Ennepetal. Mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison muss der TuS Ennepetal auf zwei Spieler verzichten – was aber nichts mit Verletzungen zu tun hat.

Bei einem internationalen Turnier zu spielen ist ein Traum vieler Fußballer. Einmal im Nationaltrikot für das eigene Land auf der großen Bühne auflaufen. Für zwei Spieler des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal wird dies nun Realität, wenn auch in einer etwas anderen Form: Torwart Marvin Weusthoff und Mittelfeldstratege Marius Müller treten mit der Polizei-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in England an.

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Beide sind seit Sommer 2022 in Newcastle mit dabei, nachdem sie bei der Deutschen Meisterschaft einen guten Eindruck bei den Scouts der Polizei hinterließen. In der Qualifikation zur Europameisterschaft wirkten sie bereits mit, und dürfen das Trikot nun weiter tragen, da sie es in den Kader für das Turnier geschafft haben. Der Fachwart Holger Schwabe hat sie für das Turnier in England in der Zeit vom 21. bis 28. Juli nominiert. Sie haben sich sehr gefreut. „Es ist einfach etwas Besonderes, das Land vertreten zu dürfen. Zu den letztendlich 18 besten deutschen Fußballern bei der Polizei zu gehören ist eine besondere Auszeichnung und eine Ehre“, äußert sich Marius Müller.

Ehemalige Profis im Kader

Im Kader sind übrigens einige ehemalige Profis. Dazu zählen Daniel Bohl (früher Energie Cottbus), Sergej Evljuskin (VfL Wolfsburg, Hessen Kassel), Stefan Müller (Karlsruher SC) und Stephan Thee (SpVgg Unterhaching, VfL Osnabrück). Evljuskin ist derzeit verletzt, die anderen drei stehen aber mit Marvin Weusthoff und Marius Müller auf dem Feld. Es sei daher nicht einfach gewesen, in den endgültigen Kader zu gelangen. „Ich musste schon mit Leistung überzeugen und deshalb bin ich froh, dass ich mitfahren darf“, freut sich Müller.

Marius Müller hinterließt zuletzt einen sehr guten Eindruck in der Vorbereitung beim TuS Ennepetal.
Marius Müller hinterließt zuletzt einen sehr guten Eindruck in der Vorbereitung beim TuS Ennepetal. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Für Teamkamerad Weusthoff sei es „eine schöne Geschichte, wenn jemand aus unserem Team mal im Profibereich gespielt hat“. Es mache für ihn jedoch keinen Unterschied. „Es fühlt sich genauso an wie immer“, sagt Weusthoff nüchtern. Zumal die Mannschaftskollegen mittlerweile selbst nur noch in höheren Amateurligen spielen. „In gewisser Weise sind sie zwar Führungsspieler. Aber wir können alle ganz gut gegen den Ball treten“, betont Weusthoff. Für das Nationalteam spielt das natürlich eine Rolle, wenn Spieler es zu einem großen Turnier schaffen möchten.

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Duo fehlt dem TuS für zwei Wochen

Der Oberligist TuS Ennepetal befindet sich aktuell in der Vorbereitung auf die neue Saison. Der erste Spieltag ist Mitte August angesetzt, die Elf von Trainer Sebastian Westerhoff tritt zum Auftakt auswärts beim SV Schermbeck an. Bis dahin soll die Mannschaft vorbereitet sein.

Dabei kommt es auch auf Torwart Marvin Weusthoff und Mittelfeldspieler Marius Müller an, da sie zum Stammpersonal zählen. Ihr Coach gönnt den beiden natürlich die Nominierung für den Kader der deutschen Polizei-Nationalmannschaft anlässlich der Europameisterschaft in Newcastle: „Es ist für die beiden ein riesiges Erlebnis. Ich hoffe, dass sie erfolgreich zurückkommen.“ Allerdings fehlen sie ihm dadurch knapp zwei Wochen lang. „Das ist natürlich schade, aber sie spielen in der Zeit ja trotzdem Fußball“, so Westerhoff. Und er hofft, dass sie ohne Blessuren wieder im Bremenstadion ankommen. Je nach Belastung spricht er ab, ob sie eine kleine Pause nach der EM erhalten. „Wir schauen, wie oft sie wirklich spielen und wie sie die Belastung verpacken.“

Die meisten Nationalspieler sind ohnehin schon mehrere Jahre dabei. Ein Grund mehr zur Freude von den Kickern des TuS Ennepetal. Es gibt auch gar nicht so viele junge Spieler, Marius Müller gehört mit seinen 27 Jahren noch in die jüngere Hälfte. Die meisten Polizisten, die in der Fußball-Nationalelf spielen, sind über 30 Jahre – so wie der 33-jährige Weusthoff. Der bildet gemeinsam mit Danny Kempter (34) aus Berlin übrigens das Keeper-Duett. Der TuS-Torhüter rechnet sich gute Chancen aus, zu spielen. Der größte Grund: Das Turnier wird innerhalb von nur sechs Tagen ausgetragen. Nach einer Vorrunde mit zwei Gruppen à vier Mannschaften folgen Halbfinale und Finale. Das bedeutet bis zu fünf Spiele, die jeweils über üblichen 90 Minuten gehen.

„Das ist schon heftig und wird vor allem für die Feldspieler eine Tortur“, so Weusthoff. Auf dem Weg zum Tor sind also Marius Müller und die Mannschaftskollegen enorm gefordert. „Es ist eine Ausnahmesituation für den Körper und eine besondere Belastung, bei der die Verletzungsgefahr natürlich höher ist. Aber aufgrund dieses besonderen Ereignisses nehme ich die Belastung gerne auf mich“, so Müller. Viel Freizeit nebenbei bleibt ebenso wenig. Ein Tag ist nach der Vorrunde spielfrei. Die Partien werden in der Mittagszeit ausgetragen, danach steht die Erholung an. Auch ein Physiotherapeut ist für Behandlungen mit dabei.

Nominierung der anderen Art

Um es in das Nationalteam der Polizei zu schaffen, müssen die Spieler neben besonderen fußballerischen Fähigkeiten auch soziale Werte erfüllen. Dabei geht es wie im Beruf unter anderem um Disziplin und Menschlichkeit. „Es gehört dazu, um sich vernünftig zu präsentieren“, sagt Weusthoff. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei jedoch locker. Trotzdem werde intensiv trainiert, wenn Lehrgänge wie zuletzt im Juni in Bayern anstehen. „Es ist eine andere Arbeit als mit einer Vereinsmannschaft. Es geht hauptsächlich darum, dass wir zusammenfinden und schauen, wie wir miteinander spielen, um eine Taktik zu entwickeln“, erklärt Weusthoff. Deutschland werde wohl in der häufig gewählten 4-3-2-1-Formation auflaufen.

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Das Ziel ist klar: der Titel. Den möchte die deutsche Polizeiauswahl nämlich verteidigen. Sie zählt nach dem Gewinn im Jahr 2018 als Favorit. Die Niederlande und England haben ebenfalls gute Chancen. Tschechien sowie Bulgarien sollen darüber hinaus gutes Spielmaterial mitbringen – beide sind neben Dänemark Vorrundengegner von Deutschland. So sind Weusthoff und Müller also direkt gefordert – und können im Nationaltrikot überzeugen.