Bochum. Ihre fußballerischen Anfänge hat Janine Angrick beim VfB Schwelm – von da aus ging es bis in die Bundesliga. Jetzt hat sie in Bochum große Ziele.
Die Frauenmannschaft des VfL Bochum bleibt bei ihrer Mission: Aufstieg in die 2. Bundesliga. Anführen soll das Team eine Schwelmerin, die seit Jahren dabei ist und nun wieder die Kapitänsbinde trägt: Janine Angrick. Sie steht mit dem VfL nach zwei Regionalliga-Spieltagen und zwei Siegen (9:0 Tore) an der Spitze der Tabelle. So soll es bleiben und der Verein setzt dabei auf die Erfahrung der Spielerin aus der Kreisstadt.
In Schwelm machte Angrick mit knapp vier Jahren die ersten Schritte auf dem Platz beim VfB Schwelm. Trainer der Mini-Kicker war damals Jürgen Prange, später hatte Christian Voshage sie unter seinen Fittichen. Unter ihm entwickelte sie sich stark und kickte bis zur C-Jugend mit Jungs. „Ab dann war es körperlich schon fordernd“, erinnert sich die heute 30-Jährige. Sie war kurz noch im neu gegründeten Mädchenteam des VfB am Ball und wechselte dann zum SV Büttenberg. Außerdem spielte sie in der Kreis- und Westfalenauswahl. Als sich in Schwelm wieder eine Frauenmannschaft gründete, war Angrick aber wieder dort aktiv und spielte mit einer Sondergenehmigung wieder bei den Jungs, auch noch ein Jahr lang in der B-Jugend, ehe es in weibliche Teams ging.
Auch für Deutschland am Ball
Bestens gerüstet kam die Schwelmerin dort an: Sie war nämlich schon für die deutsche U15- sowie U17-Nationalmannschaft aufgelaufen. „Ich war im erweiterten Kader, aber nie bei großen Turnieren“, erzählt Angrick. Bei einem Länderturnier in Deutschland erzielte die Mittelfeldspielerin gegen Schottland ein Tor im Trikot mit dem Adler auf der Brust. Bis heute hat sie übrigens die Position auf der Sechs inne, auf der sie schon in Kindheitstagen begann. Zwischenzeitlich spielte sie auch mal im offensiven Mittelfeld, gestaltet aber hauptsächlich das Spiel vor der Abwehr. „Mir hat leider etwas die Schnelligkeit für Außenpositionen gefehlt, aber ich fühle mich auch auf meiner Position sehr wohl“, sagt die Sport- und Deutschlehrerin.
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Im Altjahrgang der B-Jugend stand sie dann für die SG Wattenscheid auf dem Platz, bei den Juniorinnen und parallel auch schon bei den Frauen. Dort präsentierte sich Angrick weiter stark und traf erstmals auf Kyra Malinowski – ihre aktuelle Trainerin beim VfL Bochum. Dorthin ging es für die Schwelmerin nach dem Juniorenalter. Denn die Mannschaft in Wattenscheid löste sich auf und ein Großteil der Spielerinnen wechselte im Zuge einer Kooperation zum Stadtrivalen an die Castroper Straße. In den blau-weißen Farben lief sie fortan weiter in der 2. Bundesliga auf und sammelte wertvolle Erfahrungen im Frauenfußball. Die helfen ihr heute. „Besonders der Umgang mit herausfordernden Situationen wie Rückstände oder Rückschläge. Dabei helfen ihre Erfahrungen schon sehr“, weiß VfL-Cheftrainerin Malinowski.
Schwierige Duelle mit Popp und Harder
Nach 40 Ligaspielen an der Castroper Straße ging es 2015 für Angrick in den Norden zum BV Cloppenburg, damals ebenfalls Zweitligist, ehe sie ein Jahr lang für Werder Bremen in der ersten Liga auflief. Auf 19 Einsätze kam sie. „Dadurch, dass wir gegen den Abstieg gespielt haben, habe ich gelernt, stets positiv zu sein und die kleinen Erfolge zu schätzen. Außerdem wird man immer ehrgeiziger und lernt sich selbst noch einmal auf eine andere Art und Weise kennen“, berichtet Angrick.
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Nebenbei: Mit Bremen traf sie im Fußball-Oberhaus auf große Namen, darunter die Gevelsbergerin und aktuelle Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft, Alexandra Popp. Sie nennt zudem die aktuelle Spielführerin der dänischen Nationalmannschaft, Pernille Harder. Gegen die renommierten Stürmerinnen hatte sie einiges zu tun.
Früher auch schon Co-Trainerin
2018 zog es sie aufgrund ihres Master-Studiums wieder in die Heimat. „Ich wollte beides miteinander verbinden, ohne mich zu sehr in eine Richtung zu orientieren. Das hat geklappt“, freut sich die Spielerin, die seitdem beim VfL ist. In den vergangenen drei Jahren war sie als spielende Co-Trainerin aktiv, davor schon Kapitänin. Verantwortung ist für sie daher nichts Neues. „Es war als Co-Trainerin cool, vor einer Gruppe zu sprechen. Also das, was ich auch als Lehrerin machen muss. Es fiel mir auch nie schwer“, so Angrick. Sie kann sich in junge, zurückhaltende Spielerinnen hineinversetzen, da sie in der Jugend ähnlich war.
Und: „Ich höre mir auch an, was eine 17-Jährige sagt und nehme mir etwas davon an.“ Laut ihrer Trainerin, die sie als Ruhepol, Vorbild und Kommunikationstalent bezeichnet, sei sie ein Bindeglied zwischen Trainerteam und Kader: „Ihre Rolle ist gewinnbringend, sie hat immer ein offenes Ohr und kann sich zudem wieder mehr auf ihre eigene Leistung konzentrieren.“ Druck spüre die älteste Aktive im VfL-Team nicht, obwohl das Ziel die ersehnte Rückkehr in die 2. Bundesliga ist. „Wir wollten zuletzt immer aufsteigen, was leider nicht geklappt hat. Wir haben nun aber eine starke Mannschaft, nicht nur vereinzelt Leistungsträgerinnen. Das kurbelt auch den Konkurrenzkampf im Training an. Warten wir also mal ab, wie es am Ende der Saison ausgeht.“