Gevelsberg. Beim Testspiel zwischen dem FSV Gevelsberg und dem FC Gevelsberg-Vogelsang soll es zu Verstößen gegen Hygieneregeln gekommen sein.
Derby in Gevelsberg. 120 Zuschauer trotzen dem immer wieder einsetzenden Regen und schauen sich den Test von Bezirksligist FSV Gevelsberg gegen die Kreisliga-A-Truppe des FC Gevelsberg-Vogelsang an. 2:0 gewinnen die Hausherren am Ende. Verdient. Doch die eigentliche Nachricht des Abends lautet: Fußballtestspiele scheinen ein großer Schritt zurück in die Normalität zu sein. Die Menschen waren ausgehungert, was Veranstaltungen anbelangte, kamen in unerwartet hoher Zahl und verzehrte auch noch ordentlich. Freude bei allen Beteiligten, bis plötzlich folgendes Gerücht die Runde in Gevelsberg machte: Der FSV soll massiv gegen die Hygienebestimmungen der Coronaschutzverordnung verstoßen haben. Der 1. Vorsitzende des FC Gevelsberg-Vogelsang, Thomas Jakobi, hatte sich darüber schriftlich bei der Stadt Gevelsberg beschwert.
Um es vorweg zu nehmen: Es scheint laut der Recherchen dieser Zeitung und des Ermittlungsstands des Ordnungsamts keine Verstöße im Stadion Stefansbachtal, wo das Testspiel-Derby stieg, gegeben zu haben. Dennoch zeigt diese Geschichte zwei Dinge: wie komplex die sich ständig verändernde Verordnung in der Umsetzung für Ehrenamtliche in den Vereinen ist und wie hochsensibel das Thema Corona ist – vor allem wenn zwei Vereine involviert sind, die sich im Zusammenspiel vor allem durch eine gesunde Rivalität zueinander definieren.
Das bringt Vereine an ihre Grenzen
Die Vorwürfe, die die Vogelsanger bei der Stadt Gevelsberg vorgebracht haben, wären erheblich: Der FSV soll sich nicht darum gekümmert haben, dass sich alle Anwesenden in Listen eintragen, um Quarantäne-Kandidaten bei einem möglichen Corona-Fall nachvollziehen und informieren zu können. Außerdem seien Abstände nicht immer eingehalten worden. Es gebe wohl, so monierte Thomas Jakobi, unterschiedlich hohe Anforderungen an die drei Gevelsberger Fußballvereine, was den Ablauf von Testspielen anbelangt.
„Das ist nicht so“, sagt Bettina Bothe, die bei der Stadt Gevelsberg neben anderem Abteilungsleitung für den Sport ist. Nachdem die Vorgaben der Verbände fertig gewesen seien und mit den behördlichen Verordnungen verbunden worden seien, hätten alle drei Gevelsberger Fußballvereine – der FSV Gevelsberg, der FC Gevelsberg-Vogelsang sowie der FC Schwarz-Weiß Silschede – ihre Hygienekonzepte vorgelegt. „Das bringt die Vereine mit Sicherheit manchmal an die Grenzen der Überforderung, aber ganz klar gelten für jeden die gleichen Regeln, die lediglich auf die Standorte zugeschnitten werden“, sagt Bettina Bothe im Gespräch mit dieser Zeitung.
FSV bezieht schriftlich Stellung
Sie betont, dass der Aufwand, um nur ein Testspiel durchzuführen, enorme personelle Kapazitäten binde: „Sie brauchen Leute an den Eingängen, es muss desinfiziert und kontrolliert, auf Abstände geachtet werden und noch vieles mehr.“ Das bestätigt der 1. Vorsitzende des FSV Gevelsberg, Roberto Buchholz, den das Thema, das in Gevelsberg in Fußballerkreisen in aller Munde war, auch am Urlaub an der Ostsee eingeholt hat. „Wir wollen zuvorderst unser gutes Verhältnis zu den Vogelsangern bewahren. Und wir haben uns an alle Auflagen gehalten, sind sogar darüber hinaus gegangen.“ Plexiglasscheiben im Biergarten, überall Desinfektionsstationen, getrennte Eingänge für Spieler und Trainer auf der einen sowie Gäste auf der anderen Seite. „Wir haben alle Erfordernisse erfüllt und sämtliche Listen zur Nachverfolgung von Infektionsketten erstellt“, betont der FSV-Chef.
Um so überraschter war er, als er bereits im Urlaub davon erfuhr, dass die Stadt Gevelsberg eine schriftliche Stellungnahme von den Fußballern aus dem Stefansbachtal fordert, in der sie auf die Anschuldigungen aus dem Vogelsang reagieren und die Fragen der Verwaltung beantworten sollten. Natürlich könne er nicht zu einhundert Prozent sagen, dass sich stets alle Gäste immer an alles komplett gehalten hätten, aber der Verein habe darauf geachtet und die Leute auf ihr Fehlverhalten hingewiesen, wenn es dazu gekommen sei.
„Wir haben auf das Schreiben geantwortet und damit sollte die Sache auch vom Tisch sein“, sagt Buchholz. Er betont, dass das Spiel sogar auf Video aufgezeichnet worden sei und der Verein diese Aufnahmen gern zur Verfügung stellt.
Ist sie das denn auch aus Sicht der Stadt Gevelsberg? „Aus unserer Sicht hat es hier keine gravierenden Verstöße gegeben“, sagt der Gevelsberger Bürgermeister Claus Jacobi, nachdem die Sache in der Stadt und zwischen den Vereinen hochgekocht war und er sich selbst mit der Materie beschäftigt hat. Es werde Hinweise auf gezielte Verbesserungen geben, aber man habe nichts feststellen können, das mit einem Bußgeld geahndet werden müsse. Die Stadt gewähre bei allen Fragen den Vereinen Unterstützung. „Niemand muss Angst haben, bei einer Sportveranstaltung in Gevelsberg zu sein“, betont auch Bettina Bothe.
Doch wenn gar nichts Gravierendes vorgelegen hat, warum hat sich Thomas Jakobi dann überhaupt an die Stadtverwaltung gewandt. Auf Nachfrage sagt nun auch er: „Wir waren wohl lediglich unterschiedlicher Auffassung, was die Bestimmungen anbelangte. Das Problem ist vom Tisch, wir haben das mit der Stadt besprochen. Und wir haben als Vereine untereinander ein gutes Verhältnis.“ Allerdings hatte es unlängst für etwas Wirbel gesorgt, dass Dirk Henning, nachdem er den Posten als Jugendvorstand beim FSV abgegeben hatte wenige Mate später Trainer der ersten Mannschaft der Vogelsanger Fußballer geworden war.
Die Testspiele seien laut Thomas Jacobi aktuell ein enormer Aufwand, vor allem für einen kleineren Verein wie den FC Gevelsberg-Vogelsang. „Wir müssen sehr viel beachten, verkaufen nur Bier in Fladchen und verzichten auf die Bratwurst aktuell komplett“, sagt der FC-Chef.
TuS zu Gast in Gevelsberg
Während die Vogelsanger nun für zwei Tests auswärts antreten, geht es im Stefansbachtal bereits am Sonntag weiter. „Um 15 Uhr ist Anstoß unserer ersten Mannschaft gegen die zweite des TuS Ennepetal“, sagt Roberto Buchholz. Das Bistro und der Biergarten würden öffnen und jeder könne sich davon überzeugen, dass der FSV die Hygieneregeln laut Corona-Schutzverordnung auch vorbildlich einhalte,