Ennepe-Süd. Zu spät, am falschen Ort, Beinschuss oder Steckball – dafür und noch viel mehr setzt es Strafen der heimischen Mannschaften.
Ob bei den Profis oder auf Amateurebene, Disziplin wird in jeder Mannschaftssportart großgeschrieben – zumindest sollte sie das. Besoffen beim Spiel, Trikots nicht gewaschen oder den Schiedsrichter beleidigt: im lokalen Sport kommt es immer wieder zu Aktionen, bei denen sich die Leute nicht mit Ruhm bekleckern. Wir haben uns bei den Mannschaftssportlern des Kreises umgehört und nachgefragt wie die Vereine mit schlechter Disziplin umgehen.
Die meisten Mannschaften, ganz egal in welcher Sportart, führen üblicherweise einen Strafenkatalog, welcher die Mannschaftskasse füllen und zu optimalem Verhalten anregen soll. Wofür muss nun im Südkreis Strafe an den Kassenwart gezahlt werden und was passiert mit dem eingesammelten Geld? Geht es immer nur nach Mallorca? Ein Überblick.
Euros fürs Phrasenschwein
Bei den Herren der HSG Gevelsberg-Silschede übernimmt die Rolle des Kassenwarts Torhüter Sven Wulf. „Der ist da auch berühmt-berüchtigt und treibt das Geld konsequent ein“, so Trainer Sascha Šimec. Das Prinzip des Strafsystems ist wie in den meisten Teams Spieler-intern. Neben den Klassikern wie zu spät kommen, sich nicht vom Training abmelden oder das Vergessen von Trainingsutensilien, wird man bei der HSG auch für gewisse Phrasen bestraft.
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Das berühmte Phrasenschwein trägt also hier seine Wirkung. Üblicherweise wird das gesammelte Geld für anstehende Mannschaftsfahrten verwendet, doch dies ist seit der Pandemie nun nicht mehr möglich. Stattdessen werden Mannschaftsabende mit genügend Verpflegung ausgestattet, Team-Events wie ein Escape Room ermöglicht oder Geschenke für Geburtstage oder Hochzeiten finanziert.
„Steckball“ muss bezahlt werden
Wie sieht es beim Basketball aus? Dass die EN Baskets Schwelm aufgrund ihres professionellen Niveaus viel Disziplin an den Tag legen müssen, steht außer Frage. Trotzdem muss hier für gewisse Vergehen gezahlt werden. Trainer Falk Möller hat hierzu Spieler Tim Lang auserkoren. Dieser hat ein klares System entwickelt. Jede Minute, die ein Spieler zu spät zum Training kommt, kostet ihn einen Euro. Jede Minute, mit der ein Spieler verspätet zum Treffpunkt eines Spieltags eintrifft, zwei Euro. Auch einen Euro gibt es für einen sogenannten „Steckball“. Bleibt nach einem Wurf der Ball zwischen Ring und Brett kleben, muss der Spieler blättern.
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Außerdem müssen die Spieler für jedes vergesse Teil in der Kabine, sei es die Shampoo-Flasche oder der Mundnasenschutz, in die Tasche greifen. Schließlich gibt es auch noch vereinsinterne Strafen wie Technische Fouls oder: „Wenn der Geschäftsführer zwei- bis dreimal bittet, dass Unterlagen eingereicht werden und das nicht passiert, dann werden von diesem auch mal Strafen ausgesprochen. Dann wird die Mannschaft zum Essen eingeladen oder für den Geschäftsführer Zigarren gekauft“, schmunzelt Coach Falk Möller.
Auch Dummheit wird bestraft
Der Amateurfußball ist für seine lustigen Geschichten rund um Fehlverhalten bekannt. Obwohl bei der Oberligamannschaft des TuS Ennepetal in der höchstmöglichen Amateurklasse selten Undiszipliniertheit auftritt, gibt es Einträge im Strafenkatalog. Um zunächst die Eingangsfrage zu beantworten, der Inhalt der Mannschaftskasse finanziert bei den Klutertstädtern entweder Mannschaftsabende oder: richtig, Mallorca. Das ist im Team um Trainer Alexander Thamm Tradition. Die letzte Fahrt ist zweieinhalb Jahre her.
Um das Eintreiben des Geldes kümmern sich die Kapitäne Abi El Youbari und Robin Gallus. Die meisten Euros fließen beim typischen Kreisspiel zum Aufwärmen. Dort wird man in der Mitte für 25 Kontakte oder einen Beinschuss bestraft. Wer währenddessen im Bremenstadion anwesend ist, kann dies anhand der Lautstärke und dem Vergnügen der Spieler verfolgen. Des Weiteren werden unnötige Verwarnungen wegen Meckerns oder Ballwegschießen sowie Unpünktlichkeit geahndet. Dazu, so formuliert es Thamm, gibt es noch einen lustigen Punkt, der sich an „Dummheit“ orientiert. „Es gab mal ein Testspiel, wo wir auswärts gespielt haben und ein Spieler am Platz am Bremenstadion stand und sich gewundert hat, wo wir denn alle bleiben“, erinnert sich Thamm.
Beim Foto freut sich der Kassierer
Solche Aktionen passieren in der U23 und der Dritten des TuS Ennepetal, die sich jeweils auf Kreisliga-Ebene bewegen, häufiger. Einen Überblick hat hier jeweils Spieler Chris Kepper. Manches Geld wird ab und an in die Mannschaftskasse gezahlt, aber üblich ist es bei den Ennepetalern, dass direkt mit einer Kiste Bier bezahlt wird, um stets genügend Vorrat zu haben. Auf der positiven Seite stehen Dinge, die es zu feiern gibt wie das Bestehen des Führerscheins oder das Vater-Werden sowie der klassische Beinschuss im Kreisspiel oder das Erscheinen per Foto in der Zeitung. Die kuriosesten Geschichten stehen auf der negativen Seite. So muss ein Spieler natürlich in die Tasche greifen, wenn er auffällig angeschlagen oder mit anderen Worten: gefüllt mit wenig Energie und viel Restalkohol zum Spiel erscheint und im „besten Falle“ noch seine kompletten Fußballsachen vergisst.
Winterreifen erfreut Hundeicken
Natürlich gibt es noch zahlreiche weitere lustige Patzer, die den Spielern in der Kreisliga unterlaufen und die so vorher keineswegs im Strafenkatalog stehen können. Vor einer Partie des FC Gevelsberg-Vogelsang gegen BW Voerde II holte der damalige FC-Trainer Dirk Henning seine Spieler zusammen, um die Aufstellung und die Taktik zu besprechen. Als er in die Runde sah, stellte er verdutzt fest, dass ein Spieler fehlt. Als Henning fragte, was los sei, kam heraus, dass sein Spieler noch kurzfristig Winterreifen verkauft hatte. „Der Käufer wollte eine Probefahrt machen, also musste ich noch die Reifen aufziehen“, bekam Henning zu hören. Immerhin: der Spieler kam noch. Doch weil er zu spät war, ging ein Teil des Reifenerlöses zur Strafe in die Mannschaftskasse.
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