Ennepe-Süd. Ab dem 1. Juli ändern sich die Regeln im Handball in drei Punkten. Das Spiel wird dadurch schneller – und soll sicherer für die Torhüter werden.

Zur kommenden Saison müssen sich Handballer in Deutschland auf einige Regeländerungen einstellen, welche zum Teil für eine noch höhere Geschwindigkeit sorgen werden. Die zentralen Änderungen betreffen das Zeitspiel, den Anwurf sowie das Thema Kopftreffer bei Torhüterinnen und Torhütern. Noch haben die Mannschaften gut zwei Monate Zeit sich darauf vorzubereiten, ehe Anfang September die neue Spielzeit startet. Wir haben bei den Vereinen aus Ennepetal, Gevelsberg und Schwelm sowie Schiedsrichter Alexander Barth nachgefragt, was sie von den Regeländerungen halten.

Zeitspiel

Anders als bisher dürfen die Teams, nachdem das Schiedsrichtergespann durch das Heben des Arms das Signal zum passiven Spiel gibt, nur noch maximal vier statt wie bislang sechs Pässe spielen, bevor der Torwurf erfolgen muss. „Ich finde die Regel gut, sie beschleunigt das Spiel und verhindert ein zu langes Zeitspiel“, so Spielertrainer Björn Rauhaus vom Verbandsligisten RE Schwelm. Taktisch schränkt die Regeländerung die Teams deutlich ein.

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Die Revolution von ‘97

Im Jahr 1997 wurde der Anwurf beim Handball durch eine Regeländerung revolutioniert und das Spiel dadurch deutlich beschleunigt.Damals wurden die Regeln dahingehend geändert, dass die den Anwurf ausführende Mannschaft nicht mehr warten muss, bis alle Spieler der gegnerischen Mannschaft wieder in ihre eigenen Hälfte zurückgekehrt sind.Außerdem ist es seitdem erlaubt, den Pass beim Anwurf auch in die gegnerische Hälfte zu spielen.

„Ich bin auf die Umsetzung dieser Regel gespannt. Wir müssen uns darauf vorbereiten, da es mit nur vier Pässen weniger Möglichkeiten gibt, einen guten Wurf vorzubereiten“, blickt Kai Henning, Trainer bei der TG Voerde und Ligakonkurrent der RE, auf die Auswirkungen für die eigene Saisonvorbereitung. Für Schiedsrichter Alexander Barth aus Schwelm, der gemeinsam mit Dustin Otto bis hinauf zur Oberliga pfeift, bedeutet die Reduzierung auf vier Pässe keine große Anpassung für das Schiedsrichterwesen. „Es wird das Spiel schneller machen, ansonsten glaube ich nicht, dass es Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in ihrer Arbeit groß beeinflussen wird.“

Anwurfregel

Der Anwurfkreis wird größer.
Der Anwurfkreis wird größer. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Eine weitere Anpassung, welche die Geschwindigkeit des Handballspiels erhöhen dürfte, betrifft den Anwurf. Bis dato musste der anwerfende Spieler nach einem Gegentor am Mittelpunkt abstoppen und einen Fuß genau auf die Mittellinie stellen, um einen regelkonformen Anwurf auszuführen. Künftig darf der Anwurf innerhalb eines Kreises mit vier Metern Radius und aus vollem Lauf erfolgen. „Dadurch, dass es keine Linienbetrachtung mehr gibt, rechne ich mit einer Erleichterung für Schiedsrichtergespanne sowie Spielerinnen und Spieler“, schätzt Barth die Situation ein. „Ein korrekter Anwurf wird für uns so leichter zu erkennen sein.“

Auch Trainer Sascha Šimec vom Oberligisten HSG Gevelsberg/Silschede begrüßt die Entscheidung. „Diese Änderung ist überfällig. Es wird weniger strittige Situationen geben.“ Gleichzeitig bringt die neue Regel Möglichkeiten zur Gestaltung des Tempospiels mit sich. „Wir müssen uns Gedanken über den Ballvortrag machen, wer führt den Anwurf aus und wie können wir damit eine Überzahlsituation herstellen“, so Šimec. Ähnlich sieht es Rauhaus, der mit weniger falsch ausgeführten Anwürfen und dadurch mit einem höheren Spielfluss rechnet. „Bislang gab es da häufiger Unstimmigkeiten, die mit der neuen Regel deutlich abnehmen sollten.“

Strafe bei Kopftreffer

Am schwierigsten umzusetzen dürfte die dritte Änderung sein, welche das Ahnden von Kopftreffern bei Torhütern aus dem Spiel heraus betrifft. Wird eine Torhüterin oder ein Torhüter bei einem freien Wurf am Kopf getroffen, kann dies mit einer Hinausstellung für zwei Minuten geahndet werden – wenn der Spieler freie Sicht beim Abschluss hatte. „Es ist in jedem Fall sinnvoll, die Torleute zu schützen“, befürwortet Barth die Regelung. „Es wird die Aufgabe der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sein zu bewerten, inwieweit bei Kopftreffern ein freier Wurf vorgelegen hat und welche Bewegungen die Torleute gemacht haben.“ Dies könne im Laufe der Saison durchaus zu einigen Diskussionen führen. „Es ist eine Auslegungssache, bei der wir mit der Zeit Erfahrungswerte sammeln werden“, glaubt der erfahrene Schiedsrichter Barth.

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Šimec rechnet ebenfalls mit einigen schwer zu bewertenden Spielsituationen. „Das wird nicht einfach für die Schiedsrichtergespanne zu entscheiden, ob es ein freier Wurf war, der geahndet werden muss.“ Dennoch begrüßt er den zusätzlichen Schutz für Torhüterinnen und Torhüter. „Bei klaren Situationen darf ein Kopftreffer einfach nicht passieren, von daher ist eine Hinausstellung auch vollkommen in Ordnung.“ In die gleiche Richtung geht Trainerkollege Henning, der sich für den Schutz der Torleute stark macht. „Diese Regelung gab es zu meiner aktiven Zeit schon einmal. Die Gesundheit steht an erster Stelle, deswegen ist es richtig. die Torleute zu schützen. Für die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter wird es sicherlich eine Herausforderung werden, diese Situationen zu bewerten.“ Fans dürfen also gespannt sein, wie sich der Handballsport mit Blick auf die neuen Regeln entwickeln wird.