Hagen/Ennepe-Ruhr. Der Handball in Hagen und dem EN-Kreis hat ein Problem an der Basis. Das sagt Kreischef Michael Knöpel zur Zukunft des Handballkreises.

Der Handball in Hagen und dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis bildet seit Jahrzehnten einen gemeinsamen Kreis. Wo es früher noch fünf Kreisklassen unterhalb der Kreisliga gab, gibt es inzwischen nur noch sehr wenige Mannschaften, die sich für den Spielbetrieb melden. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Handballkreises, Michael Knöpel aus Wetter, geht es um die Zukunft des Handballkreises, mögliche Perspektiven sowie um die aktuelle Situation rund um die Corona-Pandemie.

Der Handballkreis Lenne-Sieg hat bereits bekannt gegeben, dass der Spielbetrieb wegen der Corona-Pandemie erst einmal ausgesetzt wird. Gibt es ähnliche Pläne im Handballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr?

Michael Knöpel Da gibt es aktuell noch nichts neues, wir wollen als Vorstand erst einmal die Entscheidungen der Politik abwarten. Wir haben in der kommenden Woche eine Sitzung, in der wir uns dann anhand der politischen Entscheidungen orientieren werden. 2G Plus ist für alle Beteiligten ein Hindernis, aber derzeit die einzige Möglichkeit, dass wir spielen können. Grundsätzlich ist die Tendenz bei uns so, dass wir den Handballern ihren Sport weiter ermöglichen wollen, daher appellieren wir auch an die Vereine, auf die Einhaltung der Hygiene-Regeln zu achten, um alle Beteiligten bestmöglich zu schützen.

Eine längere Unterbrechung gab es bereits im vergangenen Jahr. Welche Auswirkungen hatten die Lockdowns auf den Handballkreis?

Wir haben das insbesondere im Jugendbereich zu spüren bekommen. Viele Eltern haben ihre Kinder vor Sorge einer Infektion nicht zum Handball gebracht, dazu waren die Hallen auch lange zu. Die Vereine konnten so teilweise monatelang nichts anbieten, was viele Kinder und Jugendliche dazu gebracht hat, sich anderwertig umzuschauen. Viele haben den Sport gewechselt, einige, auch bisher gut aufgestellte Vereine müssen da jetzt wieder teilweise bei null anfangen.

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Und wie sieht es im Seniorenbereich aus?

Dort hatten wir bedingt durch Corona bisher nur die Abmeldung von Post SV Hagen, eines echten Traditionsvereins. Im Hinblick auf die kommende Saison sind auch schon einige Vereine an uns herangetreten die darüber nachdenken, ihr Team vom Spielbetrieb für die kommende Saison abzumelden, hier ist Corona aber nur ein Grund von mehreren. Ich habe aber das Gefühl, dass wir uns als Handballkreis im Großen und Ganzen gut durch diese Krise bewegen. Wir haben den Vereinen gute Möglichkeiten gegeben, Spiele ohne großen Aufwand abzusagen und zu verlegen. Keiner wurde von unserer Seite gezwungen, unbedingt spielen zu müssen.

Der Handballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr hat bereits seit einigen Jahren wie alle anderen Kreise auch damit zu kämpfen, dass sich immer mehr Mannschaften vom Spielbetrieb abmelden. Wie lange ist der Status eines eigenen Handballkreises noch aufrechtzuerhalten?

Soweit ich informiert bin, gibt es diesbezüglich eine Soll-Regelung. Das heißt, dass ein Kreis aus mindestens 20 Mannschaften bestehen soll, nicht muss. Wir bewegen uns sehr nah an dieser Grenze, zumal Spielgemeinschaften wie die HSG ECD Hagen noch als drei einzelne Vereine gezählt werden. Klar ist, dass es irgendwann in der Zukunft zu einer Neustrukturierung der Kreise kommen wird.

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Was würde das für den Handballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr bedeuten?

Ob unser Handballkreis am Ende solcher Neustrukturierungen als Verlierer dastehen würde, gilt es abzuwarten. Das ist alles noch nicht akut. Dass Veränderungen kommen werden, ist aber durchaus in den Hinterköpfen präsent. Für mich persönlich wäre, neben der Fusion von Kreisen, auch eine Orientierung an den kommunalen Gegebenheiten denkbar. Das könnte in unserem Fall bedeuten, dass wir dann in Zukunft mit den Teams aus Hattingen, Witten und Sprockhövel auch den nördlichen Ennepe-Ruhr-Kreis hinzubekommen.

Vor allem im Jugendbereich sieht es sehr mager aus, für die Teams die dort auf Kreisebene aktiv sind, sind lange Fahrten bis in das Siegerland schon normal. Wie wirkt sich das aus?

Natürlich ist das, gerade im älteren Jugendbereich, gravierend. Wir haben derzeit nur noch sehr wenige Mannschaften. Was soll da noch für die Seniorenteams der einzelnen Vereine übrig bleiben? Und zu den langen Fahrten: Ja, das sorgt natürlich mitunter auch nicht dafür, dass unser Sport auf Kreisebene attraktiv bleibt.

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Ein großes Problem in diesem Zusammenhang ist der demografische Wandel.

Und der macht sich auch bei uns bemerkbar, ganz klar. In einer Stadt wie Wetter beispielsweise gibt es derzeit Geburtenjahrgänge, in denen es 200 Kinder pro Jahr gibt. Selbst wenn davon nur 50 Prozent irgendwann anfangen, in einem Verein Sport zu treiben, bleiben für den Handball nur noch eine Handvoll Kinder übrig. Ein weiteres Problem, dass ich sehe, ist, dass die Vereine immer mehr als Dienstleister wahrgenommen werden, weniger als Vereine in denen sich auch die Spieler und Eltern aktiv miteinbringen.

Gibt es neben einer Neustrukturierung der Handballkreise auch weitere Ideen, wie der Spielbetrieb attraktiv bleiben kann?

Durchaus, ich kann mir da auch eine Lösung vorstellen, in der der Spielbetrieb anders organisiert wird. Beim Volleyball beispielsweise treffen sich immer drei Teams und spielen untereinander gegeneinander, das bedeutet zwei Spiele pro Termin für jedes Team. Sowas könnte ich mir auch für den Handball vorstellen.