Gevelsberg. Er ist Trainer, Torwart, Vorsitzender und manchmal auch noch Schiedsrichter: Baris Hanyildiz ist eigentlich die SG Vatanspor in einer Person.

Wenn Baris Hanyildiz an einem Sonntagmorgen aufsteht, bleibt nicht viel Zeit, um langsam und entspannt in den Tag zu starten. Zu eng getaktet ist der Tag für den 32-jährigen Gevelsberger, der beim Fußball-A-Ligisten SG Vatanspor im Tor steht. Doch eben nicht nur das: Zusätzlich ist er noch für den Verkauf bei den Heimspielen zuständig, coacht die eigene Mannschaft als Trainer und ist anschließend oder im Vorfeld noch als Schiedsrichter aktiv. Und weil das noch nicht alles genug ist, hilft er bei Bedarf auch noch in der zweiten Mannschaft des türkischen Vereins aus. Ohne Baris Hanyildiz geht bei Vatanspor nichts.

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Als am zweiten Spieltag der neuen Saison gleich beide Torhüter der zweiten Mannschaft vom Platz fliegen, überlegt Hanyildiz nicht lange. Er ist ja ohnehin am Platz, wenn sein Verein spielt. Schuhe schnüren, Handschuhe an und ab zwischen die Pfosten. Am Ergebnis ändert das nicht mehr viel, am Tagesablauf von Baris Hanyildiz aber eine ganze Menge. Denn eigentlich muss er ja sein Team auf das bevorstehende A-Liga-Spiel vorbereiten. Mitunter sorgt das schon einmal für eine volle Kabine.

Kaum Zeit zum Warmmachen

„In der Halbzeitpause der zweiten Mannschaft kommt die erste Mannschaft dann schon einmal mit in die Kabine“, sagt der 32-jährige Allesmacher. Dann hört er sich kurz an, was der Trainer der Reserve erzählt, um dann die A-Liga-Mannschaft auf das bevorstehende Spiel einzuschwören. Zwischen den beiden Partien bleibt einfach nicht genug Zeit, also muss die wenige Zeit gut koordiniert sein, um bestens genutzt werden zu können. Natürlich muss sich Hanyildiz dann auch noch auf sein eigenes Spiel vorbereiten, denn als Torwart ist er natürlich auch unerlässlich bei den direkten Vorbereitungen seines Teams vor einer Partie.

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Viele Unterstützer hat er in seinen verschiedenen Funktionen noch nicht, die, die ihm aber unter die Arme greifen, nehmen ihm einiges ab. Das Empfangen der Schiedsrichter, die Bezahlung der Unparteiischen, das Ausfüllen des Spielberichts oder der Verkauf der typisch türkischen Köstlichkeiten am Spielfeldrand. „Da habe ich meinen Vater mit ins Boot genommen, der mir an Spieltagen genauso hilft wie Sefa Tümöz hilft“, sagt Hanyildiz. An der Seitenlinie unterstützt Co-Trainer Samed Kus. „Auswechslungen rufe ich ihm aber vom Spielfeld heran“, sagt er und lacht.

Und nebenbei auch noch Schiedsrichter

Hilfe, die er auch benötigt. „An Heimspieltagen habe ich eigentlich keine freie Minute“, berichtet er. Und das hat auch noch mit einer weiteren Verpflichtung zu tun, die Hanyildiz für seinen Verein übernommen hat. Weil Vatanspor das geforderte Schiedsrichter-Soll nicht erfüllte, machte er vor einem Jahr den Schiedsrichterschein. Bis zu 15 Spiele muss er pro Saison leiten, tatsächlich steht er aber noch deutlich öfter auf den Sportplätzen der Region. Versuche, auch andere Vereinsmitglieder für diese eben verpflichtende Aufgabe zu begeistern, liefen ins Leere – einzig einen Freund aus seinem Bekanntenkreis konnte Hanyildiz überzeugen, Vatanspor in diesem Bereich zu unterstützen.

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Da kann ja durchaus schon einmal die Sorge aufkommen, dass es dem umtriebigen Hanyildiz irgendwann zu viel wird und er sich vom Verein zurückzieht – sonderlich wahrscheinlich ist das aber nicht. Nach seiner Jugendzeit beim VfB Schwelm wechselte Hanyildiz in die Senioren der SG Vatanspor, stieg gleich in seinem ersten Seniorenspiel in die Kreisliga A auf, ehe es in den folgenden Jahren bis nach ganz unten in die C-Liga ging. „Eigentlich habe ich hier schon alles mitgemacht“, sagt er.

„Zum Glück macht meine Frau das alles mit“, sagt der zweifache Familienvater. Die beiden Kinder kommen an den Spieltagen oft mit zum Platz – wie sollte es auch anders sein. So sehen sie ihren Vater nicht nur Fußballspielen, sondern auch gleichzeitig einen ganzen Fußballverein fast im Alleingang managen. Wenn das mal nicht auf den Nachwuchs abfärbt.