Ennepetal. Als bei den Ennepetal Raccoons noch Baseball gespielt wurde, war Dzierson die einzige Spielerin unter Spielern. Inzwischen kickt sie in Silschede

Sie ist schon lange auf dem Fußballfeld zuhause, sorgt dort bei der Frauen-Elf des FC SW Silschede für ordentlich Tempo auf den Flügeln. Dafür brennt Leonie Dzierson. Doch früher war sie jahrelang in zwei Sportarten gleichzeitig unterwegs. Neben dem Fußball noch beim Baseball – und damit in zwei eher entfernten Bereichen.

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Die Sportlerin ist in Ennepetal aufgewachsen und stieg im frühen Jugendalter gemeinsam mit ihrem Bruder Lucas bei den Ennepetal Raccoons ein. Dort war außerdem ihr Cousin Julius Hilger am Start – und Onkel Achim war als Trainer über Jahre sehr engagiert, bis es Ende 2021 zum Ende der Ligateams kam.

Viel Training in gleich zwei Sportarten

Die Jugendmannschaft entwickelte sich ganz zu Beginn als eine talentierte Mischung zu einem spielstarken Team. Leonie Dzierson war dabei nur eine von zwei weiblichen Spielerinnen und musste sich gegen die Jungs durchsetzen. „Es hat mich angespornt. Da ich Spielzeiten haben wollte, musste ich die Sache ernst nehmen, was ich auch gemacht habe“, erzählt die 26-Jährige.

Leonie Dzierson von den Ennepetal Raccoons war eine Zeit lang die einzige Baseballspielerin in der Region.
Leonie Dzierson von den Ennepetal Raccoons war eine Zeit lang die einzige Baseballspielerin in der Region. © Fabian Vogel | Fabian Vogel

Für sie standen in der Woche somit mehrere Trainingseinheiten an. Zweimal beim Fußball plus ein Spiel am Wochenende. „Beim Baseball hatten wir jeden Tag Trainingsmöglichkeiten, neben dem Feld auch Laufen oder teilweise Schwimmen. Im Sommer kamen die Spiele dazu“, sagt Leonie Dzierson. Wenn sie über ihre Leidenschaft neben dem Fußball spricht, merkt sie, dass ihr Baseball schon sehr fehlt. Sie hatte auf ihrem Weg aus der Jugend in das Landesliga-Team eine sehr schöne Zeit. „Es war gemeinsam mit dem Fußball teilweise richtig viel Zeitaufwand. Aber ich habe es nicht geschafft, bei einem von beiden einfach aufzuhören“, verrät sie.

Durch den Baseball im Fußball auf den Flügel

Die Abwechslung, die die Kickerin rückblickend nennt: In einer Sportart war sie allein unter weiblichen Teamkolleginnen, in der anderen gemischt und später nur mit Männern. „Das Sprinttraining beim Baseball war sehr intensiv. Fast alle waren schneller als ich, aber ich wollte einfach an ihnen dranbleiben. So bin ich beim Fußball auch auf den Flügel gelangt“, erzählt sie. Und beim Baseball wollte sie sich natürlich mit den oftmals auch nur männlichen Gegnern messen. „Manchmal waren sie irritiert, wenn ich ihnen gegenüberstand. Teilweise haben sie mich unterschätzt“, merkt sie mit einem Schmunzeln an und ergänzt: „Bei Würfen des Pitchers auf den Batter, der schlägt, mussten sie sich umstellen und tiefer werfen, was ihnen nicht immer gut gelungen ist.“

Bei den Raccoons soll wenn möglich wieder ein Ligateam aufgebaut werden. Doch alles ist ungewiss, nachdem eben die Hoffnung auf eine für die Bundesliga notwendige größere Spielfläche durch die nüchterne Absage der Stadt platzte und es keine eigene, erweiterte Platzanlage gab. „Darüber waren wir sehr enttäuscht. Hätten wir eher Bescheid gewusst, hätten sich einige wohl früher umorientiert und die Kraft, das große Projekt aufzuziehen, hätte anders investiert werden können. Auch die zweite Mannschaft konnte nicht gehalten werden, das war schade und ärgerlich“, findet Leonie Dzierson klare Worte. Für sie brach durch das parallele Fußballspielen jedoch nicht der geliebte Sport komplett weg. Fußball hätte sie zu der Zeit ohnehin weiterhin gespielt.

Wechsel nach Silschede

Mit dem Fußball begonnen hat die flinke Spielerin übrigens beim FFC Ennepetal, als sich der Verein 2009 gründete und fortan seine Mädchen- und Frauenteams aufbaute. Nach Silschede wechselte Leonie Dzierson in der Saison 2018/19, zur Winterpause. Seitdem ist sie ein fester Bestandteil der Bezirksliga-Auswahl. „Teamsport war immer schon etwas für mich. Und der Fußball, meine Mannschaft in Silschede, hat mich in gewisser Weise auch aufgefangen, als ich mit dem Baseball aufgehört habe“, gibt die Sportlerin einen Einblick in ihr Inneres.

Derzeit existiert bei den Raccoons nur eine gemischte Hobbymannschaft, die aber nur Softball statt richtiges Baseball spielt. „Die Regeln unterscheiden sich. Ich kenne zwar das Team und die Trainer, würde dann aber lieber wie früher Baseball spielen“, gesteht Leonie Dzierson, die weiterhin passives Mitglied im Baseball- und Softballclub ist. Aktuell ist sie sich sicher: „Zwei Sportarten wären mittlerweile zu viel, das habe ich auch schon zur Zeit des Studiums gemerkt. Jetzt kommen der Beruf und mein Hund hinzu. Ich plane daher nicht, wieder mit Baseball zu beginnen, falls sich die Möglichkeit ergeben würde. Auch, wenn genau dieser Sport bei mir schon noch ein Thema ist.“