Frankfurt. Die beiden Gevelsberger EM-Heldinnen sind zurück im Land. Tausende Fans feiern sie in Frankfurt. Wir konnten exklusiv mit ihnen sprechen.
Nichts als Freude, Stolz und Anerkennung brandete den deutschen Nationalspielerinnen entgegen, als sie den historischen Kaisersaal im Frankfurter Römer betraten. Dorthin, wo in der Vergangenheit Welt- und Europameister geehrt wurden, waren die Fußballerinnen um die beiden Gevelsbergerinnen Lena Oberdorf und Alexandra Popp eingeladen, um nun auch ihre Ehrung zu bekommen – und das obwohl sie den Titel bei der Europameisterschaft in England knapp verpasst hatten.
Besondere Freude über kleine Überraschung für Alex Popp
Ein klein wenig stutzen musste Alex Popp schon, als sie nach einem Fernsehinterview dann auf einmal einen schwarz-weißen Wimpel vor sich sah. Darauf zu sehen: Das Logo ihres Heimatvereins FC SW Silschede. Im nächsten Moment brach aus „Poppi“ aber ihr typisches und sympathisches Lächeln heraus. „Das ist ja cool“, freute sich die Kapitänin der DFB-Auswahl über das Mitbringsel aus ihrer Heimat. Doch Feierstimmung? „Eine Eskalation war es nicht, aber wir haben schon ein klein wenig gefeiert. Geschlafen habe ich noch nicht“, verriet die 31-Jährige mit Blick auf die Nacht nach der 1:2-Finalniederlage.
Sie selbst war in der von ihr bekannten Manier natürlich bis zum Ende mit dabei. „Das kann ich bezeugen“, sagte Lena Oberdorf, die zweite Gevelsbergerin im Nationaldress auf die Frage, wie die Party am Sonntagabend denn war. Sowohl Oberdorf als auch Popp war die Feierei nach einem mitreißenden Turnier in England allerdings nicht anzusehen – zu positiv und beeindruckend waren die Eindrücke, die sie kurz zuvor auf dem Rathausbalkon mit rund 7000 Fans auf dem Römerberg sammelten. „Ich erlebe das hier zum ersten Mal und ich muss sagen, das ist schon einmalig. Ich hoffe, dass ich diese Erfahrung weitertragen kann in meinem Leben“, freute sich die 20-Jährige, die wegen ihrer Leistungen in England zur besten jungen Spielerin des Turniers gewählt wurde.
Oberdorf würde ihre Auszeichnung lieber eintauschen
Dafür erhielt sie von Prinz William auch einen Pokal. „Den hätte ich aber lieber eingetauscht gegen einen größeren Pokal“, gab „Obi“ offen zu. Die individuelle Auszeichnung ehre sie, keine Frage. Und dennoch unterstreicht ihre Aussage, was den Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern in den vergangenen dreieinhalb Wochen so besonders gut gefallen hatte: Diese Spielerinnen sind eine echte Mannschaft.
Eine Mannschaft, die im entscheidenden Spiel des Turniers auf ihre beste Torjägerin verzichten musste. Wegen muskulärer Probleme war Alex Popp nach sechs Toren in fünf Spielen im Endspiel nicht spielfähig. „Es ist inzwischen nicht viel besser. Ich kann normal laufen, aber bei bestimmten Bewegungen merke ich noch, wie es in den Oberschenkel zieht“, sagte Popp in Frankfurt. „Ich bin froh, dass ich jetzt erst einmal Urlaub habe.“
Vor dem Urlaub erst einmal nach Gevelsberg
Nach insgesamt acht Wochen bei der Nationalmannschaft gibt es nun eine Auszeit – am 17. September starten sie und ihre Teamkollegin Lena Oberdorf mit dem VfL Wolfsburg in die Mission Titelverteidigung in der Bundesliga. Oberdorf freut sich auf ein paar Tage in der Heimat. „Ich werde jetzt erst einmal ein paar Tage mit der Familie verbringen und meinen Hund begrüßen“, erzählte Oberdorf. Zwei oder drei Tage werde sie aber vielleicht dann doch noch wegfahren – um all das, was sie in den vergangenen Wochen erlebt hat, realisieren zu können.
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1000 Zuschauer fiebern in Silschede mit Popp und Oberdorf
Sie wie auch ihre Kapitänin Alexandra Popp haben großen Anteil daran, dass rund um die Nationalmannschaft der Frauen eine bisher nie dagewesene Euphorie aufgekommen ist. Auch wenn es am Ende nicht zum ganz großen Wurf gereicht hat. „Am Sonntag waren wir schon alle ziemlich leer, nun können wir schon wieder ein lächeln. Ich werde vermutlich noch ein paar Tage brauchen, um all das zu verarbeiten“, schildert Oberdorf ihr persönliches Gefühlschaos in den vergangenen Tagen.
Popp ist gut informiert
Emotionen, für die die deutschen Fußballerinnen mit ihren Leistungen in den vergangenen Tagen selbst gesorgt haben – im positiven Sinne natürlich. Auch in Silschede, Gevelsberg oder Sprockhövel, wo Lena Oberdorf nach ihren Anfängen beim TuS Ennepetal ihre Schuhe schnürte, fieberten die Menschen mit. Allein beim kurzfristig organisierten Public Viewing in Popps Heimat Silschede kamen knapp 1000 Menschen. „Stark wie die Leute dem Regen getrotzt haben“, zeigte sich Popp einen Tag nach dem verlorenen EM-Finale bereits bestens informiert über die Geschehnisse zu Hause. Es passt einfach ins Bild und erklärt, wieso der Applaus zum Einzug in den Frankfurter Kaisersaal einen herzlichen Eindruck vermittelte. Dieses Team hat alle mitgerissen – und großen Anteil hatten daran zwei Spielerinnen aus Gevelsberg.