Menden/Tokio. Die Reise zu Olympia mussten der Mendener Henri Ruoste und sein Pferd Kontestro getrennt bestreiten – mit einer prominenten Pferde-Stewardess.
Sie sind Konkurrenten im Dressurviereck. Das werden sie auch in gut einer Woche bei den Olympischen Sommerspielen in Japan sein. Doch auf dem Weg nach Tokio spielte das keine Rolle. „Henri hatte das Glück, dass Isabell auch Kontestro versorgte und sich um ihn kümmerte“, sagte Senta Kirchhoff, Ehefrau des Finnen Henri Ruoste, die gemeinsam in Menden eine Reitanlage betreiben. Warum ausgerechnet die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten, Isabell Werth, Ruostes belgischen Wallach Kontestro auf dem langen Flug begleitete?
Ruoste startet als Einzelreiter
Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach. „Henri konnte leider nicht mit den Pferden fliegen, weil es nur begrenzt Plätze gab“, erklärte Kirchhoff. Vom belgischen Lüttich aus hob am frühen Mittwochmorgen ein Spezialflieger ab, mit dem 40 Olympia-Pferde verschiedener Nationen, die in Aachen auf dem CHIO-Gelände in Quarantäne waren, nach Japan geflogen wurden. An Bord neben Kontestro: unter anderem Bella Rose, Dalera, Showtime und Annabelle – die Vierbeiner der deutschen Dressurequipe.
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„Jeder würde gerne sein Pferd begleiten“, sagte der deutsche Pferdesport-Delegationschef Dennis Peiler: „Aber es darf nur einer pro Team mitfliegen.“ Da Finnland keine Mannschaft stellt und Ruoste als Einzelreiter in Tokio startet, musste er verzichten. Nach einer internen Besprechung sei schnell klar gewesen, dass Werth die Pferde begleite, ergänzte Peiler – und davon profitierte auch der Mendener.
Herausforderung für Werth
„Ich freue mich, dass ich das Vertrauen erhalten habe“, sagte die sechsmalige Olympiasiegerin. Für Werth sprach auch „ihre Erfahrung“, erklärte Peiler. Die Seriensiegerin ist bereits häufiger mit den Pferden mitgeflogen. Auch zu den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, wo sie mit dem deutschen Team ihre sechste olympische Goldmedaille gewann. Gemütlich ist es in dem Spezialflieger mit Containern für je zwei Pferde nicht. „Bei 19 Stunden wird das eine echte Herausforderung“, sagte Werth.
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Die meisten Pferde hätten mit den Flügen keine Probleme, erklärte Jan-Hein Swagemakers, der Tierarzt der deutschen Springpferde. „Start und Landung sind anstrengend, da müssen sie sich ausbalancieren.“ Die Pferde-Flieger starten und landen daher in einem flacheren Winkel als Passagiermaschinen. Wenn der fliegende Pferdetransporter erstmal in der Luft sei, sei „es ruhig und relativ entspannt“. Im Flugzeug sei es für die Pferde „weniger wackelig als auf dem Lastwagen“, sagte der Tierarzt.
Und so erreichten die Pferde am Donnerstagmorgen nach einer 19-stündigen Reise mit Zwischenstopp in Dubai wohlbehalten den Olympia-Ort Tokio. Während sie sofort in den Equestrian Park, das olympische Reitsportzentrum liegt etwa 19 Kilometer vom Flughafen Haneda entfernt, transportiert wurden, begann für die Reiter eine langwierige Einreise-Prozedur.
Ruoste im Olympischen Dorf
Der in Menden beheimatete Henri Ruoste sowie unter anderem die amtierende deutsche Meisterin Jessica von Bredow-Werndl, Dorothee Schneider und Ersatzreiterin Helen Langehanenberg flogen von Frankfurt aus in einer Passagiermaschine nach Tokio. Das – ist aber eine von wenigen Gemeinsamkeiten.
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Während die in allen Entscheidungen als Medaillenkandidatinnen geltenden Deutschen in einem Hotel wohnen und über einen eigenen Shuttle-Service zum Reitzentrum verfügen, den sie auch prompt in Anspruch nahmen, nächtigt Ruoste wie fast alle Reiterinnen und Reiter im Olympischen Dorf. „Öffentliche Verkehrsmittel dürfen die Sportler nicht nutzen, deshalb konnte Henri nach der Ankunft noch nicht direkt zum Stall“, erklärte Senta Kirchhoff.
Dass Kontestro Tokio gut erreicht hatte, wusste der Finne aber schnell – dank einer der prominentesten Stewardessen, die für einen Pferdeflieger vorstellbar sind.