Račice. Eine Coronainfektion bremste Ausnahmeruderin Alexandra Föster für Olympia jäh aus. Doch die Meschederin kämpft – und hat jetzt ein Highlight.

Als Sebastian Kleinsorgen am Dienstagmittag, 6. Juli, bei 30 Grad Celsius Außentemperatur am Ruderkanal im tschechischen Račice steht und diese Frage beantworten soll, wird es hörbar still. Der Rudertrainer nimmt sich Zeit für seine Antwort. „Ich habe mir große Sorgen um den weiteren Verlauf von Alex’ Karriere gemacht. Man denkt: Hoffentlich kommt sie überhaupt wieder auf die Beine. Und: Fahren die anderen uns alle weg?“, sagt der Coach von Ausnahmeruderin Alexandra Föster aus Meschede auf die Frage, wie sehr die Coronainfektion seines Schützlings die hoffnungsvolle Laufbahn gefährdet habe.

Nach ihrer Genesung will die 19-Jährige nun bei der U23-Weltmeisterschaft in Račice eine Medaille.

Alexandra Föster rauscht knapp vorbei am Olympia-Ticket

Gerade einmal zwei Monate ist es her, dass Föster bei der finalen Qualifikations-Regatta in Luzern (Schweiz) das Olympia-Ticket für Tokio knapp verpasst hatte. Die sensationelle Qualifikation für die Weltspiele, die am 23. Juli in der japanischen Hauptstadt beginnen, verhinderten wohl in erster Linie die Folgen der Coronainfektion, die sich die Meschederin im April bei der Europameisterschaft im italienischen Varese eingehandelt hatte. „Das war mit das Schlimmste, was hätte passieren können. Ich hatte aber sogar noch Glück im Unglück“, sagt Föster, die in der Folge über Erkältungssymptome, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Geschmacksverlust geklagt hatte – insgesamt ein relativ milder Verlauf.

Trainer Sebastian Kleinsorgen weiß, „dass sich Alex damals so schlapp gefühlt hat wie noch nie zuvor. In den ersten Rennen danach waren wir sicher alle mit einem etwas mulmigen Gefühl am Start“, gibt der Coach des RC Meschede zu. Dass Leistungssportlerin Alexandra Föster indes glücklicherweise offenbar keine Langzeitfolgen des Virus’ davontrug, zeigte sie zuletzt eindrucksvoll bei den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften auf dem Baldeneysee in Essen. Im B-Doppelvierer der Frauen gewann die 19-Jährige Silber – und im Frauen-Einer B zerlegte Föster am Ende mit mehr als 15 Sekunden Vorsprung ihre Konkurrenz. Der Sieg – eine Demonstration der Stärke.

Vier Wochen lang knüppelte das Ausnahmetalent jetzt mit ihrem Trainer Kleinsorgen auf dem zehn Kilometer langen Ratzeburger See in Schleswig-Holstein im Zuge eines Trainingslagers Ausdauer und die nötige Wettkampfhärte. Föster schaffte dort die Qualifikation für die Weltmeisterschaft der U23.

Ein Ort mit guten Erinnerungen

Seit Samstag weilt Alexandra Föster gemeinsam mit Trainer Sebastian Kleinsorgen in Račice, einem Ort, an den die Ruderin sehr gute Erinnerungen hat. Denn vor drei Jahren gewann Föster genau hier, im weltbekannten Sportzentrum, bei der U19-Weltmeisterschaft im Doppelvierer den Vize-WM-Titel. „Alex geht nach ihrem Besuch bei den A-Senioren natürlich als Mitfavoritin an den Start. Wir hoffen, dass sie ihre alte Stärke wieder zeigen kann“, sagt Sebastian Kleinsorgen.

Glaubt man dem Ruder-Weltverband FISA, der besser bekannt ist unter dem Markennamen „World Rowing“, dann ist die junge Meschederin gar erste Anwärterin auf die Goldmedaille. „A top performance is expected to come from Alexandra Föster of Germany“, ist entsprechend auf der Internetseite des Verbandes zu lesen, zu Deutsch: „Eine Top-Performance ist von der Deutschen Alexandra Föster zu erwarten.“ Darauf angesprochen, lacht Fösters Coach etwas gequält. „Die sehen alle immer nur Alex’ Namen, aber nicht ihre jüngste Vergangenheit mit der Erkrankung. Aber klar: Eine Medaille möchte ich sehen – und das will Alex auch“, sagt Sebastian Kleinsorgen.

Insbesondere die Italienerin Linda de Filippis und die Niederländerin Benthe Boonstra dürften etwas dagegen haben, denn auch ihnen werden Medaillenchancen zugesprochen. Sebastian Kleinsorgen: „Dazu kommen die Athletinnen aus den USA und Kanada. Die muss man immer auf dem Schirm haben.“ Erstes Ziel für Ruderin Alexandra Föster ist es zunächst, in das A-Finale einzuziehen.