Ennepetal. Nach Absage der Stadt an einen Baseball-Platz in Ennepetal beschließt Zweitliga-Team den Rückzug vom Spielbetrieb. Die Hintergründe.
Tief sitzt der Schmerz der Ennepetal Racoons nach der Entscheidung des Sportausschusses der Stadt Ennepetal, keine Baseball-Anlage am Tanneck zu errichten (wir berichteten). Seit mehreren Jahren hatten die Verantwortlichen des Vereins nach einer Möglichkeit gesucht, künftig Zweitliga-Baseball in Ennepetal zu spielen. Nun steht fest: Aus diesen Plänen wird nichts. Am gestrigen Donnerstagabend entschieden sich die Zweitliga-Spieler der Raccoons in einer gemeinsamen Mannschaftssitzung nun dazu, in der kommenden Spielzeit nicht mehr am Spielbetrieb der 2. Baseball-Bundesliga teilzunehmen.
„Eine solch emotionale Sitzung habe ich in meinen vielen Jahren als Trainer oder Nationalspieler noch nie erlebt. Es war unglaublich schlimm. Die Spieler waren frustriert. Aus der Frustration wurde schnell Enttäuschung und es sind auch Tränen geflossen“, berichtet Raccons-Trainer Achim Hilger vom Teammeeting.
Nachdem die Spieler und Verantwortlichen des Baseball-Vereins aus Ennepetal in den vergangenen jahren verschiedenste Möglichkeiten sondiert hatten, eine sportliche Heimat in Form einer eigenen Baseball-Anlage zu finden und zuletzt geglaubt hatten, es gäbe eine realistische Chance auf eine Heimspielstätte am Tanneck, stehen nun viele Fragezeichen bezüglich der Zukunft des Baseballs in Ennepetal im Raum.
Neben der Entscheidung des Zweitliga-Kaders, aufgrund fehlender Perspektive auf leistungsorientierten Baseball in Ennepetal nicht am Spielbetrieb der kommenden Saison teilzunehmen, gab auch Trainer Achim Hilger bekannt, dass er sein Amt zur Verfügung stellt. „Unter diesen Voraussetzungen sehe ich einfach keine Zukunft für die Mannschaft, deshalb habe auch ich die Konsequenzen aus den jüngsten Entwicklungen gezogen“, erklärt der Ennepetaler. Bis zum Ende des Jahres will er den Kader der Ennepetaler jedoch noch weiter trainieren, um die Spieler fit zu halten und in guter Form einem abnehmenden Verein übergeben zu können.
Besonders bitter ist die Absage der Stadt an eine Heimspielstätte vor allem, da der Kader der Raccoons für die kommende Zweitliga-Saiosn so gut wie komplett war: „Zu 95 Prozent stand der Kader und wir hatten wieder eine sehr gute Truppe zusammen, mit der wir sicherlich um den Aufstieg mitgespielt hätten. Zwei Erstliga-Profis, einen US-Amerikaner und einen Venezolaner hatten wir schon verpflichtet. Den Spielern habe ich aber bereits abgesagt“, erklärt Hilger.
Eine kleine Hintertür lassen sich die Zweitliga-Spieler der Raccoons jedoch noch offen: „Wir warten bis Weihnachten noch mal ab, ob vielleicht nicht doch noch ein Wunder geschieht und wir eine Spielstätte in Ennepetal bekommen. Davon ist aber nicht auszugehen, deshalb ist das wahrscheinlichste Szenario, dass die Mannschaft abgemeldet wird“, so Hilger.
Die weiteren Mannschaften der Raccoons sollen vorerst jedoch weiter am Spielbetrieb in den verschiedenen Spielklassen teilnehmen. Eine Auflösung des Vereins steht somit aktuell nicht im Raum. „Die anderen Teams werden weiter bestehen. Wir haben eine funktionierende Jugendarbeit, die dann eben nicht mehr darauf ausgelegt ist, ambitionierte Spieler an den Zweitliga-Kader heranzuführen, sondern für andere Vereine auszubilden“, so der langjährige Trainer der Ennepetaler.
Besonders tief sitzt der Schmerz bei den Raccoons, da die Stadt aus Sicht des Vereins in den vergangenen Jahren nicht das Gefühl vermittelt hätte, ein ernsthaftes Interesse an einer Errichtung der benötigten Baseball-Anlage zu haben. „Wir haben trotz des 38-jährigen bestehens unseres Vereins nie das Gefühl gehabt, wirklich dazu zu gehören. Das fängt bei der Verteilung von Trainingszeiten an und hört bei dem Engagement für eine Baseball-Anlage auf“, so Hilger. Der frustrierte Coach erklärt: „Wir haben für unsere Zeitliga-Mannschaft zwei Trainingszeiten unter der Woche bekommen: monats von 18 bis 20 Uhr und donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Monats mussten wir mit 30 Spielern ein halbes Feld nutzen. Die Stadt hat es über Jahre nicht geschafft, gut Bedingungen zu schaffen, auf der anderen Seite aber gerne in Anspruch genommen, wenn wir auf Stadtfesten präsent waren oder am Sportkarussell teilgenommen haben“, ärgert sich Hilger.
Was die Zukunft des Vereins anbetrifft, hält es der Verantwortliche des Vereins für denkbar, dass die Raccoons die Stadt Ennepetal verlassen, sollte eine Kommune in der Umgebung bessere Bedingungen bieten können. „Ich kann mir das durchaus vorstellen. Sollte es da eine Möglichkeit geben, würde der Vorstand das mit Sicherheit diskutieren“, blickt Hilger voraus.