Ennepetal. Jahr für Jahr ist der TuS für viele Experten der große Außenseiter in der Fußball-Oberliga. Das sorgt in Ennepetal für besonders große Motivation.

Dass der TuS Ennepetal vor einer Saison von vielen Experten nicht unbedingt zu den Anwärtern für die Meisterschaft erklärt wird, ist nichts Neues. Wie in den vergangenen zwölf Jahren auch wähnen die Kenner der Fußball-Oberliga die Ennepetaler immer in den unteren Tabellengefilden, einige nennen das Team von Trainer Sebastian Westerhoff sogar als Abstiegskandidat. Angesichts der vergangenen Saison, die der TuS als 16. gerade so über dem Strich beendete, ist das für die Experten keine allzu gewagte These, allerdings lassen einige dabei außer Acht, dass der TuS Ennepetal die Rückrunde als Siebter beendete. Für die Beteiligten im Bremenstadion ist die Einschätzung als Außenseiter auch nicht überraschend und sorgt trotzdem für ein gewisses Maß an gesonderter Motivation.

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Nicht selten werden öffentlich getätigte Aussagen über die Leistungsfähigkeit einer Mannschaft für Motivation innerhalb des bewerteten Teams genutzt. Manche Trainer hängen solch negative Einschätzungen und Statements dann schon einmal gerne vor einem Spiel an die Kabinenwand. „Ich habe das jetzt nicht ausgedruckt, angesprochen habe ich es aber schon“, sagt Sebastian Westerhoff. „Eigentlich interessiert mich sowas nicht, aber das war jetzt auch schon ein Ansporn vor dem ersten Spiel“, gibt er offen zu.

Ennepetal geht den eigenen Weg

Oftmals beziehen sich die Experten dabei auf die Verstärkungen eines Teams, die angesichts der finanziellen Möglichkeiten des TuS Ennepetal oft nicht so prominent ausfallen, wie bei anderen Oberligisten. „Was die finanziellen Mittel betrifft, werden wir da schon ganz richtig eingeordnet. Das sagt aber nichts über die sportliche Qualität aus“, sagt Thomas Riedel. Er und Leon Enzmann verpflichten oftmals junge Spieler aus unteren Klassen, die im Bremenstadion die Gelegenheit bekommen, sich in der Oberliga zu präsentieren, dort erste Erfahrungen sammeln und sich nicht selten auch ins Schaufenster für andere Vereine stellen. Das zeigte auch der vergangene Sommer, in dem die Ennepetaler Talente holten, die nun beim TuS ihre ersten Oberliga-Minuten sammeln. Neu hinzu kommen gestandene Spieler wie beispielsweise Christoph van der Heusen oder Eric Yakhem, die die jungen Talente anleiten sollen.

Komplett neuformierter TuS Bövinghausen kommt ins Bremenstadion

Am zweiten Spieltag bekommt es der TuS Ennepetal am Sonntag (15.30 Uhr) mit einem Schwergewicht der Fußball-Oberliga zu tun. Zu Gast auf dem Kunstrasenplatz im Bremenstadion ist der skandalträchtige TuS Bövinghausen.

Die Dortmunder haben zum Auftakt gegen den Lokalrivalen ASC 09 Dortmund mit 1:2 verloren. In diesem Sommer gab es einen immensen Umbruch in Bövinghausen, unter anderem verließ Weltmeister Kevin Großkreutz den Verein. Trainer des neuformierten Teams ist Christian Knappmann.

Für Ennepetals Trainer Sebastian Westerhoff ist der TuS Bövinghausen entsprechend schwer einzuschätzen. „Ich rechne mit einem individuell sehr starken Gegner, der versuchen wird, uns früh unter Druck zu setzen“, sagt er. Dies zeichnete die Teams von Trainer Knappmann in den vergangenen Jahren immer aus.

Fehlen werden dem TuS Ennepetal die verletzten Marius Müller, Sebastian Lötters, Halil Tok und Stefan Siepmann.

Das größte Faustpfand neben der Spielklasse ist für Thomas Riedel das Vereinsleben beim TuS. „Wir sind ein Dorfverein und auch stolz darauf“, sagt er. Was auf der einen Seite vielleicht die finanziellen Möglichkeiten begrenze, sei auf der anderen Seite in Bezug auf das Miteinander ein nicht zu unterschätzender Faktor. „Wir wissen auch aus vielen Gesprächen mit Spielern, dass das hinlänglich bekannt ist“, sagt Riedel. Egal ob Knobelrunden, gemeinsame Mannschaftsfahrten der Herren-Teams oder das gesellige Beisammensein nach Trainingseinheiten und Spielen: In Ennepetal entstehen durch die gemeinsame Zeit beim TuS oft auch Freundschaften unter den Akteuren, die über den Fußball hinaus gehen. „Wir haben uns in diesem Sommer nicht nur qualitativ verstärkt, sondern das Gefüge gefestigt. Die mannschaftliche Geschlossenheit ist größer geworden“, berichtet Sebastian Westerhoff. Und die sei in manchen Momenten besonders wichtig und mache auf Sicht jeden einzelnen Spieler besser. „Und ganz so schlecht sind wir im individuellen Bereich auch nicht“, findet der Ennepetaler Trainer.

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Oft bleiben Spieler, die sich für ein Engagement im Bremenstadion entschließen, länger als nur ein Jahr – wie es bei anderen Vereinen nicht immer üblich ist. Wenn dann mal ein Spieler den Klub verlässt, sind es nicht selten private oder berufliche Veränderungen, die zu einem Abgang führen. Jüngstes Beispiel dafür ist Hendrik Brauer, der gerne beim TuS geblieben wäre, die weiten Wege zwischen Arbeitsplatz, Wohnort und dem Bremenstadion aber nicht mehr stemmen konnte. Andere Spieler wie unter anderem Marvin Weusthoff, Abdulah El Youbari, Nils Nettersheim, Deniz Yasar oder etliche weitere finden sich schon ewig in Ennepetal wieder und sorgen so für eine Qualität, die Sebastian Westerhoff in den Einschätzungen der Experten oftmals zu kurz kommt. „Das sind alles Jungs, die die Oberliga besser kennen als viele unserer Gegner. Das hilft uns in vielen Momenten sehr“, sagt er.

Manchmal fehlt die Motivation

Und so wird sich der TuS Ennepetal auch in dieser Saison, der inzwischen 12. Oberliga-Spielzeit am Stück, wieder als Underdog wiederfinden, der von so manchem Team unterschätzt wird. „Vielleicht sind manche Gegner nicht so motiviert gegen uns, wie sie es gegen Lotte, Bövinghausen oder andere Spitzenteams sind. Das hilft uns, wir müssen das aber auch immer annehmen und für uns zu nutzen wissen“, weiß Westerhoff.

Der Anfang in dieser Saison ist mit dem 1:0-Erfolg über das, natürlich stärker eingeschätzte, Team des SV Schermbeck schon einmal gemacht.