Neheim. Fußball-Westfalenligist SC Neheim steckt in der Vorbereitung. Das sind die Baustellen, das sagt der Coach über „nicht handelsübliche Aufsteiger“.

Ob Christian Streich so weit gehen würde? Alex Bruchhage steht mit ein paar Metern Abstand auf dem Kunstrasen vor der überdachten Sitzplatztribüne im Binnerfeldstadion. Erst lässt er Holzbänke heranschleppen, dann überprüft er sehr penibel, welcher seiner Spieler wo für das offizielle Mannschaftsfoto des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim Platz zu nehmen hat. Wieso sich die Frage aufdrängt, ob Christian Streich, Kult-Coach der Bundesliga, ebenso handeln würde?

SC Neheim – wie ein Bundesligist?

Weil Alex Bruchhage später sagt: „Ich bezeichne uns gerne als den SC Freiburg der Westfalenliga und dieser Rolle wollen wir auch in diesem Jahr gerecht werden.“ Sympathisch sei der SC, in der Liga etabliert und erfolgreich mit bescheidenen Mitteln – soll das wohl heißen. Während Streichs Breisgauer mit der Qualifikation zur UEFA Champions League in der vergangenen Serie einen seltenen Erfolg feierten, verpassten Bruchhages Sauerländer als Tabellensechster die Top-Vier-Plätze der Liga knapp.

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Dass Coach und Vorstandsvorsitzender Ilja Keller erst jetzt, nachdem die Mannschaft bereits das eine oder andere Testspiel bestritt, die Saisonvorbereitung offiziell eröffneten, lag an der Baustelle „Kader“. Das sind alle „Baustellen“, die der Westfalenligist bis zum Saisonstart am 14. August mit dem Spiel beim FC Iserlohn noch zu bearbeiten oder just geschlossen hat.

Baustelle Kader

Diese Baustelle wurde mit der Verpflichtung von Okan Güvercin offiziell geschlossen. 25 Spieler gehören offiziell zum Kader des SC Neheim, der mit 24,56 Jahren ein niedriges Durchschnittsalter aufweist. „Das Transferfenster war für uns länger als gedacht geöffnet“, erzählte Bruchhage und ergänzte: „Trotz vorheriger Zusagen haben uns drei Spieler teilweise kurzfristig verlassen. Es ist uns aber gut gelungen, die Lücken zu schließen. Wir haben viele junge, talentierte Spieler im Kader, umso wichtiger war es, mit Okan Güvercin noch einen erfahrenen Akteur zu holen.“

Weil sich die erste Elf in der vergangenen Saison zeitweise auf Grund von Verletzungen, Sperren oder Ähnlichem fast von selbst aufstellte, wurde der Kader breiter aufgestellt.

Baustelle Spielsystem

„Wir werden unseren Spielstil verändern müssen, das bringt die personelle Veränderung im Team mit sich“, sagte Bruchhage. Vor allem Emre Yilmaz und Mahmut Yavuzaslan, die zum Bezirksliga-Aufsteiger Fatih Türkgücü Meschede wechselten, hätten mit ihrer Art Fußball zu spielen das Neheimer Spiel der vergangenen Jahre geprägt.

Alex Bruchhage, Trainer des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim (Mitte), begrüßt die Zugänge; u.a. Jan Apolinarski (li.) und Okan Güvercin (rechts).
Alex Bruchhage, Trainer des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim (Mitte), begrüßt die Zugänge; u.a. Jan Apolinarski (li.) und Okan Güvercin (rechts). © Unbekannt | Falk Blesken

Bruchhage setzt nicht auf ein System, sondern er richtet seine Mannschaft flexibel aus. „Es gibt Trainer, die ziehen ihr System unabhängig vom Gegner durch“, sagte er und ergänzte: „Ich nenne das: selbstbewusst.“ Er stelle sein Team auf Stärken und Schwächen des Gegners ein und lasse gegnerorientiert spielen. „Die Idee kommt aber nicht fünf Minuten vor dem Spiel. Wir studieren sie im Vorfeld ein.“

Baustelle Athletik

„Der Kader ist sehr, sehr fit zum Trainingsstart erschienen“, lobte Bruchhage. Durch die jungen Spieler sei die Intensität der Einheiten ohnehin höher, „aber wir müssen jetzt ja auch die Grundvoraussetzungen schaffen, um in der Meisterschaft konsequent ein hohes Tempo zu gehen“.

Baustelle Erste Elf

„So wie wir ticken, vertrauen wir jedem Spieler und trauen ihm zu, in der Westfalenliga zu spielen. Der eine am ersten, der andere am fünften oder sechsten Spieltag“, sagte Bruchhage. Die Philosophie des Klubs sei: „Wir haben einen Favoriten und einen Herausforderer auf jeder Position.“

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Und für die Favoritenrolle können sich jeder Spieler anbieten. Das gelte auch für den Kampf um die Nummer eins zwischen den Pfosten. „Ich spreche lieber von den Nummern 1a, 1b und 1c, aber irgendwann muss man sich darauf festlegen.“

Die Zugänge des SC Neheim

Georgios Kiriakidis, Okan Güvercin, Pasquale Neufeld, Leon Barisch, Ramazan Korkut, Lars Kayser, Jan Apolinarski, Tom Wonneberger, Claudio Osterhoff sind neu beim SC Neheim, dessen Kapitän Oliver Busch bleibt.