Ennepetal. Ein Teil der Handball-Herren von TG Voerde fliegt trotz gefährlicher Coronalage nach Spanien. Der Vorstand kritisiert das.
Für viele Sportmannschaften ist es der Höhepunkt einer jeden Saison: ein Ausflug nach Mallorca. So weit, so normal. Doch in diesem Jahr ist vieles etwas anders als sonst, denn das Coronavirus ist auf der gesamten Welt im Umlauf, auch und besonders auf Mallorca. Schon bevor das Auswärtige Amt am Freitag hat für ganz Spanien, mit Ausnahme der Kanarischen Inseln, eine Reisewarnung ausgegeben hat, war klar, dass die Lage auf den Balearen kritisch ist. Einige Spieler der ersten Handball-Herrenmannschaft der TG Voerde flogen trotzdem am vergangenen Wochenende nach Cala Ratjada, um an der Ostküste Mallorcas Party zu machen.
TG Voerde gibt kein gutes Bild ab
Ein Gruppenfoto, das auf der Facebook-Seite Voerdes am vergangenen Wochenende gepostet wurde, zeigt mehrere Spieler der Mannschaft, die gemeinsam am Strand posieren. Einer hält einen Eimer der Biersorte „Corona“ in der Hand. Nur einer der zehn Männer auf dem Foto trägt eine Mund-und-Nasenbedeckung. Nach Informationen dieser Redaktion handelte es sich um einen Junggesellenabschied. Der Facebook-Account der TG Voerde kommentierte das Bild zunächst mit „Toller Beitrag“ und einem Daumen nach oben.
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Das Foto wurde zwar inzwischen wieder von der Facebook-Seite gelöscht, doch das das macht die Sache nicht ungeschehen. Das Bild ist im Umlauf und macht keinen guten Eindruck. Michael Schäfer, Ordnungsdezernent des EN-Kreises, sagt: „Natürlich ist das nicht schlau. Ganz ehrlich: Wir leben mit der Pandemie inzwischen seit einem halben Jahr. Jeder sollte mitbekommen haben, dass gemeinsames Feiern ohne Abstand und Mund-Nasenschutz gefährlich ist.“
Quarantäne nach der Rückkehr
Aus Sicht von Schäfer hätte eine Reisewarnung für Spanien schon viel früher erfolgen müssen und er hat kein Verständnis dafür, dass sich die Voerder Herren auf diesen Ausflug begeben habe. Er erklärt, welche Konsequenzen sich daraus ergeben könnten: „Wenn man aus einem Risikogebiet zurückkommt, muss man sich in Quarantäne begeben. Es sei denn, man kann einen negativen Coronatest nachweisen.“ Und sollte sich nach dem Junggesellenabschied herausstellen, dass sich auch nur einer aus der Reisegruppe infiziert hat, dann müssten sich alle nahen Kontaktpersonen in Quarantäne begeben, also die gesamte Gruppe – auch diejenigen mit negativem Test, betont Schäfer.
Der Ordnungsdezernent ruft noch einmal eindringlich dazu auf, sich an die Hygieneregeln zu halten: „Jeder ist selbst gefragt, sich zu disziplinieren und an Spielregeln zu halten. Wir können Corona nicht wegdenken.“
Flug ging vor der Reisewarnung
Voerdes Trainer Hans-Peter Müller wollte sich auf Anfrage nicht zu diesem Thema äußern. Dafür spricht Fabian Riebeling, 2. Geschäftsführer der Handballabteilung. Er nimmt die Spieler in Schutz und erklärt: „Fünf Spieler unserer Mannschaft sind am Freitagmorgen Richtung Mallorca abgeflogen, die Reisewarnung für Spanien wurde erst am Nachmittag ausgesprochen. Die Jungs haben uns auch sofort darüber informiert. Sie haben einen Test gemacht und sind in häuslicher Quarantäne. Das Training wird bis Mittwoch ausgesetzt.“
Sollte es zu einem positiven Test kommen, könnte das natürlich die Vorbereitung der Mannschaft auf die kommende Saison beeinträchtigen, da die Spieler dann wahrscheinlich zwei Wochen lang in Quarantäne bleiben müssten.
Vorstand missbilligt die Reise
Volker Külpmann aus dem Vorstand der TG Voerde ist von der Reise nicht begeistert. Zwar betont er: „Für uns ist das zunächst einmal eine Privatangelegenheit.“ Allerdings lässt er auch wissen: „Wir erwarten eigentlich so viel Eigenverantwortung, dass man so eine Reise in diesen Tagen lieber absagt. Wir missbilligen das, aber nicht nur bei unseren Sportlern, sondern generell.“ Letztlich, das betont Külpmann, sind die Spieler aber keine Vereinsangestellten und können daher in ihrer Freizeit machen, was sie wollen.
Ob es trotzdem zu einer Strafe für die Spieler kommen wird, ist nicht bekannt.