Gevelsberg/Dortmund. Popp, Oberdorf, Klostermann: Die Stadt Gevelsberg produzierte in der Vergangenheit namhafte Fußballer. Der Nächste steht nun in den Startlöchern.
Die Stadt Gevelsberg hat schon so manchen prominenten Namen im Fußball hervorgebracht. Bei den Frauen glänzen Alexandra Popp und Lena Oberdorf, bei den Herren Lukas Klostermann – allesamt wichtige Kräfte in den deutschen Nationalteams, die ihre Wurzeln in der Stadt haben. Auch Lenas Bruder Tim hat es in den Profifußball geschafft, als Spieler beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Wird diese Riege in den kommenden Jahren um den Namen Kjell Wätjen erweitert? Die Chance besteht, wenn man Medienberichten glauben darf.
Noch dürfte Kjell Wätjen vielen Fußballfans kein Begriff sein, es sei denn, sie schauen regelmäßig Spiele der U17-Mannschaft von Borussia Dortmund. Dort ist der Youngster, der am 16. Februar seinen 17. Geburtstag feiert, nämlich Stammkraft und trägt die Kapitänsbinde. In dieser Saison absolvierte er neun Spiele für die U17 des BVB, dabei gelangen ihm zwei Tore und sechs Vorlagen.
Durch einen Ferienkurs beim BVB gelandet
Angefangen mit dem Fußballspielen hat Wätjen allerdings beim FSV Gevelsberg. 2015 nahm er als Spieler der Gevelsberger U9 an einem Ferienkurs der Schwarz-Gelben teil und überzeugte, daraufhin wechselte er in die U10 der Bundesligisten und durchlief seitdem die Dortmunder Jugendabteilung, machte zudem acht Spiele für die U16-Nationalmannschaft.
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Das heißt aber natürlich noch lange nicht, dass er in den kommenden Jahren tatsächlich den Sprung in den Profifußball schafft. Viele Talente überzeugen im Nachwuchs, können sich dann aber im Erwachsenenfußball nicht durchsetzen. Was spricht dafür, dass es Wätjen schafft? Einem Bericht der „Sport Bild“ zufolge haben die BVB-Verantwortlichen intern ein Ranking ihrer aussichtsreichsten Talente erstellt. Neben dem Briten Jamie Bynoe-Gittens, der bereits fester Bestandteil des Profikaders ist, sowie Julian Rijkhoff und Abdoulaye Kamara soll auch Kjell Wätjen dabei besonders hervorgehoben worden sein.
Ricken hat Wätjen auf dem Radar
Dortmunds Nachwuchschef Lars Ricken nannte Wätjen jüngst nur in einer Aufzählung als einen von vielen interessanten Spieler im Jugendbereich des BVB. Im Interview mit den Ruhr Nachrichten sagte der 46-Jährige: „In Nnamdi Collins, Filippo Mané, Elias Benkara, Luke Rahmann und Tyler Meiser haben wir gleich fünf talentierte Innenverteidiger und sind dort extrem gut aufgestellt für die nächsten Jahre. In Paris Brunner, Kjell Wätjen, Almugera Kabar und Charles Herrmann haben wir viele weitere spannende Spieler.“
Wätjen also einer von vielen? Das klingt anders als im „Sport Bild“-Bericht, passt aber auch dazu, dass Ricken kein Talent zu sehr ins Rampenlicht stellen will. Dies könnte unter Umständen Druck aufbauen, der in diesem Alter auch schädlich sein kann.
Wätjen spielt bereits Europapokal
Gefördert wird Wätjen allerdings konsequent vom BVB und nach und nach an ein höheres Niveau herangeführt. Schon seit einer Weile trainiert der zentrale Mittelfeldspieler immer wieder mit der U19-Mannschaft. In der Hinrunde kam er am letzten Gruppenspieltag der UEFA Youth League, dem internationalen Nachwuchswettbewerb für Champions-League-Teilnehmer, zu einem 45-minütigen Einsatz gegen die U19 des FC Kopenhagen.
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Was für ein Spielertyp Wätjen ist, lässt sich gut aus Publikationen der Schwarz-Gelben ablesen, denn dort kamen in der Vergangenheit Trainer des Gevelsberger Fußballers zu Wort. 2018 sagte Tim Kirk, damals Wätjens Trainer in der U12, im BVB-Spieltagsmagazin über ihn: „Kjell ist in der Lage, das Spiel zwischen Mittelfeld und Angriffslinien gut zu verbinden und Räume hinter der gegnerischen Verteidigungslinie zu finden. Diese visuelle und räumliche Wahrnehmung ermöglicht es ihm, zeitweise einen Vorteil gegenüber seinen Gegnern zu erlangen, was Chancen schafft, um Tore zu erzielen. Seine Technik ist für jemandem in seinem Alter überdurchschnittlich gut.“
Lobende Worte und eine gute Selbsteinschätzung
Zwei Jahre später, Wätjen war nun Teil der U14, bezeichnete ihn sein Trainer Karsten Gorges in einem Artikel auf der BVB-Homepage als „fleißig und durchsetzungsstark“, lobte seine „vorbildliche Einstellung zum Sport“ sowie seine „große Lernbereitschaft“. In diesem Artikel äußerte sich auch Kjell Wätjen selbst. Über sein Spiel sagte er damals: „Ich mag hohes Tempo, bin torgefährlich, habe einen guten Überblick und spiele immer wieder Bälle in die Tiefe. Ich bin sehr ehrgeizig und deshalb manchmal auch zu hastig in meinen Aktionen. Daran arbeite ich.“
Wätjen offenbarte damals bereits ein gesundes Selbstbewusstsein, verlor aber auch seine Schwächen nicht aus den Augen. Wenn er es schafft, weiter hart an sich zu arbeiten und seinen Spielwitz beizubehalten, dann kann ihm in den kommenden Jahren vielleicht der Sprung nach oben gelingen – und Gevelsberg wäre um einen weiteren Profifußballer reicher.