Gevelsberg. Ein Schicksalsschlag hat Hannah Hohagen noch näher zu ihren Pferden gebracht – jetzt ist die westfälische Meisterin in der Vielseitigkeit.
Hannah Hohagen hat es geschafft: Sie ist die neue westfälische U16-Meisterin in der Vielseitigkeit der Ponyreiter und setzte damit einen persönlichen Meilenstein. Die junge Gevelsbergerin tritt damit in die Fußstapfen ihrer weiblichen Familienmitglieder. Eine davon ist Britta Briel, die im vergangenen Jahr nach einer Erkrankung verstarb. Im Stall findet Hannah Hohagen Kraft und setzt die Reitsport-Leidenschaft ihrer Mutter fort.
Doch nicht nur Britta Briel, sondern auch ihre Schwestern haben sich mit ihren Erfolgen, insbesondere in der Vielseitigkeit, einen Namen gemacht. Eine davon ist Jutta Briel, die die junge Hannah Hohagen bis zu fünfmal wöchentlich auf dem Platz des Reiterverein Volmarstein trainiert. Die Kombination aus Dressur, Springen und Gelände sind besonders anspruchsvoll und erfordern ein sehr enges Verhältnis und auch Verständnis zwischen Pferd und Reiter.
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Auf Turnieren sitzt Hannah Hohagen auf zwei unterschiedlichen Pferderücken: Dem ihres Ponys Brandtops VIP oder ihres Großpferdes Cushy Jolie. Unter dem Pony ist jedoch kein Vierbeiner zu erwarten, mit dem Hannah im Stand auf Augenhöhe ist. Denn mit einer Schulterhöhe von etwa 1,50 Metern ragt der kräftige Hals und der Kopf mit den großen, braunen Augen noch ein weites Stück über die 16-jährige Reitsportlerin hinaus. Ihr Großpferd hingegen ist noch etwa zehn Zentimeter größer, weshalb die Stute bereits als Großpferd klassifiziert wird. Trotz ihrer Größe hat Hannah Hohagen die Beiden sehr gut im Griff.
Unberechenbare Aufregung
Dass die Vierbeiner jedoch trotzdem ihren eigenen Kopf haben können, zeigte sich erst vor zwei Wochen, als Hannah und Cushy Jolie in der Vielseitigkeitsdisziplin Gelände starten wollten, Cushy Jolie aber keinen Huf vor den anderen setzte. Die Platzierung war dahin, eine Erfahrung jedoch hinzugewonnen. „Auch die Pferde können aufgeregt sein. Die merken das, wenn man auf ein Turnier fährt“, weiß Hannah Hohagen.
Auch Vater Mark Hohagen, der die Reitaktivitäten seiner Familie stets begleitet, reiste an diesem Wochenende mit seiner Tochter zum Bundesfinale nach Niedersachsen und bestätigt: „Die Leistungen sind immer von zweien abhängig und von der jeweiligen Stimmung. Die Pferde spüren auch all die äußeren Einflüsse.“ Es sei daher nicht zu unterschätzen, dass es viel Zeit benötige, bis Pferd und Reiter als Team zusammengewachsen sind.
Gemeinsam mit der Familie im Stall
Die vielen Stunden im Stall, dem Reitplatz oder in der Reithalle ist Hannah Hohagen schon von klein auf gewöhnt. Geboren in eine reitverrückte Familie, machte sie es sich schon vor ihren ersten eigenen Schritten in einem Sattel bequem. An ihrem allerersten Turnier nahm sie im Alter von vier Jahren teil. Auch wenn das Striegeln, Stallreinigen und Training viel Zeit in Anspruch nehmen, freut sich Hannah über ihre Freundschaft mit den Vierbeinern: „Mit den Pferden hat man immer einen festen Partner an der Seite.“ Sowohl die Nähe zu den Pferden als auch ihren Familienangehörigen haben Hannah über den Verlust ihrer Mutter hinweggeholfen. Sie sagt: „Es ist schön, mit der Familie im Stall zusammen zu sein und immer die Pferde da zu haben.“
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Nach der nun zuneige gehenden Sommersaison sollen die Vorbereitungen für die U18-Turniere getroffen werden. Hannah ist sich bewusst: „Das wird jetzt auf jeden Fall schwieriger.“ Aber mit den Trainingseinheiten und der Unterstützung ihrer Familie bleibt sie ganz gelassen. Ein bestimmtes Ziel habe sie erst einmal nicht, sie wolle einfach nur besser werden.