zu feiern, gerecht geworden. Da könnte sich ein Durchmarsch anbahnen, wie ihn der Kiersper SC in der Saison 2021/22 hingelegt hat. Nach dem 26. Spieltag, am 8. Mai 2022, war der Titel eingefahren.

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Die Sauerländer blieben bis zum 21. Spieltag unbesiegt, als die später zweitplatzierten SF Hüingsen als einziges Team der Saison über sie triumphierten. Trotzdem landeten sie am Ende mit insgesamt 75 Punkte und einem Vorsprung von 18 Zählern vor dem ersten Verfolger.

Passend dazu: Nach Schwelmer 2:5-Pleite: „Sölde ist keine Übermannschaft“

So weit ist das üppig verstärkte Team aus dem Dortmunder Osten noch nicht. Doch anders als die Kiersper, die auch viele Spiele nur ganz knapp für sich entschieden, haben die Sölder einen Toreschnitt von fünf pro Spiel in ihren ersten fünf Begegnungen vorgelegt. Da stellt sich schon die Frage, wer sie aufhalten kann. Dem Tabellenzweiten VfB Schwelm gelang es so wenig, wie Landesliga-Absteiger SC Berchum/Garenfeld, der als Ligadritter angereist war.

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Ennepetals Schulte sieht Chancen gegen Sölde

Matthias Thielicke, Trainer des SC Lüdenscheid, meint, dass auch der VfR Sölde schlagbar ist. „Zum aktuellen Stand kann und muss man davon ausgehen, dass Sölde die Liga dominieren wird. Doch genau das könnte dazu führen, dass sie irgendwann mit einer Nachlässigkeit zu Werke gehen. Und genau dann wird die Truppe vielleicht auf dem falschen Fuß erwischt.“

Der Meinung schließt sich Marc Schulte, Manager der U23 des TuS Ennepetal an, der bereits gegen den VfR gespielt hat. „Nur muss man dazu einen guten Tag erwischen. Den hatten wir nicht. Wenn man es aber schafft, defensiv kompakt zu stehen, ihnen im Mittelfeld wenig Raum lässt und dann mit schnellem Konterspiel über die Außen kommt, kann man sie knacken“, meint Schulte, der aber davon ausgeht, dass Sölde den Titel holen wird.

Auch Nermin Jonuzi, Trainer des VfB Schwelm, sieht die Sölder Söldnertruppe nicht als Über-Team an. „Wir haben ihnen drei der fünf Tore geschenkt. Spielerisch waren sie nicht stark, nur bei Standards“, stellte er nach der 2:5-Niederlage am vergangenen Sonntag fest.

Haspe setzt auf die heilige Asche

Michael Voigtländer, Übungsleiter der Elfer-Reserve, die gegen den aktuellen Tabellenführer mit 0:6 untergegangen ist, hingegen hat bei den Dortmundern keine Schwäche erkannt. „Die können sich nur selber schlagen“, meint er. Blau-Weiß Haspes Sportlicher Leiter Andreas Wilkes spielt in drei Wochen gegen den VfR Sölde. Er geht trotzdem optimistisch in die Partie. „Mit dem Heimvorteil auf unserer ‚heiligen Asche‘ können wir die Mannschaft sein, die ihnen den ersten Punkt wegnimmt – oder vielleicht auch drei.“ Seine Jungs seien jetzt schon ganz heiß auf das Spiel am 1. Oktober, denn „das ist das Bayern München der Liga.“

Einige Trainer trauen sich keine Einschätzung zu, so wie Markus Möller vom SC Obersprockhövel II: „Dazu kann ich nichts zu sagen, ich kenne die Truppe nicht, und wir haben noch nicht gegen sie gespielt.“ Augenzwinkernd fügt er hinzu: „Die müssen ja nicht schlecht sein.“ Genauso äußert sich auch Oliver Draxler vom SC Hennen.

Die Prioritäten liegen woanders

Schwerer Stand

Der Kiersper SC, souveräner Meister der Staffel 6 in der Saison 21/22, ist nach einer desaströsen Landesliga-Spielzeit mit 35:125 Toren wieder zurück – und dümpelt nach fünf Spielen im Mittelfeld der Staffel 5 herum.

Der aktuelle Titelträger VfB Westhofen tut sich ähnlich schwer in der Landesliga. Nach fünf Spielen stehen nur drei Punkte zu Buche.

Andere Trainer haben sich noch gar nicht mit dem Thema Sölde befasst, wie Sebastian Mariniak (FSV Gevelsberg) und Emrah Özüsaglam (BW Voerde). Der Co-Trainer des FSV setzt klare Prioritäten: „Der VfR Sölde ist das Letzte, womit ich mich derzeit beschäftige. Alles andere als das bevorstehende Derby gegen BW Voerde ist für mich tatsächlich erstmal uninteressant.“ Özüsaglam geht davon aus, dass auch Sölde schlagbar ist: „Mit Sicherheit sind sie das.“ Wo sie verwundbar sind, weiß er allerdings noch nicht: „Weil ich mich bisher mit ihnen nicht beschäftigt habe.“

Eines steht aber fest: Die Saison ist noch lang. „Da weiß man nie, was noch alles passiert“, meint Matthias Thielicke und nennt Unwägbarkeiten wie Verletzungen oder Spielerabgänge. „Von daher muss man abwarten, ob Sölde diese Dominanz dauerhaft bestätigt.“

Ähnlich äußert sich auch Martin Freitas-Gonzalez. Der Trainer des FC Herdecke-Ende sagt: „Wenn eine Mannschaft am Anfang der Saison so dominiert, dann ist das sehr stark. Aber eine Saison ist lang. Ich denke, man muss sich eingestehen, dass die Meisterschaft nur über Sölde gehen wird.“