Sprockhövel/Ennepetal. Die Szene der Saison: Jan-Luca Mura vom Rot-Weiss Rüggeberg schießt absichtlich in den eigenen Kasten. Jetzt erklärt er warum.

Am Sonntag kam es bei der 2:10-Blamage von RW Rüggeberg gegen den SC Obersprockhövel II zu einer der größten Fair-Play-Aktion der vergangenen Jahre. In dem Spiel der Fußball-Kreisliga A2 schoss die Mannschaft aus dem Höhendorf ein absichtliches Eigentor, nachdem sie zuvor einen unglücklichen Treffer gelandet hatten. Dabei wurde der Ennepetaler Jan-Luca Mura zum „Kreisliga-Helden der Woche.“

Alles fing dabei mit einer sehr gewöhnlichen Situation an: Nach einer knappen halben Stunde hatte der SCO-Keeper Pascal Noga den Ball am Fuß. Als er einen langen Ball schlagen wollte, hielt ein Rüggeberger Spieler bei dem Klärungsversuch von dem Schlussmann allerdings seinen Fuß dazwischen. Während der Torhüter am Boden liegen blieb, lief das Spielgeschehen jedoch fälschlicherweise weiter.

Treffer nach Fehlentscheidung

Der lang geschossenen Ball von dem Keeper Pascal Noga fand dann seinen Weg zu Jan-Luca Mura in der Spielfeldmitte. „Ich habe nur gehört, dass alle gerufen haben, dass ich schießen soll. Als ich hochschaute, habe ich gesehen, dass das Tor leer war“, erzählt der Mittelfeldspieler wie er die Situation wahrgenommen hat. Also zielte er aus ungefähr 35 Meter auf das leere Gehäuse.

Dass bei dem Treffer nicht alles mit rechten Dingen zuging, dämmerte dem Spieler der Rot-Weißen dann ohne große Zeitverzögerung: „Als der Ball noch rollte, wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Als das Tor dann gefallen war, kamen auch sofort die Gegenspieler auf mich zugelaufen“, beschreibt Jan-Luca Mura den Anschlusstreffer zum 1:2 in der 34. Spielminute. „In der Situation selber habe ich das aber noch nicht bemerkt“, ergänzt er.

Große Anerkennung für Fairness

Im Anschluss kam es zu einer langen Behandlungspause des Keepers, welcher mit Schmerzen am Knöchel weiterspielen konnte. Insgesamt sechs Minuten wurde die Partie unterbrochen. In dieser Zeit kochte bei den Spieler von Rüggeberg eine Diskussion hoch. Es ging darum, wie sie mit dem Treffer umgehen sollten. „Wir haben einige Zeit darüber gesprochen und es gab auch ein paar wenige Gegenstimmen. Schließlich war das ganze auch sehr emotional“, berichtet Jan-Luca Mura. „Wir haben uns dann aber zusammen dazu entschlossen, dass wir ein Eigentor schießen möchten“, schildert er die Entscheidungsfindung seiner Mannschaft.

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Als das Spiel dann wieder angepfiffen wurde, bat Jan-Luca Mura den Kapitän von Obersprockhövel, ihnen beim Anstoß den Ball zuzuspielen. Mit diesem marschierte er danach durch die eigenen Reihen. Als er durch das Eigentor schließlich wieder für Gerechtigkeit gesorgt hatte, kam es zu großem Beifall von allen Seiten. „Das war sehr sportlich und wir haben großen Respekt vor Rüggeberg“, lobte auch der gefoulte Torwart Pascal Noga den Gegner.

Debakel nimmt seinen Lauf

Doch von diesem Lob konnte sich Ennepetal nur wenig kaufen. Denn nach der langen Unterbrechung und den beiden kuriosen Toren verloren die Rot-Weißen komplett den Faden. Sie gingen gegen den Tabellenführer völlig unter. Eine 2:10-Blamage stand am Ende auf dem Spielberichtsbogen. „Ich weiß nicht, wann ich schonmal mit zehn Toren verloren habe. Das war sehr bitter“, sagte auch Mura, der Held der Woche. Ein Trostpflaster für ihn: Am Mittwoch hat die Mannschaft aus dem Höhendorf gegen Wetter II im Nachholspiel bereits die Möglichkeit, die Pleite wieder auszubügeln (Anstoß: 19 Uhr in Büttenberg).