Schwelm. Immer mehr Menschen in Deutschland kaufen sich ein Elektrofahrrad. In Schwelm verkauft ein Händler dieses Jahr mehr Modelle mit Motor als ohne.

E-Bikes liegen im Trend. Nicht erst seit diesem Jahr, aber ganz besonders in diesem Jahr. Das spürt Stefan Gehle, der Besitzer von Zweirad Gehle in der Schwelmer Innenstadt, an den Verkaufszahlen. „Ich habe dieses Jahr mehr E-Bikes verkauft als normale Fahrräder“, verrät Gehle. Doch ist das Fahren mit einem Elektrofahrrad wirklich sportlich? Seine Antwort: ein klares „Ja“.

Vor Jahren galten E-Bikes vor allem als Fahrräder für Senioren, denen das Fahren mit einem normalen Fahrrad zu anstrengend geworden war. Doch diese Sichtweise ist schon lange veraltet. Im April vermeldete der Zweirad-Industrie-Verband (ZVI), dass inzwischen 5,4 Millionen E-Bikes in Deutschland unterwegs sind. Im Jahr 2019 wurden demnach 1,36 Millionen Exemplare verkauft, somit war fast jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike.

Laden leer gekauft

Auch in Schwelm war dieser Trend zu spüren. Generell war es ein gutes Jahr für Fahrradhändler. Als mit der ersten Coronawelle das öffentliche Leben zum Stillstand kam, waren viele Freizeitbeschäftigung plötzlich nicht mehr möglich und manche sind es bis heute nicht. Sich im Freien aufzuhalten und dort Sport zu machen, klappte allerdings durchgängig ziemlich problemlos. Gehle hat bemerkt, dass viele Leute in den letzten Monaten in neue Fahrräder investiert haben. Insbesondere im E-Bike-Segment sei ihm regelrecht „der Laden leer gekauft“ worden.

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Der Boom ist also ungebremst und scheint sich sogar weiter zu verstärken. Und das, obwohl die Elektrofahrräder nicht gerade günstig sind. Zwar bieten Discounter gelegentlich Modelle für 500 bis 600 Euro an, doch im Fachhandel sieht das anders aus. „Im Bereich von 2000 bis 3500 Euro bewegen sich die meisten Modelle“, erklärt Gehle. Nach oben gibt es – wie in den meisten Bereichen – keine Grenzen. In einem Prospekt, den der Händler präsentiert, finden sich auch Modelle im fünfstelligen Preissegment. Nach dem erfolgreichen Sommer 2020 werden die Preise im kommenden Jahr weiter nach oben gehen.

E-Bikes gibt es in allen Kategorien. Klassische Rennräder, Mountainbikes, Tourenräder – von allen existieren Varianten mit Elektromotor. Egal auf welchem Terrain sich ein Fahrradfahrer also bewegen möchte und wie sportlich er ist, er wird eine Variante finden, die zu seinen Bedürfnissen passt. Oder wie es Gehle formuliert: „Von der Hausfrau bis zum Rennfahrer ist für jeden etwas dabei. Alle Nischen werden bedient.“

Kunden von 12 bis 95

Auch das Alter spielt keine Rolle, merkt Gehle an seinen Kunden. Dass vor allem Senioren E-Bikes kaufen, sei eine falsche Annahme. „Der jüngste Kunde ist zwölf Jahre alt, der älteste 95. Elektrofahrräder werden wirklich von Menschen aller Altersgruppen gekauft und gefahren“, sagt der Händler.

Viele Menschen mögen noch immer denken, dass es nicht sportlich sei, sich auf ein Fahrrad mit Elektromotor zu setzen, doch Gehle sieht es anders. Denn auch auf dem E-Bike müsse man in die Pedalen treten. Der Motor diene nur zur Unterstützung. „Gerade für ungeübte Fahrer ist ein E-Bike hilfreich. So können auch die Steigungen hier im Bergischen genommen werden“, erklärt Gehle.

In Ländern wie Italien und Frankreich gibt es längst Wettkämpfe auf E-Bikes. Das kann Gehle sich auch in Deutschland vorstellen: „Das wäre gerade im Bereich Mountainbiking eine Option.“

Und sollte sich dann doch ein Sportler etwas dafür schämen, auf einem E-Bike zu sitzen, findet er inzwischen auch das richtige Modell. Gehle deutet in sein Schaufenster auf ein Rad, bei dem der Motor zwischen den Ketten sitzt und kaum noch zu sehen ist. Keine Frage: den E-Bikes gehört die Zukunft.