Ennepetal. . Olaf Steinhaus ist mit seinen 50 Jahren der wohl jüngste Ehrennachtwächter aller Zeiten. Als die Nachricht kam, war er einmal sprachlos.

Wer Olaf Steinhaus kennt, weiß, dass es bei ihm eine Sache mit absolutem Seltenheitswert gibt: Sprachlos ist er eigentlich nie. Bis das Telefon vor ein paar Tagen klingelte und Heimatvereins-Vorsitzender Hans Martin Heimhardt ihm mitteilte, dass nicht verwunderlich sei, wenn Steinhaus zum nächsten Voerder Ehrennachtwächter gewählt werden würde. „Meine Frau Tanja hat sich kaputt gelacht, als ich kein Wort mehr ‘rausbekommen hab’“, sagt der Vorsitzende der Blau-Weißen Fußballer aus Voerde. Er wurde am Freitagabend tatsächlich einstimmig vom Festausschuss des Voerder Heimatvereins gewählt.

Keine drei Wochen mehr bis zur Voerder Kirmes

Die Voerder Kirmes findet in diesem Jahr von Samstag, 25., bis Dienstag, 28. Mai, statt.

Bevor Bürgermeisterin Imke Heymann auf dem Kirmesplatz den offiziellen Fassanstich vornimmt, steht bereits der Festzug auf dem Programm.

Um 14 Uhr setzen sich die Voerder Vereine und ihre vielen Gäste auf der Milsper Straße auf Höhe der katholischen Kirche St. Johann Baptist in Bewegung.

Ihr Weg führt sie anschließend durch die Lindenstraße, die zu diesem Zeitpunkt bereits wieder zur Blaukittelallee, geworden ist.

Zum Abschluss am Dienstagabend wird ein großes Feuerwerk abgeschossen.

Wer sich die Ehrennachtwächter der Vergangenheit vor Augen ruft, dem fällt sofort auf, dass der 50-Jährige wie das Küken in der langen Galerie der Voerder Würdenträger anmutet. Das war auch dem Heimatverein bereits aufgefallen und nach Steinhaus’ Wahl starteten die Heimatfreunde und ihre neue Symbolfigur die gemeinsame Recherche. An deren Ende scheint es tatsächlich so, dass der Ehrennachtwächter 2019 der Jüngste aller Zeiten ist, dem die Ehre zuteil geworden ist, diese Würde zu bekleiden. „Der Jüngste, den wir gefunden haben, war 58 Jahre alt“, sagt Steinhaus, der von jeweils zwei Vertretern der Vereine sowie der Blaukittelträger im Hotel Rosine gewählt worden war.

Über Umwege in die Hangstraße

Mit Blick auf seine Vita, ist sein vergleichsweise junges Alter aber ohnehin völlig egal, denn kaum jemand verkörpert Voerde und das Leben für die Heimat in dem Stadtteil derart, wie es Olaf Steinhaus tut. Dabei sah zunächst nichts danach aus. Steinhaus kam im Mops-Krankenhaus in Hagen-Haspe zur Welt und lebte zehn Jahre lang in Gevelsberg. „Ich wuchs zunächst an der Hagener Straße direkt gegenüber des Sportplatzes am Hundeicken auf“, erinnert er sich.

Über den einen oder anderen Schlenker landete die Familie schließlich in der Hangstraße, wo bis heute so etwas wie das Hauptquartier der Steinhäuser ist: „Vater, Oma, Tante und ich selbst mit meiner Frau Tanja und meiner Tochter Pia wohnen dort. Da sind die Wege zu den Geburtstagen innerhalb der Familie nicht so weit“, sagt Olaf Steinhaus und lacht.

Und seine Liebsten freuen sich sehr für Olaf Steinhaus, der exakt am 23. Hochzeitstag mit seiner Tanja zum Ehrennachtwächter gewählt wurde. Das Erste, was Vater Alfred nach der Gratulation tat, war Oma Christel anzurufen und davon zu berichten, welch große Voerder Ehre dem Enkel soeben zuteil geworden ist.

Zum Aufstieg nicht am Fußballplatz

Dass er überhaupt ganz oben auf dem Vorschlagszettel des Heimatvereins gelandet war, kommt nicht von ungefähr, denn kaum jemand setzt sich so vielfältig für Voerde ein, wie der Ehrennachtwächter des Jahres 2019.

Bereits seit dem Jahr 1981 ist er Mitglied bei Blau-Weiß Voerde, hält dort als 1. Vorsitzender seit fast Jahren die Fäden in der Hand. „Olaf Steinhaus ist ein Voerder Junge durch und durch“, schreibt der Heimatverein und zählt seine weiteren Mitgliedschaften auf: Voerder Schützenverein, Shantychor Voerde, Henry-Thaler-Verein, Voerderleben, Stadtsportverband, und nicht zuletzt auch aktives Mitglied des Heimatvereins Voerde selbst. „Die diesjährige Ehrung sollte so viel ehrenamtliches Engagement in Voerde belohnen und anerkennen“, sagt Vorsitzender Hans Martin Heimhardt.

Noch trägt Horst Winkel Hellebarde und Laterne. Am 17. Mai gibt der noch amtierende Nachwächter die Insignien an Olaf Steinhaus weiter.
Noch trägt Horst Winkel Hellebarde und Laterne. Am 17. Mai gibt der noch amtierende Nachwächter die Insignien an Olaf Steinhaus weiter. © WP

„Voerde ist Heimat, Voerde ist Familie, Voerde liegt mir einfach am Herzen. Deshalb bin ich sehr stolz darauf, dass die Wahl auf mich gefallen ist“, sagt der Jubilar am Sonntag, als er vom 30. Geburtstag des Henry-Thaler-Vereins direkt zum 5:1-Sieg der zweiten Mannschaft der Blau-Weißen gegen die Dritte des FSV Gevelsberg eilte. „Es wäre ein Traum, wenn unsere Zweite am Kirmessonntag aufsteigen würde“, sagt Steinhaus, der dann allerdings nicht vor Ort sein kann. An diesem Tag ist traditionell der Empfang der Bürgermeisterin zu Ehren des ­Voerder Ehrennachtwächters – ein Pflichttermin in der „Rosine“ auch für den 34. Amtsinhaber, der am Freitag, 17. Mai, im Voerder Schützenheim von seinem Vorgänger Horst Winkel Hellebarde und Lampe zur offiziellen Amtseinführung erhält.

Stets hinterm Bierstand gearbeitet

Auf die Kirmes wird er danach bestimmt gehen und auch bei einem Aufstieg mit seinen Fußballern feiern – aller Wahrscheinlichkeit nach am vereinseigenen Bierstand, hinter dem der Fußballchef selbst schon zahlreiche Stunden zur Kirmeszeit gearbeitet hat.

Diesmal wird er die Kirmes aus anderer Perspektive erleben und auch den Kirmeszug. Denn der Service-Leiter von Mercedes Jürgens sorgt seit einigen Jahren dafür, dass die Würdenträger in den feinen Cabrios der Premiummarke durch die jubelnden Massen kutschiert werden – und saß üblicherweise selbst am Steuer. „Diesmal werde ich gefahren und freue mich schon riesig auf den Tag des Umzugs“, sagt Olaf Steinhaus – jüngster Voerder Ehrennachtwächter aller Zeiten.