Ennepetal. Der vergangene Winter lief durchwachsen für das Ennepetaler Ski-Ass Andreas Sander. Die Analyse war aufschlussreich, jetzt geht es wieder los.

Dass Andreas Sander nicht nur auf Skiern eine gute Figur abgibt, konnten seine Fans in dieser Woche auf Instagram verfolgen. Ein Zuspiel mit einem Fußball seines Kollegen nahm der Ennepetaler in unnachahmlicher Manier volley und beförderte es zum nächsten Mannschaftskameraden. Der Spaß kommt nicht zu kurz, trotz der großen Anspannung vor der am Samstag beginnenden Saison. Der Skirennfahrer Sander geht in seine insgesamt zwölfte Saison im Weltcup-Zirkus, in der der inzwischen 33-Jährige mit der notwendigen Lockerheit wieder dahin möchte, wo er vor der durchwachsenen Saison 2021/22 bereits war: ganz nah an die Podeste.

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Als immer noch amtierender Vize-Weltmeister in der Abfahrt fehlt Andreas Sander in seiner Karriere noch ein Platz unter den ersten Dreien bei einem Weltcup-Rennen. Großen Druck, das unbedingt noch erreichen zu müssen, verspürt der Ennepetaler aber nicht. „Meine Karriere ist für mich nicht unvollendet, wenn es damit vielleicht nicht klappen sollte“, sagte er bei einem Termin in seiner Heimatstadt Ende April.

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Da war die Saison der alpinen Skirennfahrer noch nicht lange beendet. Hinter Sander lag ein Winter, in dem er den eigenen, gehobenen Ansprüchen an sich selbst nicht gerecht werden konnte – und das obwohl er in seinen Kerndisziplinen Abfahrt und Super G durchaus passable Ergebnisse erreichte. Als Zwölfter des Super-G-Weltcups lieferte Sander beispielsweise das zweitbeste Ergebnis seiner Karriere ab. In der Abfahrt hingegen blieb er allerdings deutlicher hinter den Erwartungen zurück, am Ende eines durchwachsenen Winters reichte es nur zu Platz 33. „Mein Anspruch ist es schon, in beiden Disziplinen unter die ersten 15 zu kommen“, sagt er.

Vorbereitung in Südamerika

Einen Haken scheint Andreas Sander hinter diesen vergangenen Winter noch nicht gemacht zu haben – die Lehren hat er aber daraus gezogen. Großartige Veränderungen in der Vorbereitung auf die nun beginnende Saison habe es aber nicht gegeben. Und doch unterschieden sich die Monate vor dem Weltcupstart an diesem Wochenende etwas von denen im Vorjahr. So gab es nach zweijähriger Unterbrechung wieder ein Trainingslager in Südamerika, genauer gesagt in Chile.

Hier geht es für den Ennepetaler Andreas Sander in diesem Winter um Weltcup-Punkte und WM-Medaillen.
Hier geht es für den Ennepetaler Andreas Sander in diesem Winter um Weltcup-Punkte und WM-Medaillen. © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Einen weiteren Grund für eine etwas veränderte Vorbereitung gab es durch den ursprünglich für Ende Oktober geplanten Saisonauftakt am Matterhorn. Der Weltverband FIS hatte sich überlegt, ein weiteres, ganz besonderes Rennen rund einen Monat vor dem üblichem Saisonstart in Nordamerika anzusetzen. Spektakuläre Bilder und ein Rennen in gleich zwei Ländern sollten da entstehen – doch die gab es nicht. Zu wenig Schnee und Eis gab es rund um einen der höchsten Gipfel Europas, so dass das Rennen, das die Teilnehmer durch die Schweiz und Italien geführt hätte, nicht stattfand. Wie gewohnt wird nun im kanadischen Lake Louise gestartet.

Darum lief es 2021 nicht rund bei Andreas Sander

Um sich rechtzeitig zu akklimatisieren, reiste das deutsche Speed-Team um Andreas Sander bereits vor einer Woche nach Nordamerika. Vorbereitet wurde sich in Copper Mountain im US-Bundesstaat Colorado. Dort präsentierte sich Sander in guter Verfassung, entgegen der Vorsaison, wo ihn eine Erkrankung nach einer starken Vorbereitung im Sommer zurückgeworfen hatte. „Im Herbst 2021 hatte ich körperlich Probleme, anschließend war ich deutlich anfälliger für Krankheiten. Vielleicht war das auch ein Grund, warum es bei mir nicht so gut lief“, sagt Sander.

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Nun aber geht der immer noch für die Skigemeinschaft Ennepetal startende Sander gesund in die neue Saison. Die Handbremse, die einige Experten bei ihm im vergangenen Winter immer wieder festgestellt hatten, soll sich wieder lösen. „Ich will zeigen, dass ich besser fahren kann als vergangene Saison und dass der zweite Platz bei der Weltmeisterschaft keine Eintagsfliege war“, beschreibt Sander seine Ziele. Die Vorbereitung verlief in jedem Fall nach seinem Geschmack. „Ich bin jetzt deutlich entspannter“, sagt er. Die gelöstere Stimmung heiße aber nicht, dass er in den entscheidenden Momenten, wenn es in Lake Louise wieder mit Geschwindigkeiten rund um die 130 km/h den Berg hinunter geht, nicht genug Anspannung an den Tag legen wird.

Besondere Unterstützung

Nach dem Weltcup in Kanada geht es unmittelbar weiter in die USA, wo der zweite von insgesamt drei Weltcups in Nordamerika stattfinden wird. Bevor es zum dritten Mal in Nordamerika um Punkte gehen wird, geht es zurück nach Europa, wo die großen Klassiker mit Gröden, Bormio, Wengen und Kitzbühel auf den Weltcup-Tross warten. Ende Januar kommt es dann zum Heimweltcup in Garmisch-Partenkirchen, was nur rund 100 Kilometer von Sanders Wohnort Burgberg im Allgäu liegt. Bei einem dieser Rennen hofft Sander auf ganz besondere Unterstützung. „Vielleicht sieht mein Sohn seinen Papa das erste Mal bei so einem Rennen“, sagt Andreas Sander.

Vielleicht gibt ihm sein Sohn anschließend an das Rennen in Garmisch-Partenkirchen auch noch die richtigen Tipps für den Höhepunkt dieser Saison mit auf den Weg. Anschließend an den Weltcup nahe der Heimat geht es nämlich Anfang Februar zur Weltmeisterschaft ins französische Courchevel – und da geht der Ennepetaler als einer der ins Rennen, der bei der WM 2021 für eine dicke Überraschung sorgte. „Das ist aber noch weit weg. Erst einmal muss ich mich im Weltcup zeigen, damit ich in unserem starken Team auch einen Platz für die WM bekomme“, sagt Andreas Sander. Deswegen spielt der Fußball erst einmal keine große Rolle mehr.