Ennepe-Süd. Er hat ein außergewöhnliches Hobby: Stefan Mönninghof und das Distanzreiten. Bis sich erste Erfolge einstellten, hat es zehn Jahre gedauert.
Eigentlich ist der Fokus von Stefan Mönninghoff voll auf sich und seiner Partnerin unter sich gerichtet. Beide absolvieren Distanzen, die ein bisschen an einsame Reiter aus dem wilden Westen erinnern, 100 Kilometer und mehr legt der Schwelmer auf seinen Pferden „Princess” und „Double-U” zurück. Da spielen sich auch schon einmal Szenen ab, die tatsächlich sehr an das Leben von Cowboys, Pistolen und Postkutschen erinnern.
Distanzreiten ist das, was die komplette Freizeit von Stefan Mönninghoff einnimmt. „Ich bin da eigentlich durch einen totalen Zufall zu gekommen”, erinnert er sich an seinen ersten Kontakt mit der etwas anderen Pferdesportart. Er begleitete eine Freundin zu einem Wettkampf, um dieser unter die Arme zu greifen. „Trossen” nennt sich das in der Sprache der Distanzreiter. Mönnighoff war direkt angetan von der Idee, Stunden gemeinsam mit den ohnehin schon geliebten Vierbeinern zu verbringen. Wenige Tage später probiert er selbst aus und bewältigt 30 Kilometer durchs Siegerland. „Da dachte ich, dass ich das Pferd kaputt reite”, erinnert er sich.
Erste Erfolge nach zehn Jahren
Zehn Jahre lang dauert es, bis sich bei dem Schwelmer erste Erfolge einstellen. Mit seiner eigenen Zucht „Double You” wird er drei Mal Zweiter bei den Westfälischen Meisterschaften, insgesamt 2500 Kilometer legen die beiden gemeinsam in Wettkämpfen zurück. Von Geburt an sind die beiden ein eingespieltes Team.
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Doch irgendwann geht auch mal ein Pferd in Rente. Für den erfolgreichen Pensionär brauchte es also Ersatz. Eine würdige Nachfolgerin fand Mönninghoff in „Princess”, auf ihr setzt sich der Erfolg direkt fort. Die Stute kostete ihn spöttische 350 Euro, denn für Rennen reichte es für die Vollblüterin nicht mehr. „Princess M” wurde aussortiert und war deswegen entsprechend günstig. „Ausrangierte Rennpferde will keiner mehr haben”, sagt Mönninghoff. Für die langen Strecken reicht es aber allemal noch, „Princess M” entwickelt sich unter Mönninghoff vom Sprinter zum Ausdauersportler.
Sehnen und Muskel bilden sich aus
Denn inzwischen weiß der Distanzreiter genau, welche Anforderungen ein Pferd über die enormen Distanzen zu bewältigen hat. „Das benötigt fünf Jahre, die Sehnen und Muskeln müssen sich dafür erst richtig ausbilden”, sagt er. Dazu muss das Pferd von sich aus schon ein lauffreudiges Tier sein. „Ein Pferd, das nicht gerne läuft, kriegst du auch nicht dazu bewegt, über solche Distanzen zu geht”, so Mönninghoff.
Berge machen Pferde besonders stark
„Princess” aber ist so ein lauffreudiges Pferd, eines, das die vielen Kilometer wie automatisch abspult. Zugute kommen ihr dabei die optimalen Trainingsbedingungen, die Stefan Mönninghoff an seinem Stall in der Nähe des Beyenburger Stausees vorfindet. Auf der Grenze zu Wuppertal ist es bergig, was bei den vielen Trainingsritten die absolviert werden müssen, dem Pferd einiges abverlangt. „Pferde, die viel in den Bergen unterwegs sind, sind besonders stark”, weiß Mönninghoff.
Doch alleine wären Ritte und das Training sowie die Versorgung der Tiere nicht möglich. Entsprechend lobende Worte findet der Distanzreiter für sein Team. „Ich habe zwei tolle Mädels bei den Pferden. Du brauchst ein gutes Team um dich herum, und das habe ich.” Bei seinem letzten Wettkampf in der Lüneburger Heide sind es sogar vier Helfer, die ihn über die 130 Kilometer unterstützen, die ihn „trossen.”
Erfrischendes Miteinander
Im Distanzreiten, so berichtet der Schwelmer, herrscht ein erfrischendes Miteinander – trotz des Wettkampfs. „Man bezeichnet Distanzreiter nicht umsonst als Reitervolk. Hier hilft jeder jedem”, sagt Mönninghoff. Es ist eine Art ungeschriebenes Gesetz, dass sich die Reiter bei Pannen oder Problemen unter die Arme greifen. Nur aufgrund einer besseren Platzierung oder Zeit wird keiner zurückgelassen.
Kutscher verliert die Kontrolle
So wie er selbst auch. Während eines Rennens sieht er, wie ein Kutscher vor ihm die Kontrolle über sein Pferd und die Kutsche verliert. Mönninghoff fragt den Gestürzten nach seinem Befinden, als dieser ihm mitteilt, dass alles in Ordnung ist, macht sich Mönninghoff auf die Jagd nach der entlaufenden Kutsche. „Das war wie im Wilden Westen”, sagt er heute und lacht. Als sich das Pferd samt Kutsche in einem Hof verläuft, kann er das Tier beruhigen. Die Verfolgung brachte ihn weit von der Strecke ab – was der Veranstalter entsprechend sportlich berücksichtigte, als der Schwelmer ins Ziel kommt. 20 Minuten werden ihm gut geschrieben, doch auch so wäre er am schnellsten gewesen.
Zwei Rennen bestreitet er noch in dieser Saison. Schafft er es, sich beide Male zu platzieren, dürfte Stefan Mönninghoff tatsächlich NRW-Meister sein. Also so etwas wie der Chef im „Wilden Westen.”