Ennepetal. Rafael Baltzer tritt am Wochenende in der für ihn neuen Junior-Klasse an. Für seine Eltern wird das Rennen zu einer nervlichen Belastungsprobe.
Am Wochenende steigt Rafael Baltzer wieder ins Kart und bestreitet das erste Rennen bei der diesjährigen Rotax Max Challenge Germany. Im letzten Jahr hat das Rennsport-Talent aus Ennepetal den Wettbewerb gewonnen. In diesem Jahr wird vieles anders sein.
Isabel Baltzer zittert schon. Vor Vorfreude, aber auch vor Angst. „Ich bin superstolz auf Rafael, aber auch sowas von nervös. Mit klappert schon alles“, sagt die Mutter des Zwölfjährigen. Ihr Sohn wird sich in diesem Jahr einer großen Herausforderung stellen. In den letzten Jahren ist er bei der RMC immer in der Micro-Klasse angetreten und hat sich dabei stets verbessert. Nach Platz vier und drei in den Vorjahren wurde er 2019 Erster. Jetzt überspringt Baltzer eine Klasse und wird im Junior-Wettbewerb antreten. Die Gegner sind älter und zahlreicher, das Kart größer, das Tempo höher.
Tempo von etwa 120 km/h
Auf der Strecke in Mülsen bei Dresden, wo am Wochenende das erste von drei Rennen im Wettbewerb gefahren wird, erreichen Balzer und seine Konkurrenten auf einem geraden Abschnitt ein Tempo von etwa 120 Stundenkilometern. Auch Vater Markus Baltzer, der seinen Sohn als Mechaniker unterstützt, gibt angesichts dieser Zahlen zu: „Sorgen macht man sich auf jeden Fall.“
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Rafael Baltzer selbst hat am vergangenen Wochenende bei einem Trainingsrennen mit ansehen müssen, wie sich einer seiner besten Freunde mit dem Kart überschlagen hat. Zwar ist dem Jungen nichts passiert, doch es gab dem Zwölfjährigen doch zu denken. Seine Mutter berichtet aber über eine sehr positive Reaktion: „Es war sehr schön zu sehen, wie Rafael und die anderen Fahrer die Situation besprochen haben. Da herrscht ein sehr freundschaftlicher Umgang, alle helfen sich gegenseitig.“
Und so überwiegt eine Woche später die Vorfreude auf das Rennen in Mülsen. „Rafael ist Feuer und Flamme“, sagt sein Vater. Während der Vorbereitung waren am Kart zwar noch Motor- und Reifenprobleme aufgetreten, diese sollten aber rechtzeitig zum Wettkampf behoben worden sein.
Realistische Erwartungen
Bei der RMC Germany geht es auch in diesem Jahr wieder um Tickets für die Weltmeisterschaften. Der beste Fahrer jeder Altersklasse erhält ein Ticket für den großen Wettbewerb. Nachdem Baltzer dieses im Vorjahr ergattern konnte, sind die Hoffnungen auf einen erneuten Erfolg groß, sein Vater bleibt angesichts der höheren Leistungsklasse aber realistisch: „Ich gehe mit der Erwartung daran, dass es ein Trainingsjahr für Rafael wird, in dem er sich an das Kart und an das größere Starterfeld gewöhnen kann. Sonst war er vorne, jetzt startet er mittendrin. Natürlich wollen wir nach vorne, aber realistisch sehe ich ihn da im Mittelfeld.“
Da Rafael Baltzer gegen Fahrer antritt, die schon seit bis zu drei Jahren auf diesem Niveau fahren, gehört er nicht zu den Favoriten auf den Sieg. Zum Glück steht in seiner Familie aber sowieso der Spaß im Vordergrund. Markus Baltzer berichtet, dass er manchmal Eltern bei den Rennen sieht, die ihren Kindern großen Druck aufbürden. „Das kostet ja alles auch viel Geld, dann muss auch Leistung gebracht werden“, sei bei vielen die Sichtweise. Die Baltzers betonen: „Wir wollen, dass es allen Spaß macht und der Druck nicht so groß wird.“
Die Oma muss zuhause bleiben
Zum Glück dürfen diesmal auch die Familie und das Team komplett mit an der Rennstrecke sein. Die Corona-Maßnahmen lassen das zu. Sogar ein paar Fans sind dabei. „Sonja und Dietrich Nolte vom Reitstall Meininghaus sind Fans von Rafael und schauen zu“, berichtet Isabel Baltzer.
Nur ein Familienmitglied muss wegen Corona leider zuhause bleiben: Oma Hilde wird das Rennen nur am Bildschirm sehen können. „Wir wollen sie dem Risiko nicht aussetzen. Es ist schade, dass sie nicht dabei sein kann. Sie ist schon eine Art Maskottchen“, sagt Isabel Baltzer.
Sobald das Rennen beginnt, ist Rafael Baltzer aber sowieso auf sich gestellt. Und dann werden auch seine Eltern wieder zittern.