Ennepetal. Um wieder einer der stärksten Männer im Land zu werden, greift Dennis Biesenbach aus Ennepetal in Corona-Zeiten auch zu ungewöhnlichen Methoden.

Die Saison hatte noch nicht begonnen, da war sie wegen der Corona-Pandemie auch schon abgesagt. Eigentlich hätte Strongman Dennis Biesenbach aus Ennepetal viel vorgehabt, wollte wieder einer der stärksten Männer im Land sein. Doch seit Oktober bleibt dem Wahl-Schwelmer nichts anderes als zu trainieren.

„Die vergangene Saison war noch nicht von Corona betroffen“, erklärt Dennis Biesenbach, „eine Strongman-Saison in Deutschland läuft immer von Frühjahr bis Herbst.“ In diesem Jahr fand bislang nicht ein einziger Wettkampf statt, bei dem der 140-Kilo-Mann zum Beispiel große Reifen von Traktoren über eine abgesteckte Strecke hätte wuchten müssen. Schon der Saisonauftakt wäre für den Strongman ein Höhepunkt gewesen – auf der international bekannten Fitness- und Bodybuildingmesse „Fibo“ in Köln hätte Dennis Biesenbach an einem Champions-League-Wettkampf teilnehmen sollen. „Da wären die stärksten Männer der Welt meine Konkurrenten gewesen“, erzählt er. Doch gegen eine Pandemie sind selbst Mannskerle wie Biesenbach machtlos – die Messe fiel ins Wasser.

Körpergewicht reduziert

Trotz aller Umstände: der 28-jährige Ex-Jugendtorwart des TuS Ennepetal lässt den Kopf nicht hängen. Biesenbach hat die Zeit genutzt, weiter an sich zu arbeiten. „Meine Entwicklung war zuletzt gut. Ich habe ein wenig die Kalorienzufuhr und somit auch das Körpergewicht reduziert“, so der amtierende Deutsche Vizemeister, der in der Saison 2020 gerne nach der Goldmedaille gegriffen hätte. Die Reduktion der täglichen Kalorien hat Dennis Biesenbach rund 15 Kilogramm verlieren lassen. „Meine Kraftwerte konnte ich dennoch steigern, so dass ich ohne die Corona-Wettkampfpause sicherlich wieder ganz vorne mitgemischt hätte.“

Strongman Dennis Biesenbach im Wettkampf.
Strongman Dennis Biesenbach im Wettkampf. © Fabian Vogel | Fabian Vogel

Ganz abgeschrieben hat Dennis Biesenbach die Strongman-Liga für dieses Jahr aber noch nicht. Er und seine Konkurrenten hoffen, dass vielleicht doch noch ein Wettbewerb möglich wird. „Vielleicht gibt es ja ein Finale um den stärksten Mann Deutschlands. Wenn nicht, dann geht mein Fokus komplett auf das Jahr 2021.“

In einer Lagerhalle in Siegen hält sich der Ennepetaler, der mit seiner Freundin seit vergangenem Herbst in Schwelm wohnt, mehrmals in der Woche mit seinen Trainingskollegen fit. „Die Fitnessstudios waren ja für knapp acht Wochen komplett dicht“, berichtet er, „da mussten Alternativen her.“ Und diese hätten kurioser kaum sein können.

Ungewöhnliches Trainingserlebnis

„Direkt gegenüber von unserer Trainingshalle befindet sich eine Buswerkstatt. Dort kamen wir über die Zeit mit dem Betreiber ins Gespräch“, erzählt Dennis Biesenbach. Zum Strongman-Sport gehöre auch die beliebte Disziplin „Lkw-Ziehen“. Biesenbach: „Wir haben beim Betreiber einfach mal ins Blaue gefragt, ob wir einen seiner Busse ziehen dürfen. Er war sofort begeistert von der Idee.“

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Schnell stand ein knapp 15 Tonnen schwerer Reisebus bereit, den Biesenbach und seine Kollegen über den Hof ziehen sollten. „Freizeitspaß für starke Jungs“, nennt der 28-Jährige dieses eher ungewöhnliche Trainingserlebnis.

Doch nicht nur das Ziehen des Busses war einer der außergewöhnlichen Momente in diesem verrückten Jahr, bei dem fast alle Sportler improvisieren mussten.

Auch für private Gartenarbeit kam der starke Biesenbach, dessen Rekord bei „175-Kilo-Baumstamm-über-Kopf“ liegt, bereits zum Einsatz. „Ein Bekannter erzählte mir, dass er beim Umgraben im Garten einen schweren Stahlbeton-Brocken entdeckt hatte. Dieser musste weg.“ Im Vorfeld sei der Stein mit zwei Leuten nicht zu bewegen gewesen. Für Dennis Biesenbach ein beinahe schon lapidares Problem: „Wir haben uns dann bei ihm im Garten getroffen. Da habe ich den Stein direkt mal angelupft. Ich musste nur mal schauen, wie der Brocken am besten zu fassen war.“ Biesenbach schätzt, dass der Stein um die 200 Kilogramm schwer gewesen sei: „Zu zweit haben wir ihn dann in wenigen Minuten aus der Grube herausbefördert.“

Hoffnung auf Wettkämpfe

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Doch trotz solcher amüsanten Erlebnisse – der aktuell zweitstärkste Mann Deutschlands hofft, dass er bald wieder in den Wettkampfmodus zurückkehren kann. Bis dahin heißt es weiterhin fleißig zu trainieren und täglich bis zu 5.000 Kalorien aufzunehmen.

Ob sich das 2020 noch einmal bezahlt macht, ist auch im Strongman-Sport ungewiss. Dennis Biesenbach will in Lauerstellung bleiben: „Da muss man jetzt einfach durch und das Beste draus machen.“