Ennepetal. Der Fußball-Oberligist richtet sich nach der Ära des Sturmtanks neu aus. Mittendrin ist mit David Vaitkevicius auch ein ganz anderer Spielertyp.

Ganz entspannt lief Nils Nettersheim am Mittwochabend über die neue Tartanbahn des Bremenstadions. Er ist dort allerdings nur noch Zuschauer. Der Ex-Spieler verfolgte das Testspiel des TuS Ennepetal gegen Oberliga-Absteiger TSG Sprockhövel (1:1). Für den TuS stürmt an vorderster Front nun David Vaitkevicius, der vom Liga-Rivalen ASC 09 Dortmund nach Ennepetal gewechselt ist. Er hat in seinen ersten beiden Auftritten eine gute Leistung gezeigt. Auch gegen den Wuppertaler SV spielte er. Und soll fest im Spielsystem verankert werden.

+ + + Du willst wissen, was im lokalen Sport in Schwelm, Gevelsberg und Ennepetal, in Wetter und Herdecke sowie in Hagen passiert? Melde Dich hier zum kostenlosen Newsletter an + + +

Es waren erst zwei Trainingseinheiten, die der Angreifer beim TuS absolviert hat. „Ganz ins Detail sind wir daher noch nicht gegangen“, sagt er selbst. Ihm ist aber bewusst, dass er ein etwas anderer Spielertyp ist als Nettersheim. Ihn bezeichnet er als „typischen Boxspieler“, während er selbst mehr läuferisch unterwegs ist. In den Gesprächen vor dem Wechsel sei klar gewesen, dass er ab jetzt vorne im Sturmzentrum stehen und die gegnerischen Verteidiger dadurch binden soll. „Wichtig ist für mich nun, dass ich die Jungs kennenlerne und die Spielphilosophie des Trainers entdecke, verstehe und auch umsetze“, so der Stürmer.

Vaitkevicius braucht noch Zeit für die Umstellung

Zuletzt agierte er eher als hängende Spitze neben dem eigentlichen Mittelstürmer. Dabei muss er sich nun umstellen, was gegen Sprockhövel zu beobachten war. Er bewegte sich intuitiv immer ein Stück weit zurück in Richtung Mittelfeld. Trainer Sebastian Westerhoff, der stellvertretende Kapitän Robin Gallus oder der auf dem rechten Flügel mitwirkende Routinier Ibrahim Lahchaychi riefen ihm einige Male unter Verwendung seines Spitznamens zu: „Vor Vici“. Diese Abläufe möchte er jetzt vertiefen. „Ich lasse mich schon vorne etwas zurückfallen und versuche, Bälle in den Fuß zu bringen, um dann aufzudrehen und auf Tempo zu kommen“, hat der Neuzugang beobachtet.

„Es muss sich vorne alles noch finden, damit wir uns aufeinander einstellen können und ich die Laufwege kenne.“

David Vaitkevicius, neuer Stürmer beim Fußball-Oberligisten TuS Ennepetal

Er möchte sich daher gut im Team und vor allem der Offensivabteilung integrieren. „Es muss sich vorne alles noch finden, damit wir uns aufeinander einstellen können und ich die Laufwege kenne“, weiß er. Auch, dass es die nächsten Wochen dafür brauchen wird. Gegen die TSG ging es am Mittwoch teilweise mit schnellen Bällen nach vorne. Nicht alle kamen bei Vaitkevicius an, er lief auch ein paar Mal ins Abseits – seine Kollegen auf den Flügeln allerdings genauso. Sie suchten die Wege, um mit Geschwindigkeit auf das gegnerische Tor zuzulaufen. Der Westfalenligist stellte diese so gut es ging zu und der Ball war vor allem in Halbzeit eins schneller wieder weg.

Westerhoff hat eine neue Idee für das Offensivspiel

Deshalb möchte Westerhoff etwas bei der Arbeit gegen den Ball verändern und ihn mittels Pressing schneller zurückzugewinnen. Vaitkevicius eignet sich dafür. „Er bringt das Tempo beim Anlaufen mit, hat eine gute Dynamik und geht zielstrebig in Richtung Tor“, beschreibt der Coach die Qualitäten seines neuen Stürmers. Der erarbeitet sich auf diesem Weg auch Chancen, gegen Sprockhövel gab es eine sehr große, als er sich – in der Szene sogar in Nettersheim-Manier – um seinen Gegner herumdrehte und TSG-Keeper Philipp Knälmann zu einer Parade in höchster Not zwang. „Er ist relativ komplett und kann uns daher auf jeden Fall weiterhelfen“, sagt Westerhoff.

Auch interessant

Seiner Vorstellung nach sollen die gegnerischen Teams bestenfalls nicht ins Spiel kommen. „Wir wollen fußballerisch und beim Anlaufen etwas verändern. Was wir davon wirklich in die Saison mitnehmen, müssen wir abwarten. Wir werden nun sehen, was gut und was nicht so gut klappt. Etwas durchzuprügeln, was nicht gut klappt, wäre Quatsch. Daher versuchen wir viel in der Vorbereitung“, erzählt der TuS-Trainer.

Allein auf einen Angreifer in der Funktion des Mittelstürmers möchte er seine Taktik natürlich nicht fixieren: „Nur durchs Zentrum zu spielen, ist schwierig. Also müssen wir schauen, dass wir sowohl aus dem Zentrum als auch über außen ins Tempo kommen und mit sauberem Passspiel in Richtung Tor gelangen.“ Sonst wäre Ennepetal für die Konkurrenten zu leicht berechenbar. Und diejenigen Teams, die der Elf vom Bremenplatz in den vergangenen Jahren in Pflichtspielen begegnet sind, können einige Spieler ohnehin etwas einschätzen. Mindestens einen in der TuS-Offensive nun nicht mehr – und womöglich auch ein verändertes Angriffsspiel erst einmal nicht.