Schwelm. Eine Szene nach dem Spiel sorgt für Verärgerung beim FSV Gevelsberg – der das Derby beim VfB Schwelm zuvor in der Schlussphase verlor.

Drei Punkte hat der VfB Schwelm mit dem 3:1-Sieg gegen Nachbar FSV Gevelsberg eingefahren. Es hätte ein schöner Nachmittag sein können, doch das über weite Strecken intensive und rassige Derby ohne große fußballerische Feinheiten fand am Schwelmer Brunnen ein fragwürdiges Ende. Es war schon eine bizarre Szene, als sich die Gevelsberger um ihren offenbar schwerer verletzten Spieler Kevin Dietz bemühten, nach einem Krankenwagen riefen und sich gleichzeitig die Schwelmer auf dem Platz rund 30 Meter entfernt versammelten und lauthals „Derbysieg – Derbysieg“-Rufe anstimmten.

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FSV-Trainer Wolfgang Hamann gratulierte den Gastgebern: „Ein verdienter Sieg, wir haben es nicht geschafft mehr Druck aufzubauen und unsere Torchancen zu nutzen.“ Aber die Szene vor dem letzten Tor, als Dietz nach einem Zweikampf in der eigenen Hälfte liegen geblieben war und die Schwelmer weiterspielten, ärgerte ihn. „Da spielt man den Ball ins Aus“, nannte er seine Vorstellung von „Fair Play“. Das hatten die Gastgeber nicht getan und sich so den Zorn vieler Zuschauer zugezogen. Dass daraus letztlich der Treffer zum 3:1 resultierte, hat sicher nur statistischen Wert. „Den Derbysieg feiert man dann in so einer Situation auch in der Kabine“, erklärte Hamann.

Gevelsberg doch nicht mit Altherren

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Sein Schwelmer Pendant, Biniam Ghebremeskal, sah die Szene, in der weitergespielt wurde, weniger dramatisch. „Das ging so schnell. Der Ball wurde durchgesteckt und war dann auch schon im Tor“, schildert er die Szene aus seiner Sicht.

Anders als noch am Freitag erwartet, musste der Gevelsberger Coach nicht auf Altherrenspieler zurückgreifen, um sein Team zu komplettieren. Allerdings standen mit Andre Zschunke, Yann Luca Husseck, Nasir Bartu und Nick Träptau auch Spieler in der Startelf, die im Normalfall allenfalls für einen Kurzeinsatz in Frage gekommen wären. Auf der Bank mit Matthias Schoger und Salvatore Bellia zwei Rekonvaleszenten, zudem Rasim Zhushi, der seit Monaten nicht mehr gespielt hatte.

Viele Chancen, keine Tore für VfB und FSV

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Die Vorzeichen deuteten also klar auf den VfB-Sieg hin. Trotzdem tat sich die Mannschaft von Trainer Biniam Ghebremeskal lange schwer gegen eine hochmotivierte FSV-Abwehr, in der Lennard Jöns und Kevin Dietz Schwerstarbeit verrichteten. Chancen ergaben sich trotzdem für den VfB. Zweimal war es Emir Yigit, der seine Topchancen vergab. Recht früh war für ihn verletzungsbedingt Feierabend, Abdulrahman Kaddour kam schon Mitte der ersten Halbzeit für ihn, nachdem er selbst das leere Tor verfehlt hatte.

Der FSV bemühte sich mit Angriffen vor allem über Timo Guidi und Mergim Bozhdaraj, während die VfBler es immer wieder mit langen, vor allem diagonal geschlagenen Pässen versuchten. Zählbares kam dabei nicht herum. Zschunke verpasste die Führung nach schönem Anspiel von Träptau, auf der anderen Seite strich ein 22-Meter-Schuss von Rico Hein knapp am Tor vorbei.

Nach der Pause hatte der FSV eine kurze starke Phase, als sich die Schwelmer in die eigene Abwehr zurückdrängen ließen. Aber Lukas Josten, der überraschend von der Bundeswehr frei bekommen hatte, vergab per Direktabnahme eine gute Möglichkeit zur Führung. Auf der Gegenseite traf Stephen Chukwudi nur den Pfosten, was FSV-Trainer Hamann nur ein „immer mit der Ruhe“ entlockte.

Hein trifft traumhaft per Freistoß

Erst nach 72 Minuten kam der erste Torjubel: Darius d’Angelo ließ FSV-Keeper Patrick Penzold nach einem Konter keine Abwehrchance. Die hatte er auch zehn Minuten später nicht. Über die Vier-Mann-Mauer schlug der von Rico Hein ausgeführte Freistoß aus gut 22 Metern ins Toreck ein. Doch der FSV machte es noch einmal spannend: Matthias Schoger, nach einer guten Stunde eingewechselt, stocherte den Ball zum 2:1 über die Linie.

In der Schlussphase dann die umstrittene Szene mit der Knieverletzung von Dietz. Er war übrigens nicht der einzige Spieler, der ins Krankenhaus musste, Auch Schwelms Stephensunny Chukwudi hatte es getroffen, er musste bereits kurz nach der Pause vom Platz geführt werden. Kapitän Michael Hong-Gonzales brachte ihn nach dem Spiel in ärztliche Behandlung. Ghebremskal: „Darum haben sich die Gevelsberger ja auch nicht gekümmert – so viel zum Thema Fair Play.“