Ennepetal. Zwölf Jahren ist Abdulah El Youbari beim TuS Ennepetal. Dort wo es für ihn begann, könnte es nun wieder hingehen. Er selbst glaubt nicht daran.

Als Abdulah El Youbari 2010 zum TuS Ennepetal wechselte, spielte der Verein noch dort, wo es in der kommenden Saison wieder hingehen könnte: in der Fußball-Westfalenliga. Damals ging es in seiner zweiten Saison im Bremenstadion hoch in die Oberliga, wo die Ennepetaler bis heute ohne Unterbrechung spielen. In dieser Saison läuft es allerdings alles etwas anders als in den vergangenen Jahren. Der TuS ist seit einigen Wochen ganz unten in der Fußball-Oberliga angekommen. Im Interview hat uns der 35-jährige Spielführer der Ennepetaler erklärt, woran das seiner Meinung nach liegt – und sich optimistisch gezeigt, dass er und sein Team auch in der kommenden Saison weiter Oberliga spielen werden.

Das Wort Krise passt angesichts von fünf Niederlagen in Folge momentan zu Ihrem TuS Ennepetal, oder?

Abdulah El Youbari: Ja, leider stimmt das. Wir haben in der bisherigen Saison viel Lehrgeld zahlen müssen. Das darf aber eigentlich angesichts unserer Erfahrung im Kader nicht sein. In den Spielen, wo wir eigentlich gut mitgespielt haben, waren es oft Kleinigkeiten, die den Ausschlag gegen uns gegeben haben. Schlechter waren wir da meistens nicht als unsere Gegner, wir haben nur zu selten auch etwas aus diesen Spielen mitgenommen.

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Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Aktuell fehlt uns auch einfach ein wenig Matchglück. So wie gegen Aplerbeck, als Marius Müller in der ersten Minute den Innenpfosten trifft. In unserer aktuellen Situation springt der Ball von da aus eben nicht ins Tor, beim Gegner oftmals schon. Wenn man aber beachtet, dass wir die schlechteste Offensive und inzwischen auch eine der schlechtesten Defensiven der Liga haben, kann man nicht nur von fehlendem Glück reden.

Defensiv auf der Suche nach Lösungen

Fehlt es nach den Abgängen von Gerding, Hupka, Nkam oder Bollmann nicht auch an Qualität?

Auch das muss ich bestätigen. Wir haben viele gute Zocker dabei, aber die kommen meistens aus unterklassigen Ligen. Die Oberliga ist eine andere Hausnummer, da müssen sich die Neuen noch dran gewöhnen. Spieler wie Maik Bollmann oder Cedrick Hupka konnten wir da noch nicht gleichwertig ersetzen. Vor allem in der Verteidigung suchen und suchen wir nach einer Lösung, haben bisher aber noch keine gefunden. Unsere defensive Anfälligkeit fängt aber schon vorne an, wo es uns deutlich an Selbstvertrauen fehlt.

Lange Zeit Teamkollegen: Abdulah El Youbari auf der Bank mit dem im Sommer gewechselten Maik Bollmann.
Lange Zeit Teamkollegen: Abdulah El Youbari auf der Bank mit dem im Sommer gewechselten Maik Bollmann. © Mustafa Balci

Sie selbst stehen aktuell auch noch bei null Torbeteiligungen...

Und das ist für einen Führungsspieler, der in der Offensive eigentlich immer für ein paar Tore und Vorlagen gut ist, einfach zu wenig. Das weiß ich selbst und das nagt auch an mir. Da muss ich mir an die eigene Nase fassen. Ich weiß, dass wir auf Spieler wie mich angewiesen sind, die jahrelang geliefert haben. Wenn die dann nicht funktionieren, wird es schwierig, so wie aktuell eben.

El Youbari hat viel mit sich selbst zu kämpfen

Sie sprechen Ihre Führungsrolle als Kapitän an. Werden Sie der im Moment gerecht?

Nicht so, wie ich mir das vorstelle und wie ich das auch von mir erwarte. Ich will mit Leistung vorangehen, habe aber aktuell viel mit meiner eigenen Leistung zu kämpfen. Es ist auch für mich komplett neu, dass ich über Wochen schlechte Spiele zeige und mich das dann noch lange beschäftigt, wenn ich zuhause bin. Aber das geht uns momentan allen so.

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Ist der TuS Ennepetal auf den Schlüsselpositionen überaltert?

Das kann man vielleicht so sehen, ich sehe mich und die anderen erfahrenen Spieler aber auch noch nicht am Ende. Wir können und werden noch einige gute Jahre beim TuS Ennepetal haben, davon bin ich überzeugt. Aber ja, man wird älter. Das heißt aber nicht, dass wir aktuell im Kader nicht die Qualität haben, um den Klassenerhalt problemlos zu schaffen. Im Moment sind wir aber in so einen negativen Automatismus geraten, wo uns jeder Misserfolg gleich runterzieht.

Vorbereitung nicht so gut wie wahrgenommen

In der Vorbereitung hatten viele Beobachter das Gefühl eines neuen, frischen Winds in Ennepetal. Was ist seitdem passiert?

Vielleicht war auch da schon nicht alles so gut, wie es von außen wahrgenommen wurde. Wir haben auch da nicht viele Spiele gewonnen, auch wenn wir gegen unterklassige Gegner gespielt haben. Was wir aber gerade durchmachen, ist angesichts des großen Umbruchs im Sommer mit neuem Trainer und vielen neuen Spielern normal. Dieser Prozess ist noch nicht beendet, vielleicht braucht es da noch eine Vorbereitung im Winter und eventuell auch die ein oder andere personelle Ergänzung.

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Im Sommer haben Sie uns gegenüber gesagt, dass Sie und viele der schon länger beim TuS aktiven Spieler sich darauf freuen, im renovierten Bremenstadion zu spielen. Auch in der Westfalenliga?

Ich werde nächste Saison mit dem TuS Ennepetal im frisch renovierten Bremenstadion Oberliga-Fußball spielen, davon bin ich überzeugt. Und wenn uns dafür Platz 16 reichen muss, dann ist das so.