Sprockhövel. Mit dem Wechsel zum VfL Bochum ging Nina Kerkhof den nächsten Schritt. Doch dann verletzte sie sich – und steht trotzdem nun in der Startelf.
Als sie damals im Kindesalter das erste Mal vor den Ball trat, war ihr klar: Das ist mein Sport. Also ging es ab zum FSV Gevelsberg. Dort durchlief Nina Kerkhof einige Jugendteams und schon früh ließ sich ihr Talent erkennen. Mittlerweile spielt die 18-Jährige in der Frauenelf des VfL Bochum, die in der beendeten Saison den Aufstieg in die 2. Bundesliga verpasst hat.
Die Kickerin war von 2008 bis 2016 durchgängig in ihrer Heimat beim FSV am Ball. Danach ging es weiter zur TSG Sprockhövel, in die D-Jugend. Sie behauptete sich fortan gegen Jungen in ihren Mannschaften und als Gegner auf dem Feld. Genauso, wie es bei der heutigen Nationalspielerin Lena Oberdorf war, die ebenfalls ihre Wurzeln in Gevelsberg hat. „Ich hätte die aktuelle Saison noch beendet, dann wäre ich sowieso in den Frauenbereich gewechselt“, sagt Nina Kerkof, die vor einem Jahr in der C-Jugend der TSG das Sonderrecht hatte, mit 17 Jahren bei den Jungen mitzuwirken. Dort ging es noch bis zum Winter weiter.
Erst das Knie, dann die Hüfte
Ärgerlich: Genau im letzten Spiel für die TSG Sprockhövel verdrehte sich Nina Kerkhof ein Knie. Sie erholte sich zunächst über den Jahreswechsel und wurde für den VfL in Freundschaftsspielen eingesetzt. Nach knapp zwei Wochen traten Hüftprobleme bei der jungen Fußballerin auf. „Ich benötigte Cortisonspritzen, um schmerzfrei zu sein“, erinnert sie sich. Es folgten mehrere Monate, in denen sie eine Verletzungspause einlegen musste. Kein guter Start, doch sie ließ den Kopf nicht hängen.
Lesen Sie hier: Alex Popps Kolumne: „Dieser Misserfolg war nicht so schnell abzuhaken“
Umso mehr freute sie sich, als sie Anfang Mai endlich zum ersten Mal für den VfL in der Regionalliga auflaufen durfte – sie spielte beim 1:1 des VfL gegen Bayer Leverkusen II gleich die vollen 90 Minuten. „Ich war froh, überhaupt wieder auf dem Platz zu stehen“, sagt sie. Im Ligaspiel zuvor gegen den VfR Warbeyen saß sie auf der Bank, kam aber nicht zum Einsatz. Das erste Pflichtspiel verkraftete sie gut und wurde von Trainerin Kyra Malinowski belohnt: Gegen die Sportfreunde Siegen trug sie ebenfalls das komplette Spiel über das Bochumer Trikot.
Tränen nach verlorenem Pokalfinale
Und danach wurde sie im Kräftemessen mit dem 1. FFC Recklinghausen eingewechselt. In den abschließenden Ligaspielen war sie ebenfalls im Kader, aber erneut körperlich angeschlagen. Die Gevelsbergerin wurde an Fronleichnam im Finale des Westfalenpokals und damit letztem Spiel des VfL in der Schlussviertelstunde eingewechselt – die Bochumerinnen verloren 0:4 gegen Arminia Bielefeld. Nina Kerkhof war bei der Siegerehrung gerührt, es kullerten ein paar Tränen nach der einerseits harten aber gleichzeitig für sie persönlich zuversichtlichen Saison.
Sie ist gespannt, wie sie sich weiterentwickeln wird. Durch die Zeit in den männlichen Jugendteams habe sie eine andere Härte kennengelernt, die sie gut auf die Partien in den Frauenligen vorbereitet hat. „Es ist aber nicht unbedingt so viel weniger. Es ist ein anderes Umfeld, in dem ich mich behaupten muss. Was ich vor allem in Jugendteams gelernt habe, ist die Zweikampfstärke. Aber ich komme auch schneller zum Abschluss und komme gut in Eins-gegen-eins-Duellen klar“, erzählt die Abiturientin.
Gute Ausbildung in Kaiserau
Sie wird ihren Schulabschluss am Mädcheninternat in Kaiserau machen. Das besucht sie seit Sommer 2019. Unter den Augen von Verbandssportlehrer Björn Leres hat sie einen starken Eindruck in der U18 hinterlassen, in den individuellen Trainingseinheiten neben denen in Sprockhövel sowie auch in Vergleichsspielen mit dem Team am Internat. Sie verbesserte etwa das Spiel mit ihrem schwächeren Fuß oder das Spielen langer Bälle. Durch die guten Kontakte seitens Björn Leres zum VfL Bochum absolvierte Nina Kerkhof dort ein Probetraining, in dem sie überzeugte. So landete sie schließlich an der Castroper Straße – wobei die Spiele der Frauenelf nicht im Ruhrstadion sondern auf dem Leichtathletik-Platz ausgetragen werden.
Die talentierte Spielerin arbeitete sich so nach und nach vor. Sie spielte schon in Jugendjahren in Kreisauswahlteams der Jungen mit und konnte am Stützpunkt in Hagen zusätzliche Einheiten absolvieren. Sie fühlt sich im zentralen Mittelfeld wohl, war in jüngster Vergangenheit als Sechserin im Einsatz. Zuvor war sie durch ihre Geschwindigkeit auch auf den Flügeln zu finden – bis die Jungs ihr einen Schritt voraus waren. Beim VfL hat sie noch keine feste Position. „Meine Trainerin hat mich zuletzt wieder eher außen gesehen“, verrät Nina Kerkhof, die auch in der kommenden Saison für den VfL auflaufen wird. Ihr Fokus liegt weiterhin voll auf dem Fußball.