Ennepetal. Vier Jahre lang prägte Alex Thamm den TuS Ennepetal – und tut es aktuell immer noch. Grund ist die besondere Verbindung zu Sebastian Westerhoff.
Rein formal gesehen sind Alex Thamm und Sebastian Westerhoff zwei Trainer des Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal, zwischen ihren Amtszeiten lag die von Dragan Petkovic. Doch Thamm und Westerhoff haben eine innige Verbindung. Das hat Vorteile in Bezug auf den TuS gebracht – und den aktuellen Coach dadurch erst als Verantwortlichen an die Seitenlinie.
Sowohl „Thammi“ als auch „Wester“ waren in ihrem Jugendalter talentierte Fußballer. Der Hattinger und der Sprockhöveler kannten sich, begegneten sich sportlich später immer wieder. Als direkte Gegner auf dem Feld verpassten sie sich. Als Westerhoff der Weg in den Profibereich mit Einsätzen für vier Jugend-Nationalmannschaften für Westerhoff nicht weiterging, spielte er auf ambitionierter Amateurebene weiter – auch gemeinsam mit Thamm. Erst bei der damals noch bestehenden Reserve des VfL Bochum, danach bei der SpVgg Erkenschwick und später noch einmal beim VfL Marl-Hüls.
Gemeinsam einen Fanclub gegründet
Beide haben zudem hintereinander die Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann beim VfL Bochum absolviert. So haben sich die Kicker aus Leidenschaft noch intensiver kennengelernt und fühlen sich verbunden. Und es gibt eine weitere Schnittstelle: Beide sind Mitbegründer eines Fanclubs des VfL Bochum. Er trägt den Namen „Der VfL ist einfach Kult“. Thamm sagt daher: „Wir kennen uns definitiv sehr gut und haben auch regelmäßig Kontakt, sprechen dabei aber nicht allein über Fußball.“
Lesen Sie auch: Ennepetals neuer Trainer: Das ist der Wester
Er verfolge weiterhin die Ergebnisse und Situation des TuS Ennepetal. Nicht nur, weil einer seiner besten Kollegen dort an der Seitenlinie steht. „Für unsere junge Trainergeneration ist es aus sportlicher Sicht gut, dass durch die höchste Amateurspielklasse sportlich ein gewisser Druck da ist. Aber außerhalb gibt es den nicht, das Team um Thomas Riedl gibt Trainern eine gute Chance. Daher freue ich mich nun für beide Parteien, für Wester als Trainer und den TuS als Verein“, äußert sich Thamm. Westerhoff schätzt ebenfalls die „familiäre Atmosphäre“, die in Ennepetal trotz der hohen Spielklasse herrscht.
Thamms Meinung wird in Ennepetal geschätzt
Als es für Thamm vor einem Jahr nicht mehr weiterging, sich die Wege aber doch einvernehmlich trennten, hatte er vier Jahre lang das Geschehen rund um das Bremenstadion geprägt. Dort wird er nach wie vor geschätzt und wurde sogar gefragt, welche Trainer er sich für den TuS vorstellen kann, verrät Thamm. Er nannte dabei auch den Namen Westerhoff. Der folgte also Ende 2022 auf Dragan Petkovic. „Ennepetal hat mit ihm aktuell eine gute Phase, die Jungs belohnen sich. Ich hoffe, dass sie in der Oberliga bleiben“, so Thamm. Sein Weggefährte drück ihm ebenfalls die Daumen.
Auch interessant: Ennepetals Linus Frölich erklärt den „Wester-Effekt“
Die beiden haben zuletzt vor zwei Wochen telefoniert. Wie übrigens auch kurz Westerhoffs Amtsantritt in Ennepetal. „Er hat sich über die Gegebenheiten informiert und wir haben über die Mannschaft gesprochen. Er sieht als guter Fußballer aber selbst, wer kicken kann und was er machen muss. Er ist einfach ein Menschenfänger und weiß, worauf es ankommt“, lobt ihn Thamm. Das freut Westerhoff natürlich „Dadurch, dass er einiges in Ennepetal aufgebaut hat, spornt es mich an. Man orientiert sich aneinander, ich wollte auch auf die Ebene“, sagt der TuS-Coach. Und er kannte durch die Verbindung schon einige Spieler, schon lange vor dem Wechsel auf der Bank. Was ihm den Einstieg erleichterte.
Warum Thamm Westerhoff nichts erklären musste
Vergleichbare Ausgangssituation für beide Trainer
Sebastian Westerhoff steckt mit dem TuS Ennepetal im Abstiegskampf und möchte mit seiner Elf am Sonntag im Heimspiel gegen Victoria Clarholz weiter punkten. Fehlen werden dabei weiterhin Stefan Siepmann (Muskelfasserris) und und Pascal Zippel (Ermüdungsbruch). Der TuS möchte seine gute Serie fortsetzen und die zuletzt schwächelnde Phase des kommenden Gegners ausnutzen.
In der Oberliga Niederrhein kämpft Alexander Thamm mit dem SC St. Tönis um den Klassenerhalt. Das Team hat seit dem Jahreswechsel aus acht Spielen sieben Punkte geholt und steht – wie Ennepetal in Westfalen – knapp vor der mit sechs Mannschaften bestückten Abstiegszone. Ein Testspiel zwischen St. Tönis und Ennepetal war übrigens Ende Januar geplant, fiel wegen des schlechten Wetters aber aus.
Er schätzt Thamm genauso: „Was er aufgebaut hat, hilft mir als Trainer. Es sind gute Jungs im Team, fußballerisch wie auch menschlich.“ Im Team sind noch viele Spieler, die bereits unter Thamm auf dem Platz standen. So konnte sich Westerhoff im Vorfeld ein etwas besseres Bild machen. „Ich musste ihm aber nicht erklären, dass etwa Robin Gallus einen feinen linken Fuß hat, Nils Nettersheim einen enormen Antritt oder Marius Müller eine starke Schusstechnik. Das erkennt Wester alleine“, sagt Thamm.
Kann Westerhoff auch interessante Ansätze für seinen Kollegen geben? „Das brauche ich gar nicht“, winkt er direkt ab und schiebt hinterher: „Er macht sein Ding gut und wir wissen beide, was wir ansprechen müssen. Und ich habe auch mitbekommen, dass Ennepetal mit Thammi zwischenzeitlich mal auf Platz eins stand.“ Von Thamm, der zwei Jahre älter ist als der 37-Jährige, habe er einiges mitgenommen. Beispielsweise wie er generell den Fußball spielen lässt oder sich auf die Mannschaft einstellt.
Die eigene Elf möchte Westerhoff nun weiterentwickeln. Dazu gehört seit vergangenem Sommer Ramin Shabani. Er war übrigens von St. Tönis nach Ennepetal gewechselt – wo Thamm nun Chefcoach ist. Aber damit hatte Thamm nichts zu tun, es ist nur ein weiterer Berührungspunkt zwischen den beiden Trainern und dem TuS Ennepetal.