Schwelm. Chris Frazier ist einer der Routiniers im Team der EN Baskets Schwelm. Ein Gespräch mit einem reflektierten Basketballverrückten – mit Schuhtick.
Wenn es um das Thema Basketballschuhe geht, gibt es in Deutschland wohl nicht viele Menschen, die sich so gut auskennen wie Chris Frazier. Der Shooting Guard vom ProB-Ligisten EN Baskets Schwelm hat einen ausgewachsenen Schuh-Tick, mindestens neun verschiedene Paar Schuhe befinden sich durchgehend in seinem Kofferraum, selten trägt er ein oder das gleiche Paar zwei Spiele hintereinander. Am Samstag aber wird er mit dieser Normalität brechen, wenn er mit den EN Baskets gegen RASTA Vechta II antreten wird. Und das hat einen ganz bestimmten Grund.
29,4 Prozent sind keine Zahl, mit der sich Chris Frazier zufrieden gibt. Aktuell sind diese 29,4 Prozent allerdings die Realität des Deutsch-Amerikaners von der Dreierlinie. „Eigentlich sollten es schon so um die 40 Prozent sein“, sagt Frazier. Im vierten Spiel im Trikot der EN Baskets Schwelm erreichte er, nach den schwachen Quoten vom Perimeter in den ersten drei Partien, endlich die von ihm angepeilte Quote. Fünf von zwölf Dreiern traf er bei der 61:79-Niederlage bei LOK Bernau.
Die Schuhe bleiben
Weil er diese Quote nun erreicht hat und auch ansonsten einen ansprechenden Auftritt hinlegte, wird er die Schuhe, die er in diesem Spiel trug, nun auch gegen Vechta tragen. „Wenn dann wieder ein schlechtes Spiel folgt, werde ich wieder neue Schuhe tragen“, sagt er. Die Auswahl hat er nämlich. 30 bis 40 Paar Schuhe hat er aktuell, laut eigener Schätzung waren es in seinem gesamten Leben schon über 300. „Ich halte immer die Augen offen und schaue eigentlich jeden Tag nach guten Angeboten“, sagt Frazier. Aktuell trägt er das Modell „Kyrie Air“ des Herstellers Nike.
In eben diesen Schuhen möchte der 32-Jährige nun seinen persönlichen Aufwärtstrend fortsetzen. Wobei er sich selbst gar nicht so sehr in den Vordergrund drängen möchte. „Ich bin ein Teamplayer und möchte vor allem alle anderen mitnehmen“, sagt Chris Frazier. In dieser Rolle sieht er sich im jungen Schwelmer Team selbst, aber auch sein Trainer Falk Möller sieht in dem erfahrenen Guard einen leisen Anführer.
Seine Emotionen muss Frazier oft noch kontrollieren
Um ein Anführer sein zu können, möchte sich Frazier aber vor allem erst einmal sportlich in diese Position zu bringen – und seine eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen. So wie gegen Rhöndorf beispielsweise, als er sein eigenes Trikot zerriss, bevor er sich lautstark echauffierte. „Da habe ich mit mir selbst gekämpft, um mich zu kontrollieren“, sagt er.
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Mit seinen 32 Jahren sieht sich Frazier nicht mehr unbedingt in der Rolle, die er aktuell noch im Team von Falk Möller inne hat. „Ich muss keine 35 Minuten pro Spiel auf dem Feld stehen“, sagt er. Viel mehr möchte er seine Mitspieler im Backcourt wie Nicolas Funk, Viktor Ziring oder Till Hornscheidt auf ein neues höheres Niveau heben, damit ihm mehr Ruhezeiten zugestanden werden können. „Wir müssen uns noch finden. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir das schaffen“, sagt Frazier.
Ab Januar erwartet Frazier das beste Baskets-Team
Aktuell hinken die Schwelmer noch etwas hinterher, drei von vier Spielen gingen bisher verloren. Bis auf Bernau, so glaubt Frazier, seien alle anderen Gegner bisher in der Kragenweite der EN Baskets gewesen. Frazier sieht sein Team trotz der Pleiten auf einem guten Weg – und ohnehin sei die Saison ja noch lang. „Unseren besten Basketball müssen wir ab Januar spielen. Und das werden wir auch“, schaut er voraus.
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Fraziers Blick in die Zukunft ist ohnehin geschärft. „Wenn Schwelm möchte, bleibe ich“, sagt er. Und damit spricht er etwas an, was vielen Basketballfans in Schwelm und auch in ganz Deutschland missfällt. Er selbst hat seit seinem College-Abschluss 2014 nun in Schwelm seine sechste Station in acht Jahren aufgeschlagen, nur bei den Rostock Seawolves blieb er länger als eine Saison. Entsprechend weiß Frazier, wie groß der Wunsch vieler Fans, aber auch von immer mehr Spielern ist, längerfristig für einen Verein zu spielen. „Es macht doch mehr Spaß, etwas längerfristig aufzubauen. So wie es jetzt ist, ist es für alle Beteiligten Jahr für Jahr schwierig“, sagt er.
Langfristigkeit erwünscht
Doch auch Chris Frazier weiß, dass gerade im Basketball das Thema Geld eine große Rolle spielt. „Du hast eben nur zehn oder zwölf Jahre als Profi. Da versuchst du immer, das Beste für dich herauszuholen“, sagt er. Er selbst wird nach dieser Saison mindestens eine weitere Spielzeit für die EN Baskets auflaufen und hofft, dass sich dem weitere seiner Mitspieler anschließen. Die Playoffs als Ziel in dieser Saison müssten laut Frazier das Minimalziel sein. Sollte es gelingen, einen festen Kern an Spielern halten zu können, würde er gerne in der kommenden Saison ein Auge in Richtung Aufstieg werfen. „Das war meine erste Frage bei den Gesprächen mit Falk. Hätte ich diese Perspektive nicht, hätte ich auch nicht unterschrieben.“
So bleibt zu hoffen, dass Chris Frazier seine Schuhe nicht mehr so schnell wechseln muss. Das würde nämlich bedeuten, dass der Shooting Guard einen Lauf mit mehreren guten Spielen in Serie hat – und das würde dem Spiel der EN Baskets Schwelm gut tun.