Gevelsberg. Für das Team von Vatanspor Gevelsberg ist Serkan Kilerci kein Weg zu weit: Um so oft es geht dabei zu sein, fährt er 100 Kilometer – mit dem Zug.
Wenn Serkan Kilerci von Vatanspor Gevelsberg aus der Fußball-Kreisliga C zum Training aufbricht, beginnt für den jungen Fußballer immer wieder aufs Neue eine kleine Reise. Knapp 100 Kilometer muss er mit dem Zug zurücklegen, bis er an seinem Ziel ankommt. Beinahe zwei Stunden dauert die Bahnfahrt von seiner Heimat Rheda-Wiedenbrück bis zu seinem Verein im für ihn so weit entfernten Gevelsberg – nur um sich nach den ganzen Reisestrapazen in der niedrigsten Liga die Beine blutig zu grätschen.
Bis es zu diesem äußerst ungewöhnlichen Umstand kam, dauerte es allerdings seine Zeit. Lange bevor Kilerci bei dem türkischstämmigen Team seine ersten Spiele absolvierte, kannte er den Verein bereits sehr gut. Schließlich trainiert sein Schwager Baris Hanyildiz schon seit einem halben Jahr den Gevelsberger Klub. „Ich habe bereits einige Male bei den Spielen zugeschaut, als ich noch nicht hier gespielt habe“, erinnert sich der 21-Jährige an die Anfänge bei seinem aktuellen Verein zurück.
Vom Zuschauer wird Kilerci zum Mitspieler
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Irgendwann hielt es ihn jedoch nicht länger nur auf den Zuschauerrängen. Kilerci wollte nach einigen Jahren Pause vom Fußball endlich wieder selber vor den Ball treten. „Ich wusste schon, dass das Team von meinem Schwager wenige Spieler hatte. Also habe ich angefangen, bei Vatanspor immer wieder mal auszuhelfen, wenn Not am Mann war“, beschreibt der Kicker aus der Nähe von Gütersloh seine ersten Schritte auf den Fußballplätzen im Ennepe-Ruhr-Kreis.
Eigentlich war damals nicht geplant, dass er ein fester Bestandteil beim C-Ligisten werden sollte. Auch in seinem Kopf fühlte sich Kilerci zunächst eher als Aushilfsspieler bei der SG. Das sollte aber nicht lange so bleiben, wie er selber berichtet. „Ich bin zunächst nur gekommen, wenn ich Lust hatte. Mit der Zeit habe ich immer mehr gemerkt, wie viel Spaß ich hatte. Es haben sich dann richtige Freundschaften entwickelt“, schwärmt er.
So richtig wohl fühlt er sich nur bei Vatanspor
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Dass er sich keinen Verein bei sich in der Umgebung suchte wie es bei den meisten Fußballern der Fall ist, wenn sie nach einer längeren Unterbrechung wieder auf dem Feld stehen möchten, hatte dabei seine Gründe. Nach einigen Probetrainings bei verschiedenen Mannschaft stellte der Angreifer schnell fest, dass es zwischen ihm und den Spielern nie so passte, wie er es sich wünschte. Vor allem der mangelnde Zusammenhalt in den Teams war für ihn ein wichtiges Ausschlusskriterium, warum er nicht direkt vor seiner Haustür wieder mit seinem Hobby anfing.
Weil er sich für Vatanspor entschied, verbringt er nun viele Wochenenden nicht mehr in seiner Heimat, sondern im weit entlegenen Gevelsberg. Einmal in der Woche besucht er nach Möglichkeit das Training von der Spielgemeinschaft. „Und wenn ich mal nicht kommen kann, dann gehe ich in meiner Heimat laufen. Meine Füße lege ich aber nie hoch“, erzählt er.
Die Musik ist ein treuer Begleiter
Als Einheit seiner Wahl hat er sich den Freitag auserkoren. Um 14 Uhr steigt er dann in Rheda-Wiedenbrück in den Zug, welcher ihn zunächst nach Hamm bringt. Dort steigt er um und fährt bis nach Schwelm, wo er von einem Teamkollegen abgeholt wird. Musik ist ihm dabei ein treuer Reisebegleiter. „Ich höre viel Deutschrap und alte Songs. Aber auch motivierende Lieder finde ich sehr gut“, beschreibt er seinen Musikgeschmack.
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Das komplette Wochenende verbringt er dann bei seinen Mitspielern. Dass es auch mal Tage gibt, an denen er keine große Lust auf den ganzen Stress hat, gibt der Rechtsaußen von dem C-Ligisten ganz offen zu. „Wenn ich dann nach dem Training kaputt bin, frage ich mich schon manchmal, warum ich mir das alles zumute“, meint er. Doch eine Antwort hat er schnell parat: Er möchte mit seinen Freunden eine schöne Zeit verbringen – und am Ende der Saison den Aufstieg schaffen, damit er nicht mehr in der niedrigsten Liga antreten muss – auch wenn dafür stundenlange Bahnfahrten nötig sind.