Tiwi/Gevelsberg. Eine Delegation von Spielern des FSV Gevelsberg nimmt am Tiwi Ndogo Cup in Kenia teil. Premiere sorgt für unvergessliche Eindrücke.
Elfmeterschießen, es geht um etwas. Doch bevor der Schütze des gastgebenden Tiwi Ndogo FC an den Punkt treten und sich mit Felix Bremer vom FSV Gevelsberg messen kann, dauert es noch ein wenig. Der Grund offenbart den großen Unterschied, der an diesem Wochenende aber letztlich niemanden so wirklich interessiert: Der kenianische Spieler muss sich erst noch die geliehenen Fußballschuhe anziehen, denn ein Team ist nicht so richtig vorbereitet auf dieses Elfmeterschießen und kam einfach barfuß. Ganz ernst nehmen das weder die Gastgeber noch die Gäste aus dem fernen Deutschland, genauer gesagt aus dem kleinen Gevelsberg. Die beschauliche Stadt in Westdeutschland ist omnipräsent hier, am Kiweke Football Ground in Ostafrika. 3500 Menschen aus der gesamten Region sind gekommen, um sich das Spektakel anzuschauen. Die zehnte Auflage um den „Tiwi Ndogo Cup“ ist ein Erfolg – und das hat vor allen Dingen mit der Unterstützung einiger Menschen aus Gevelsberg zu tun.
Der Blick auf die Tribüne wirkt absolut skurril. An der Überdachung hängen Banner mit Firmennamen darauf, mit denen die vielen Menschen am Platz nur wenig anfangen können. Es sind Unternehmen aus Gevelsberg, ein Getränkehändler wirbt sogar mit seiner Telefonnummer. Natürlich erhofft sich dieser Getränkehändler keine Aufträge oder Bestellungen aus Kenia, viel mehr geht es bei dem Engagement um Unterstützung für den Verein Tiwi Ndogo.
Hilfsprojekt aus Gevelsberg wächst immer weiter
Über 100 Trinkwasserbrunnen hat der Verein inzwischen in der Umgebung gebaut, 40 Patenschaften für Schulkinder wurden durch den Verein vermittelt. Dahinter stecken einige Menschen, vor allen Dingen aber Roberto und Silvio Buchholz. Vater Roberto ist inzwischen für den Verein länger vor Ort präsent, unter anderem hat er den Platz für das Jubiläumsturnier herrichten lassen. Seine Kontakte in der deutschen Heimat nutzt er immer wieder, um finanzielle Mittel für den Verein zu generieren. So wie im Rahmen der Gevelsberger Kirmes 2024, als er Spenden für einen weiteren Brunnen sammelte, der nun unmittelbar vor dem Fußballplatz zu bestaunen ist.
Doch auch nach zehn Jahren wird Roberto Buchholz noch überrascht. Bei der Herrichtung des Platzes wurden nicht etwa Rasensamen gesät, viel mehr wurden die bisherigen Rasenstücke erst abgetragen und später wieder in neuer Anordnung verpflanzt. Linien werden nicht etwa abgekreidet, sie werden mit Wandfarbe auf den Rasen gepinselt. Drei Monate lang dauerten die Arbeiten an. „Das sind fast schon deutsche Verhältnisse“, freute sich Silvio Buchholz unmittelbar vor dem ersten Spiel.
Er nahm mit einigen Mitspielern vom FSV Gevelsberg zum ersten Mal überhaupt am Turnier teil. Eine Delegation von 12 Spielern, drei Frauen und Freundinnen und dem aktuellen Vorsitzenden Christian Bauermeister reiste eigens für das Turnier aus Deutschland an. „Bloß nicht Letzter werden“, formulierte Torwart Felix Bremer die eigene Zielsetzung vor dem Turnier. Nach einer unglücklichen Niederlage gegen eine Mannschaft aus der Millionenstadt Mombasa trennten sich die Gevelsberger, die sehr mit dem trotz aller Bemühungen sehr unebenen Untergrund und extremen Temperaturen zu kämpfen hatten, noch zwei Mal unentschieden und beendeten ihre Vorrundengruppe auf dem vierten und letzten Platz.
Ein Stück weit fühlte sich Christian Bauermeister bei Betrachtung der Spiele des Teams, das sich aus Spielern der ersten, zweiten und dritten Mannschaften zusammensetzte, an die Hinrunde des Bezirksliga-Teams des FSV erinnert. „Wir nutzen unsere Chancen nicht und kassieren dann ein Traumtor. Da haben wir unsere Probleme aus der Heimat mitgebracht“, so Bauermeister.
„Wir nutzen unsere Chancen nicht und kassieren dann ein Traumtor. Da haben wir unsere Probleme aus der Heimat mitgebracht.“
Die Befürchtung von Felix Bremer stand also noch im Raum. So sehr der Torhüter eben nicht Letzter werden wollte, so froh waren einige seiner Mitspieler, bei den hohen Temperaturen nicht erneut länger auf dem Feld stehen zu müssen, denn das Spiel um Platz sieben am zweiten Turniertag wurde lediglich als Elfmeterschießen ausgetragen. Dabei ließ sich auch Bauermeister die Gelegenheit nicht nehmen, selbst einen Elfmeter zu verwandeln. Sein Sohn Niclas hingegen vergab, sodass am Ende der Elfmeter für die Gevelsberger retten musste. Der letzte Platz wurde verhindert.
Lang gehegter Traum geht in Erfüllung
Vielmehr als das Abschneiden bei diesem Turnier standen aber die gewonnenen Eindrücke im Vordergrund. Vor allem Silvio Buchholz, der das Hilfsprojekt seit der ersten Stunde begleitet, freute sich über die Teilnahme seines Vereins in Kenia. „Das war seit dem ersten Tag vor zehn Jahren geplant“, so der FSV-Kicker und strahlte – auch wenn sportlich nicht alles rund lief.
Im Finale zwischen Kaya Tiwi FC und Kombani Youth FC war dann aber doch wieder ein bisschen Gevelsberg vertreten. Weil beide Teams nur über weiße Trikots verfügten, stellte der FSV kurzerhand die eigenen roten Jerseys zur Verfügung. Offensichtlich schien das aber ein schlechtes Omen zu sein, denn mit den Trikots aus Gevelsberg unterlag Kombani Youth das Endspiel – ehe auf dem Spielfeld eine riesengroße Party steigen sollte. Mittendrin: Die Delegation aus der kleinen Stadt aus Westdeutschland.
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