Gevelsberg. Benedict Philippi ist in dieser schwierigen Saison einer der besten Gevelsberger. Es wird allerdings seine letzte sein. Deswegen hört er auf.

Oftmals werden die Spiele des Handball-Oberligisten HSG Gevelsberg/Silschede inzwischen im Internet live gestreamt – zumindest die Auswärtsspiele. So wie beim Spiel der Gevelsberger bei den SF Loxten. Die beiden Kommentatoren der Partie kamen während der Übertragung immer wieder auf einen Akteur der HSG zu sprechen: Benedict Philippi. Die häufigen Erwähnungen verdiente sich der Rückraumrechte durch seine starke Leistung nicht nur in diesem Spiel. Philippi ist einer der Leistungsträger bei den Gevelsbergern – umso schmerzhafter ist es, dass der 36-Jährige seine Schuhe im Sommer an den Nagel hängen wird.

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Nachvollziehen kann Sascha Šimec die Entscheidung seines in dieser Saison zweitbesten Torschützen. Ärgerlich ist sie angesichts der Bedeutung des drittligaerfahrenen Philippis aber trotzdem. „Für mich ist er einer der wurfgewaltigsten Spieler der Oberliga“, sagt Šimec. Widersprechen werden ihm da wohl nur die wenigsten Gegner der HSG, denen Philippi bisher 88 Tore einschenkte. „Körperlich habe ich keine Probleme“, sagt der gebürtige Hamburger. Doch er wolle auch nicht so lange spielen, bis dass irgendwann der Fall sein könnte.

Alt und spießig geworden

Vielmehr sind es die verschobenen Prioritäten im Leben eines Mittdreißigers. Der Job nimmt mehr Zeit in Kauf, ein Haus ist gekauft und nach 20 Jahren im gehobenen Amateurhandball hat Benedict Philippi auch einfach mal Lust, seine Wochenenden eben nicht um die Spiele herum zu planen. „Vielleicht bin ich jetzt auch einfach etwas alt und spießig geworden“, sagt er und lacht. So wie auch bei seiner Aussage, dass er sich „nicht selbst überleben“ wolle. Was nichts anderes heißt, dass auch er merkt, das seine Mitspieler teilweise nur noch halb so alt sind wie er. Oder: Teilweise waren seine Mitspieler noch nicht geboren, da spielte Philippi schon in der dritten Liga.

Bester Gevelsberger aus dem Spiel heraus

Alle seiner 88 Tore erzielte Benedict Philippi in dieser Saison aus dem Spiel heraus.

Mehr Tore für die HSG Gevelsberg/Silschede hat nur Christopher Schrouven geworfen. Zu seinen 81 Feldtoren kommen 35 verwandelte Siebenmeter. Insgesamt kommt Schrouven damit auf 116 Tore.

Toptorjäger der gesamten Handball-Oberliga ist Luca Sewing von der TSG Harsewinkel mit 224 Toren.

Sportlich hingegen zeigt der Rückraumspieler Woche für Woche, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Viel mehr geht er bei der HSG voran, offensiv wie defensiv ist seine Präsenz eigentlich kaum wegzudenken. Seinen Pass will er in jedem Fall bei den Gevelsbergern liegen lassen, denn vielleicht, und daran glaubt Philippi momentan eigentlich selbst nicht, wird ihm nach einem halben Jahr auch langweilig ohne den Sport, der lange Jahre sein Leben mitgeprägt hat.

Philippi will sich anständig verabschieden

Nach zwei Jahren in der Oberliga mit der HSG Gevelsberg/Silschede ist jedenfalls erst einmal Schluss – sowohl für Benedict Philippi wie auch für die Gevelsberger. Die haben zwar noch rechnerische Chancen auf den Klassenerhalt, realistisch betrachtet aber ist von einem Abstieg in die Verbandsliga auszugehen. „Für uns geht es jetzt noch darum, sich anständig zu präsentieren“, weiß auch Philippi. Beim letzten Auftritt der HSG beim Tabellenführer Altenhagen-Heepen gelang das mal so überhaupt nicht, Gevelsberg ging mit 18:40 baden.

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Ein Klassenunterschied war das, der so beim kommenden Spiel am Freitagabend (20 Uhr) beim Soester TV nicht zu erwarten ist – was die Aufgabe bei den noch um den Klassenerhalt kämpfenden Soestern nicht einfacher machen wird. „Auswärtsspiele in Soest sind nie einfach“, sagt deshalb auch HSG-Trainer Sascha Šimec. Beim angestrebten sportlich anständigen Abschied aus der Oberliga soll doch noch der ein oder andere Sieg herausspringen. „Wenn wir einen guten Tag erwischen, dann können wir auch in Soest mithalten“, sagt Benedict Philippi. Was wohl für Gevelsberg in den meisten Spielen in der Oberliga galt und noch gelten wird, ehe es in der kommenden Saison aller Voraussicht nach in der Verbandsliga weiter geht. Dann aber ohne Benedict Philippi.