Schwelm. Michail Margaritis spielt in Schwelm schon bei seinem sechsten Verein Basketball. Wie es ist, ständig umzuziehen und in Ungewissheit zu leben.
Viel Zeit hat Michail Margaritis eigentlich nicht. Das Vormittagstraining bei den EN Baskets Schwelm ist gerade beendet, anschließend geht es schnell in die Wohnung, dann mit dem Mitbewohner Majok Gum zum Physiotherapeuten. Anschließend gemeinsam einkaufen. Langeweile gibt es eigentlich selten, das Leben eines Basketballprofis ist auch in der dritten Liga ziemlich eng getaktet. Anders als ein gewöhnlicher Berufsalltag zwar, aber das bringt der Job eben mit sich. Genauso, wie das ständige Umziehen. „Das gehört dazu, du weißt vorher, worauf du dich einlässt“, sagt Margaritis. Er weiß, wovon er spricht, denn mit 23 Jahren ist der neue Center der EN Baskets Schwelm schon ordentlich herumgekommen.
Ludwigsburg, Neustadt am Rübenberge, Stade, Hagen-Haspe, Herford, Schwelm: Was sich wie der Tourplan eines Bühnenkünstlers anhört, ist die Auflistung der Stationen von Michail Margaritis in seiner noch jungen Basketballkarriere. Die EN Baskets sind die sechste Station des 2,06 Meter großen Centers, was angesichts seines Alters enorm wirkt – im Basketball aber vollkommen normal ist. „Man muss ein Mensch dafür sein“, sagt der Sohn eines griechischen Vaters und einer kroatischen Mutter.
Margaritis wächst in Ludwigsburg auf, entwickelt sich in der Nachwuchsabteilung des Bundesliga-Klubs gut, dass er aber mit dem Basketball seinen Lebensunterhalt bezahlen kann, wird erst im letzten NBBL-Jahr absehbar.
Auf eine Sache besteht der Vater von Margaritis
Es gibt aber viele Unwägbarkeiten, wenn junge Menschen den Sport als Beruf auswählen. Alles auf eine Karte quasi. Viele Faktoren wie beispielsweise Verletzungen sind nicht abzuschätzen, oft nicht abzusehen und können am Ende eine Laufbahn schneller beenden, als es einem Sportler lieb ist. „Deswegen bestand mein Vater auch darauf, dass ich eine Ausbildung mache“, sagt Margaritis. Einzelhandelskaufmann lernt er, bedingt durch seine wechselnden Vereine, immer wieder in unterschiedlichen Unternehmen. Vier Jahre tingelt er auch deswegen durch die Regionalligen, ehe er im vergangenen Jahr mit einer erfolgreichen Ausbildung in der Tasche den Weg in die ProB wagt. Ab sofort ist Margaritis ein richtiger Profi.
Auch interessant
Der Markt für Spieler wie ihn ist groß, und doch sind Center von seinem Format gefragt. Natürlich wegen seiner Größe und seiner Fähigkeiten, wohl noch etwas mehr wegen seiner Nationalität. Oft werden in der ProB die großen Positionen mit deutschen Spielern besetzt, um den einen möglichen Import-Platz im Kader für einen Aufbauspieler zu verwenden.
„Meine Mama fragt dann schon mal nach, ob es Angebote gibt.“
Margaritis Mutter wartet nervös auf Angebote
Mal zwei, mal drei, mal vier Angebote kommen pro Jahr bei Margaritis an. „Es kommt eigentlich immer etwas rein“, sagt er. Große Bedenken mache er sich in der Zeit, in dem seine Zukunft ungewiss ist, nicht. „Meine Mama fragt dann schon mal nach, ob es Angebote gibt“, sagt Margaritis und lacht. Die Nervosität seiner Mutter teilt er nicht.
Auch interessant
Was auch daran liegt, dass er mit seiner Ausbildung ein Auffangnetz hat, wenn es mal keine Angebote geben sollte. Dann gehe es eben in seinem Job weiter, offene Stellen gibt es wie in vielen Bereichen genug. Aktuell ist das allerdings kein Thema, denn Margaritis hat sich in diesem Sommer für die EN Baskets entschieden. Als das Angebot kam, machte sich der Center auf nach Schwelm, trainierte dort mit Falk Möller und schaute sich vor Ort einiges an. „Schwelm ist wirklich sehr professionell aufgestellt, finde ich. Die Wohnung ist ausreichend, die Halle ist super“, sagt Margaritis. Außerdem würde man sich hier super um die Spieler kümmern, auf seinen bisherigen Stationen hat er auch schon Gegenteiliges erlebt.
In Schwelm gibt es eine Wohnung für Center
Im August zog er dann in die Wohnung ein, in der in den vergangenen Jahren immer wieder die Center der Schwelmer wie Brett Reed und Malik Eichler oder zuletzt Khalil Miller und Sadiq Ajagbe wohnten. Hier passen die Maße, die Betten sind groß genug für die langen Spieler. „Zwei mal zwei Meter“, kennt Margaritis die genaue Größe seines Bettes.
Auch interessant
Viel Einrichtung gibt es dagegen nicht, Basketballer leben oft spartanisch. Fast wirkt es wie auf Durchreise in einem Hotelzimmer. Gerade einmal zwei bis drei Taschen bringt Margaritis mit, wenn er in eine neue Stadt zieht. Heimisch wird er eigentlich nicht, ein Basketballer zieht zum Arbeiten in eine Stadt wie Schwelm. „Ich bin da minimalistisch“, sagt der 23-Jährige. Wichtig sind neben der Kleidung in den Taschen eigentlich nur die Playstation, um sich in der freien Zeit zu unterhalten.
Leben als Basketballer hat Vor- und Nachteile
Wie lange und wie oft Michail Margaritis seine Taschen noch packen wird, weil er wieder umziehen muss, ist noch offen. Wie lange der Traum vom Profi weiterlebt, natürlich auch. Gedanken an das Karriereende macht sich der junge Basketballer aber nicht. „Bisher noch nicht“, schränkt er ein. Er befinde sich schließlich noch am Anfang seiner Reise, die, wie Margaritis weiß, Vor- und Nachteile hat. „Du kommst viel rum, lernst viele Menschen kennen und siehst interessante Städte“, sagt er.
Auch interessant
Persönliche Bindungen entstünden vor allem eher unter den Spielern, oft halten diese auch über Jahre. Und manchmal sieht man sich unverhofft dann doch an einem anderen Standort wieder. So wie beispielsweise in Schwelm, wo Margaritis wieder an der Seite von Marc Klesper spielt. Beide kennen sich aus gemeinsamen Tagen aus Neustadt. So klein kann die große, weite Basketballwelt dann eben auch sein.