Ennepetal. Ennepetals Lahchaychi verletzte sich im Sommer schwer – nun sorgt die WM beim Deutsch-Marokkaner für Motivation – das sind seine Comeback-Pläne.

Der überraschende Erfolg der marokkanischen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar ist gerade ein großes Thema. Nach dem Sieg über Spanien (3:0 nach Elfmeterschießen) wartet im Viertelfinale nun der nächste Brocken auf die Nordafrikaner: Portugal. Auch in der heimischen Sportszene spricht man darüber. Mit Ibrahim Lahchaychi und Abdullah El Youbari gibt es beim Oberligisten TuS Ennepetal gleich zwei Spieler mit marokkanischen Wurzeln.

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Dabei kann der Offensivspieler Lahchaychi schon seit längerer Zeit nicht mehr am Spielgeschehen mitwirken, wenn seine Mannschaft auf dem Feld um den Klasserhalt kämpft. Sein aktueller Gesundheitszustand nach dem Schien- und Wadenbeinbruch beim Fritz-Selve-Turnier im Juli ist weiterhin kompliziert. Zur Erinnerung: Er hatte unmittelbar nach seiner Verletzung sogar noch auf dem Platz eine Narkose bekommen, bevor er überhaupt erst mit gerichtetem Bein ins Krankenhaus transportiert werden konnte.

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Wie geht es ihm mittlerweile, nach bereits drei erfolgten Operationen? „Soweit geht es mir gut, wobei es noch eine ganze Weile dauern wird, bis ich wieder auf dem Feld stehen kann. Ich mache mir dabei keinen Druck, das weiß der Verein auch“, erklärt Lahchaychi. Der 33-Jährige möchte später auf jeden Fall wieder vor den Ball treten, will daher seine Reha ernst und motiviert angehen. Mit Schiene und Krücken, die er seit Kurzem nicht mehr benötigt, hatte er zuletzt die Spiele seines Teams mitverfolgt. Und auch bei den Spielen der aktuell laufenden Fußball-Weltmeisterschaft, von denen er viele schaut, denkt er sich: „Ich möchte gerne immer auf dem Platz stehen, jedes Mal dabei sein.“

Sieg war möglich

So wie Teamkollege El Youbari, der vor einiger Zeit eine ähnliche Verletzung überstanden hatte und stark zurückgekommen ist. Beide beflügelt nun der Erfolg Marokkos bei der Weltmeisterschaft: „Die Vorrunde von der Nationalmannschaft war bereits stark, vor allem in der Defensive hat Marokko überzeugt. Das Achtelfinale war also das Mindestziel. Der Sieg gegen Spanien war möglich, aber ich hätte nicht zu 100 Prozent damit gerechnet“, erzählt Lahchaychi.

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Ihm gefällt die Weltmeisterschaft bislang gut. Bei der marokkanischen Nationalelf hat er vor allem Abdelhamid Sabiri im Blick. Denn: In der Saison 2015/16 hatte dieser ihm in der Oberliga mit den Sportfreunden Siegen noch gegenübergestanden. „Er hat es nach ganz oben geschafft. Mein Traum war es auch mal, Nationalspieler zu werden“, verrät Ennepetals Mittelfeldakteur. Das verbindet ihn daher umso mehr mit Marokko und seinem weiteren Weg im Fußball. Und er hofft nun auf den nächsten Sieg der Nordafrikaner.

Gute Aussichten

Dem Ennepetaler steht im Januar die vierte Operation bevor, sie musste aufgrund eines zwischenzeitlichen Rückfalls und schlechter Blutwerte nach hinten verschoben werden. „Dann soll ein eingesetzter Nagel aus dem Knie entfernt werden, um das Bein wieder mehr zu dynamisieren“, erklärt der Verletzte. Danach möchte er motiviert die Reha angehen. Aktuell kann er im Fitnessstudio aufs Fahrradergometer, dazu trainiert er seine Oberkörpermuskulatur weiter. Und hofft, 2023 zur neuen Saison wieder einsteigen zu können. „Laut Arzt sind die Aussichten gut, wenn die OP gelaufen ist“, so Lahchaychi.

brahim Lahchaychi jubelt über ein Tor.
brahim Lahchaychi jubelt über ein Tor. © Marinko Prša

Thomas Riedel, der Sportliche Leiter des TuS, nimmt kein Blatt vor den Mund: „Ihm geht es aus rein sportlicher und fußballerischer Sicht natürlich im Moment beschissen.“ Die Verletzung sei wegen des damit verbundenen komplizierten Heilungsverlaufs „einfach der Wahnsinn“. Riedel schätzt, dass der kampfstarke und vielseitige Offensivakteur frühestens Ende 2023 wieder auf dem Platz stehen wird.

Das tut dem TuS weh, denn er fehlt der Mannschaft, gerade in einer sportlich schwierigen Situation wie aktuell. „Nicht nur aus spielerischer Sicht merken wir seinen Ausfall. Er ist einer unserer laufstärksten Spieler und geht überall dort hin, wo es wehtut“, bedauert Riedel. Gerade weil Lahchaychi in der vergangenen Saison für Ennepetal in der Abstiegsrunde mit jeweils vier Toren und vier Vorlagen in neun Spielen einer der wichtigsten Ennepetaler Kicker war – und seine Mannschaft dadurch genauso glänzte wie es aktuell bei seinen Landmänner als Überraschungsteam bei der Fußballweltmeisterschaft der Fall ist.