Schwelm. Viele Abgänge, kaum neue Spieler für die nächste Saison: Die Kaderplanung für die EN Baskets Schwelm ist in diesem Jahr besonders schwierig.

Nach den zahlreichen Abgängen stehen bei den EN Baskets Schwelm aktuell gerade einmal vier Spieler für die kommende Saison fest. Neben den weiterverpflichteten Mauro Nürenberg und Calvin Oldham Jr. stehen mit Till Hornscheidt und Viktor Ziring zwei neue Akteure für die Saison 2022/23 fix im Kader des Basketball-ProB-Ligisten. Doch woran liegt es, dass die Schwelmer rund einen Monat vor dem Vorbereitungsauftakt aktuell noch kein Team zusammen haben. Eine Spurensuche.

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Die Liste der Abgänge bei den EN Baskets Schwelm ist ebenso lang wie sie auch mit prominenten Namen besetzt ist. Nikita Khartchenkov, Marco Buljevic, Tim Lang, Daniel Mayr, Marco Hollersbacher und Felix Krall werden in der neuen Spielzeit nicht mehr für das Team von Trainer Falk Möller spielen. Auf der Habenseite stehen dagegen noch nicht so viele Spieler, mit Calvin „CJ“ Oldham Jr. allerdings aber auch schon einer, um den sich Falk Möller und Geschäftsführer Stephan Völkel besonders bemüht haben. „Das hat beide Seiten viel Energie gekostet, wir wollten CJ aber unbedingt behalten“, sagt Völkel.

Nicht nur sportlich begehrt

Der Amerikaner gilt nämlich neben seinen sportlichen Fähigkeiten, die in der vergangenen Saison für einen immensen Leistungsschub nach seiner Verpflichtung sorgten, auch aus einem anderen Grund als besonders attraktiv. Wegen seiner basketballerischen Ausbildung in Deutschland gilt Oldham als sogenannter „Local Player“ – und die sind gerade in diesem Sommer besonders schwer zu bekommen.

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Grund dafür ist die Aufstockung der ProA und der ProB. In der neuen Saison werden in der zweitklassigen ProA 18 statt der bisherigen 16 Teams teilnehmen, in der drittklassigen ProB steigt die Anzahl der Mannschaften von 26 auf nun 28 Mannschaften. „Das hat zur Folge, dass sich viele Spieler erst einmal um einen Vertrag in der ProA bemühen“, weiß Stephan Völkel. Und weil es dort nun auch mehr Mannschaften gibt, gibt es auch einen erhöhten Bedarf an Spielern wie „Local Player“ CJ Oldham.

Das Gezerre um die deutschen Spieler ist groß

Diese gestiegene Nachfrage für ein ohnehin schon rares Gut sorgt dafür, dass die Preise für deutsche Spieler in die Höhe geschnellt sind. Bei den finanziell nicht so stark aufgestellten EN Baskets ist das allerdings nur ein Problem, dass sich bei der Verpflichtung von neuen Spielern stellt. „Uns fehlt in einigen Bereichen noch die Infrastruktur, die einige Spieler neben dem Sport gerne hätten“, sagt Völkel.

Falk Möller versteht eine Entscheidung des Schiedsrichters nicht.
Falk Möller versteht eine Entscheidung des Schiedsrichters nicht. © Michael Scheuermann

Gemeint sind damit Wohnungen für neue Spieler, die teilweise nicht mehr alleine in eine kleine Wohnung mit anderen Spielern ziehen, sondern mehr Wohnraum für sich, ihre Frauen und teilweise auch ihre Kinder benötigen. Und nur weil ein Spieler aus sportlichen Gründen vom Projekt EN Baskets überzeugt ist, wechselt er nicht nach Schwelm – die Rahmenbedingungen müssen passen. „Da machen wir auch keine Versprechungen, die wir nachher nicht halten können“, sagt Falk Möller. Bevor das Gesamtpaket für einen Akteur nicht steht, werden also auch keine Verträge gemacht.

Ausländer auf großen Positionen

Sind die Plätze im Kader für die „Local Player“ besetzt, wird geschaut, auf welchen Positionen dann noch Bedarf auf dem Markt mit ausländischen Spielern ist. Vor allem auf den großen Positionen sind die deutschen Spieler rar gesät, weshalb damit zu rechnen ist, dass dort mit Spielern aus dem europäischen und amerikanischen Ausland geplant wird. In der vergangenen Spielzeit war Glen Burns der einzige Amerikaner in Schwelm.

Bezüglich der Abgänge gibt man sich bei den EN Baskets offen. Mit Marco Buljevic und Nikita Khartchenkov haben zwei ältere Semester die Organisation verlassen, bewusst soll hier ein Verjüngungsprozess vorgenommen werden. „Beide waren auch beruflich schon in der vergangenen Saison so ausgelastet, dass regelmäßiges Training für sie eine Herausforderung war“, weiß Völkel, der seit dem Frühjahr von seinem langjährigen Vorgänger Omar Rahim in Schwelm eingearbeitet wurde.

Völkel ist zuversichtlich

Spieler wie Marco Hollersbacher oder dem aller Voraussicht nach ebenfalls wechselnden Rupert Hennen hätte man gerne gehalten, wie aber auch bei Center Daniel Mayr war den Verantwortlichen bereits bei der Verpflichtung dieser Spieler klar, dass Hollersbacher, Hennen und Mayr es auf kurz oder lang in einer höheren Liga probieren werden. Den Nachweis, dass sie dazu fähig sind, haben sie in den vergangenen Jahren in Schwelm gebracht.

Und so werden Stephan Völkel und Falk Möller in den kommenden Tagen und Wochen noch einige Gespräche mit Spielern und Partnern führen müssen, bis weitere neue Akteure vorgestellt werden können. „Wir sind aber auf einem guten Weg und werden bis zum Trainingsauftakt eine gute Mannschaft zusammen haben“, sagt Geschäftsführer Völkel. Im Idealfall steht der Kader bereits einige Tage oder Wochen, bevor Falk Möller am 15. August zur Vorbereitung bittet.