Gevelsberg/Ennepetal. Nach drei Jahren kehren die Volksfeste in Ennepetal und Gevelsberg zurück – was für die Finanzen einiger Vereine besonders wichtig ist.
Drei Jahre des Wartens enden am Samstag mit dem Beginn der Voerder Kirmes, zwei Wochen später startet dann auch die größere Gevelsberger Kirmes. Den Menschen dürstet es nach den Veranstaltungen, die tausende Menschen auf die Straßen locken – und damit auch an die Stände der Vereine, die auf den Volksfesten vertreten sind. Bedingt durch die Corona-Pandemie fehlten den Vereinen durch die Absage der Volksfeste große Einnahmen in der Kasse. Denn auch wenn die Organisation der Stände mit immensem Aufwand verbunden ist, sind die dort eingenommenen Gelder für die Vereine unerlässlich.
Fünf Tage lang herrscht in Gevelsberg wieder Ausnahmezustand, wenn sich die „schrägste Kirmes Europas“ mit ihren Buden, Bierständen und Fahrgeschäften durch die Straßen der Innenstadt schlängelt. Fünf Tage, die für die heimischen Vereine Stress bedeuten. „Der personelle Aufwand und die Besetzung des Standes für die einzelnen Tage ist enorm“, sagt Heike Maenz, Kassiererin bei den Handballern der HSG Gevelsberg/Silschede. Als Frau der Finanzen weiß Maenz aber auch, wie wichtig die Präsenz auf der Kirmes ist. „Die Einnahmen dort sichern uns den Spielbetrieb“, sagt sie.
Fünfstellige Umsätze
Eine Tatsache, die nicht nur auf die Handballer der HSG zutrifft. Gleich fünf Sportvereine aus Gevelsberg sind mit Ständen auf dem Volksfest vertreten und generieren dabei einen großen Teil ihres Budgets. „Rein vom Umsatz bewegen wir uns da im fünfstelligen Bereich“, sagt Maenz. Ähnlich sieht das bei den Fußballern vom FSV Gevelsberg aus, die mit ihrem Stand an der Ecke Rosendahler Straße/Elberfelder Straße einen der am stark frequentiertesten Plätze auf der Gevelsberger Kirmes haben – und darüber hinaus einen, der mit seiner Größe imposant daherkommt.
Der große Stand wird überragt von einem großen Schirm, der mit einem Durchmesser von zwölf Metern vielen Menschen auch bei schlechtem Wetter eine Gelegenheit bietet, sich das eine oder andere Kaltgetränk im Trockenen zu genehmigen – was allerdings auch eine entsprechende Standmiete kostet. So zahlen die Fußballer für ihren Stand doppelt so viele Gebühren wie die Handballer. „Und das musst du erst einmal wieder reinholen“, sagt Roberto Buchholz.
So viele Liter Bier schenkt der FSV Gevelsberg aus
Bedingt durch die wegen Corona abgesagte Kirmes in den vergangenen beiden Jahren fehlte den Vereinen einiges in der Kasse. „Wir haben das anders aufgefangen, aber klar ist, dass uns das Geld gefehlt hat“, sagt FSV-Vorsitzender Roberto Buchholz. Allein 2000 Liter Bier fließen beim FSV aus den Fässern in die Becher, die dann an die durstigen Besucher ausgegeben werden.
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Dass es beim FSV keine, wie eigentlich üblich, Gläser gibt, hat einen nachvollziehbaren Grund. Jahr für Jahr ärgern sich die Vereine, dass viele Gläser kaputt gehen oder nicht wieder den Weg an den eigenen Stand finden. Laut Heike Maenz sind das 800 bis 1000 Gläser pro Jahr alleine am Stand der HSG Gevelsberg/Silschede. Schon seit Jahren ist das auf der Kirmes in Gevelsberg ein großes Problem, viele Besucher nehmen ihre Getränke in Gläsern vom Stand mit, oft gehen viele davon im Laufe eines Abends zu Bruch. Deshalb und zur Vermeidung von vielen Scherben auf der Straße hat der FSV auch auf Mehrwegbecher umgestellt, auch wenn das beim Kirmesverein nicht unbedingt auf große Gegenliebe gestoßen ist. Das System aber habe sich bewährt.
FC Vogelsang: Wegen Glasbruch nicht mehr dabei
Der Kirmesverein hingegen setzt weiter auf das Glas. „Das gehört einfach zur Kirmes dazu“, sagt Markus Loetz, Vorsitzender des Kirmesvereins. Beim FC Gevelsberg-Vogelsang hingegen hat der Glasbruch dafür gesorgt, dass die Fußballer vom Hundeicken nicht mehr mit einem Stand auf der Kirmes vertreten sind. „Wenn ich jeden Tag 300 Gläser verliere, dann rechnet sich das irgendwann nicht mehr“, sagt FC-Vorsitzender Thomas Jakobi. Dazu komme neben der Tatsache, dass der Stand der Vogelsanger eher als Durchgangsstation auf dem Weg vom Kirmestor bis zum höchsten Punkt des Volksfestes ist, auch der Wegfall von Mitgliedern, die bereit sind, sich an den fünf Tagen hinter den Tresen zu stellen.
Wie groß der Aufwand der ehrenamtlichen Helfer während der Kirmes ist, zeigt der personelle Bedarf. 15 Kräfte am Tag braucht es für den großen Stand des FSV Gevelsberg, ähnlich sieht das bei den Gevelsberger Handballern aus. Von 14 Uhr bis mindestens 22 Uhr muss ein Stand geöffnet und auch entsprechend besetzt sein, ohne viele helfende Hände ist dies gar nicht möglich. „Und das Personal zu finden, ist gar nicht so einfach. In den vergangenen Jahren ist das deutlich schwieriger geworden“, weiß Olaf Steinhaus von BW Voerde.
Der ehemalige Ehrennachtwächter in Voerde weiß ebenfalls um die Bedeutung einer Präsenz auf der Kirmes, die am Samstag startet. „Das Geld, das wir dort generieren, geht zu 100 Prozent in unsere Jugendabteilung“, sagt der BW-Vorsitzende. Zum einen, weil die Jugendabteilung die komplette Organisation im Vorfeld übernimmt, zum anderen weil das Geld dort gut gebraucht wird. Es ist also eine der einfachsten Formen der Unterstützung für den Nachwuchsfußball bei Blau-Weiß. Und die kann nicht unbedingt nur mit einem Dienst im Stand während der Kirmes getätigt werden. „Man kann auch helfen, in dem man vor dem Tresen steht“, sagt Steinhaus.