Plant City/Ennepetal. Christian Thun kassiert die erste Niederlage seiner Profikarriere. Nun muss er unters Messer und engagiert einen Psychologen – Revanche geplant.

Der „Hurricane“ ist gestoppt. Die erste Niederlage in seiner Profikarriere hat den Ennepetaler Schwergewichts-Boxer Christian Thun mit diesem Kampfnamen mächtig geärgert. Mit 76:73 unterlag der 30-Jährige nach acht siegreichen Kämpfen in Plant City, Florida, 25 Kilometer östlich von Tampa, dem 34-jährigen US-Amerikaner Curtis Harper knapp nach Punkten. „Ich hätte auf die Warnzeichen hören und den Kampf absagen sollen“, machte sich der 30-jährige Ennepetaler hinterher selbst Vorwürfe.

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Warnzeichen hatte es in der Tat mehrere gegeben. So die Corona-Infektion, von der Thun drei Wochen vor dem Kampf befallen worden war und die ihn vorübergehend bettlägerig machte, wie auch eine unerklärliche Schlaflosigkeit in den beiden Nächten vor dem Kampf und schließlich die nicht ausgeheilte Handverletzung, die er sich im Trainingslager zugezogen hatte.

Gegner war Außenseiter

„Es war wirklich meine Schuld, aber der bessere Mann hat gewonnen. Es war nicht mein Abend. Alles ist schief gelaufen, was hätte schief laufen können“, ärgerte sich Thun über das Ende seiner seit Beginn der Karriere anhaltenden Siegesserie.

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Sein Gegner war durchaus als Außenseiter angetreten, hatte er doch in seinen letzten sechs Kämpfen fünf Niederlagen hinnehmen müssen. Christian Thun hingegen trat mit einer „weißen Weste“ an. Doch er erläutert: „Dadurch, dass ich nicht hatte schlafen können – es waren vielleicht fünf, sechs Stunden in den beiden Nächten zusammen – bin ich wie ein Zombie in den Ring gestiegen. Deshalb konnte ich mich nicht fokussieren und so boxen, wie ich boxen sollte.“

Trommelfell gerissen

Auch die gerissene Sehne im rechten Daumen, die sich bis ins Handgelenk zurückgezogen hat, war ein Negativfaktor. „Ich dachte mir, okay, ich boxe nur mit einer Hand und benutze die Rechte weniger, und da ich sehr groß bin, kann ich auch mit der Linken gewinnen“, berichtet der 2,04 Meter große Thun, der auf einen 16 Zentimeter kleineren Gegner traf.

Christian Thun, Profi-Boxer aus Ennepetal, bei einer Trainingseinheit.
Christian Thun, Profi-Boxer aus Ennepetal, bei einer Trainingseinheit. © WP | Privat

Zu allem Überfluss riss in der letzten Sparringseinheit vor dem Fight auch noch das Trommelfell. „Das war zwar nicht problematisch für den Kampf, aber geholfen hat es auch nicht“, urteilt der Ennepetaler und fügt hinzu: „Das war die letzte rote Flagge, auf die ich hätte hören sollen.“

In Runde drei zu Boden

Allen Widrigkeiten zum Trotz begann der Kampf mit zwei sehr ausgeglichenen ersten Runden. Doch in Runde drei musste Thun zu Boden, verlor so Punkte. Danach besann er sich aber auf seine Kämpferqualitäten und stand die insgesamt acht Runden durch.

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„Ich hätte den Kampf trotzdem gewinnen sollen“, meint der 30-Jährige rückblickend, doch die Punktrichter waren da anderer Meinung. Immerhin sah einer von ihnen einen unentschiedenen Ausgang. Die Wertung lautete am Ende 75:75, 72:78 und 73:76 aus Sicht des Deutschen.

Schlafpsychologe engagiert

Wie geht es weiter? Thun beeilt sich festzustellen, dass dies nicht das Ende des „Hurricanes“ ist. Am Mittwoch wird er seine Hand operieren lassen, einen Schlafpsychologen hat er bereits engagiert, und der Blick geht nach vorne: „Jetzt werde ich wieder Gas geben und auf das Re-Match hinarbeiten, das Ende des Jahres stattfinden könnte.“

Dass er das gut gewinnen wird, davon ist Thun überzeugt. „Dann sind wir wieder da, wo wir sein wollen. Ich bin durch die Niederlage so motiviert wie noch nie“, sagt er und plant weiter an seiner Karriere. Allerdings wird jetzt nach der geplanten Handoperation erst einmal eine achtwöchige Pause fällig. Anschließend will Thun wieder ins Training einsteigen – um den „Hurricane“ wieder in Fahrt zu bringen.