Gevelsberg. Außergewöhnlich viele gute Sportlerinnen und Sportler kommen vom Gymnasium in Gevelsberg. Das tut die Schule für die sportlichen Talente.
Lena Oberdorf und Lukas Klostermann. Zwei Namen, die am Gymnasium Gevelsberg ihr Abitur gemacht haben und als Leistungssportler parallel den Sprung in den Profifußball geschafft haben. An der Schule bereiten sich aktuell mehrere Sportler auf den höchsten Schulabschluss vor, die parallel im Leistungssport unterwegs sind. Dabei unterstützt das Gymnasium sie besonders.
Schulleiterin Gabriele Streckert steht voll hinter den besagten Schülern. „Das gesamte Kollegium trägt es mit“, freut sie sich. Ihre Kinder waren selbst im Leistungssport unterwegs, daher ist sie näher dran als womöglich andere Lehrer. Es gibt zwar am Gymnasium keine Lehrkraft, die zusätzlich noch ein Auge auf die Schüler im ambitionierten Sportbereich wirft, doch auf dem Weg auf die womöglich höchste Bühne sollen den jungen Talenten auch keine Steine in den Weg gelegt werden.
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Dies würde im Übrigen ebenfalls bei Schülern so gehandhabt werden, die in einem anderen Bereich besondere Fähigkeiten aufweisen und Möglichkeiten sowie Chancen dadurch entstehen. „Wenn jemand etwa in der Musik in einem Orchester mitspielen würde“, nennt Gabriele Streckert als weiteres Beispiel. Sie ist stolz auf ihre Schüler, die neben dem Lernstoff auf einem Weg in eine womöglich große Zukunft sind.
Die jungen Talente
Zwei Schülerinnen spielen aktuell in der B-Juniorinnen-Bundesliga West mit dem VfL Bochum: Laureen Kerkhof (ehemals FSV Gevelsberg) und Liv Merle Baumert (ehemals FC SW Silschede). Sie schafften vor der laufenden Saison den Aufstieg mit ihrem Team. Daneben ist Sebastian Boltersdorf in der U16 des VfL Bochum aktiv. „Ich habe die Freistellungen immer schnell und zuverlässig bekommen. Das ging auch mal für vier Tage, als ich mit der Westfalenauswahl einen Lehrgang hatte“, erzählt der Fußballer.
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Er und Laureen Kerkhof sind in der 10. Klasse, Liv Merle Baumert in Stufe 11. Letztere trug zuletzt auch mal die Kapitänsbinde beim VfL. „Ich bin von der Schule einmal für die Westfalenauswahl für zwei Tage freigestellt worden und zuletzt habe ich für ein Turnier mit meiner Mannschaft des VfL Bochum auch direkt eine Unterschrift bekommen, dass ich den Unterricht eher verlassen darf“, erzählt Laureen Kerkhof.
Besonderer Umgang mit talentierten Sportlerinnen und Sportlern
Der Aufwand kann sogar noch größer werden, wenn Schüler es in Jugend-Nationalmannschaften schaffen und dann auch mal eine Woche oder länger für einen Lehrgang, ein Trainingslager oder ein großes Turnier unterwegs sind. So wie es bei Lena Oberdorf der Fall war – sogar als jüngste deutsche Frauen-Nationalspielerin überhaupt. „Sie haben wir auf ihrem Weg oft unterstützt und sind ihr entgegengekommen“, erzählt Gabriele Streckert.
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Wie sieht das konkret aus? „Die Schüler werden von uns für Lehrgänge oder Wettkämpfe beurlaubt, wodurch keine Fehlstunden für sie entstehen“, erklärt die Schulleiterin. Die Fehlstunden tauchen seit einiger Zeit nicht mehr auf dem Abschlusszeugnis auf. Doch die würden die Schüler eben gar nicht ansammeln, wenn sie aufgrund ihres Leistungssports unterwegs sind.
Klausuren werden schon einmal im Ausland geschrieben
Im kleinsten Fall dürfen sie etwa mal zwei Stunden eher den Unterrichtstag verlassen. Es kann jedoch passieren, dass sie einen geplanten Tag für eine Klausur nicht in der Schule sein können. „In dem Fall haben sie auch schon mal bei einem Turnier im Ausland parallel die Klausur geschrieben. Unter Aufsicht eines Lehrbeauftragten, der bei großen Sportverbänden mit dabei ist und im Vertrauen von den Schulen in einem versiegelten Umschlag die Aufgabenstellungen mitnimmt“, verrät Gabriele Streckert.
In kleineren Verbänden ist dies nicht immer möglich. Bei Randsportarten können dennoch Absprachen zwischen der Schule und den Schülern getroffen werden. „Im Fußball ist es oft einfacher und kein großes Problem“, sagt auch die Gevelsberger Schuldirektorin. Manchmal passt es im Stundenplan auch, so dass es keine Kollisionen mit dem Leistungssport gibt. „Es hängt quasi von der Kurswahl ab, manchmal kann es aber schwieriger sein“, sagt Gabriele Streckert. Dann werden mit den Vereinen zum Teil Absprachen getroffen und so gemeinsame Lösungen gefunden – um eventuell die nächsten Nationalsportler auf ihrem Weg und dem Erlangen des Abiturs zu unterstützen.