Arnsberg-Neheim. Als Profi spielte er selbst in der 3. Liga. Jetzt arbeitet ein Neheimer bei Fußball-Erstligist Borussia Mönchengladbach eng mit den Profis.
Er erlebte als Profi von Rot-Weiss Essen den „Hexenkessel Hafenstraße“, bejubelte auf der Bielefelder „Alm“ mit dem SC Verl den Aufstieg in die 3. Liga, wurde vom Halb- zum Voll-Profi, genoss eine Mannschaftsfahrt nach Ibiza während der Pandemie, erhielt als Defensivspezialist riesiges Lob und spürte doch auch, wie schnell man als Fußballer bisweilen zur unerwünschten Person werden kann. So viel ist sicher: Der Neheimer Yannick Langesberg hat in seiner Laufbahn als aktiver Kicker alle Sonnen- und Schattenseiten des Geschäfts Fußball mitgemacht.
Jetzt – ist der 30-Jährige plötzlich ganz oben angekommen, in der 1. Fußball-Bundesliga. Wie er direkt nach dem Ende seiner eigenen Profi-Karriere zum Teammanager des Kult-Klubs Borussia Mönchengladbach wurde, wie er die Terminkalender von Nationalspielern wie Tim Kleindienst koordiniert, wie er auf seine eigene Karriere zurückblickt, und warum er selbst auch wieder im Amateur-Fußball gelandet ist, verrät Yannick Langesberg im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Yannick, Sie haben im Sommer 2024 Ihre eigene Laufbahn als aktiver Fußball-Profi beendet, mit 30 Jahren. Zuletzt spielten Sie bei Südwest-Regionalligist TSV Steinbach Haiger. Ihre letzte Saison als Profi lief eher durchwachsen.
Yannick Langesberg: Ich bin sehr viel ausgefallen und habe mich in der Wintervorbereitung direkt im ersten Testspiel wieder verletzt, ein Innenbandanriss im Knie. Mein Vertrag lief aus, daher war das natürlich denkbar ungünstig und keine gute Verhandlungsposition. Ich habe alles versucht, schnell fit zu werden, was aber dennoch drei Monate gedauert hat. Mein Ziel war es als Fußballer nie, meinen Körper komplett bis zum Ende auszubelasten. Auch deshalb hab‘ ich im Bachelor und Master studiert und meine Abschlüsse gemacht. Ich habe mich mit verschiedenen Szenarien beschäftigt und dann entschieden, meine Karriere zu beenden.
Wenn Sie auf Ihre Laufbahn zurückblicken: Was waren die absoluten Höhepunkte?
Das fängt schon mit der Zeit beim SV Lippstadt 08 an: Wir hatten eine coole Mannschaft, die für den Verein Geschichte geschrieben hat. Mit dem SC Verl bin ich mitten in der Corona-Zeit in die 3. Liga aufgestiegen, ebenso später mit Rot-Weiss Essen. Das war vor 20.000 Zuschauern schon genial.
Und was bleibt Ihnen eher ungern in Erinnerung?
Am Ende muss ich sagen, dass alles für irgendetwas gut war. Natürlich werfen dich vor allem Verletzungen zurück. Ich bin aber sehr froh über den Weg, den ich gegangen bin. Mit diesem bin ich sehr zufrieden.
Vertrag bis 2026
Der Neheimer Yannick Langesberg ist 30 Jahre alt und lebt derzeit im Raum Köln. Für Fußball-Erstligist Borussia Mönchengladbach ist er seit dem Sommer 2024 tätig, sein Vertrag als Teammanager läuft bis zum Sommer 2026. „Die zwei Jahre Laufzeit fanden der Verein und ich sehr gut. Ich bin ambitioniert und möchte mich weiterentwickeln. Ich bin sehr froh damit, wie es ist, sehe aber keine Grenzen gesetzt“, sagt Langesberg.
Auch während seiner insgesamt dreieinhalb Jahre als Voll-Profi hat der Sauerländer studiert und einen Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften erzielt.
Der frühere Jugendspieler des SC Neheim wechselte 2012 in die Jugendabteilung von Borussia Dortmund. Seine Stationen im Seniorenbereich waren dann RW Ahlen, SV Lippstadt 08, SC Verl, RW Essen und zuletzt TSV Steinbach Haiger. Langesberg ist 1,91 Meter groß und Innenverteidiger.
In der Saison 2021/2022 spielten Sie für RW Essen in der Regionalliga West. Sie kamen aus der 3. Liga, als Hoffnungsträger und potenzieller neuer Abwehrchef. Die Zeit an der Hafenstraße verlief für Sie dann aber unglücklich, oder?
Das war schon outstanding in Essen. (lacht) Nach drei Pflichtspielen war ich nur noch Ergänzungsspieler. Ich habe da erstmals gesehen, was Fans für einen großen Einfluss haben können. Du hattest manchmal das Gefühl: Die Leute sind gegen dich und nicht für dich. Ich hätte früher nie gedacht, dass mich mal ein Verein loswerden will, da ich mich als sehr umgänglich und ehrgeizig beschreiben würde, was für einen Fußballer aus meiner Sicht ziemlich gut ist. Aber: Auch diese Erfahrung hat mich weitergebracht.
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Ganz loslassen können Sie vom aktiven Fußball offenbar auch jetzt nicht. Seit dieser Saison spielen Sie für den SSV Jan Wellem 05, einen Bezirksligisten aus Bergisch Gladbach. Trainiert wird das Team von Alexander Voigt (Ex-Profi unter anderem beim 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach). Und auch der Ex-Bochumer und Ex-Essener Felix Bastians steht im Kader. Wie kam es dazu?
(lacht) Gemeinsam mit meinem Kumpel Hendrik Lohmar haben wir uns einen Verein im Amateur-Fußball gesucht. Du hast auch da noch ein bisschen Kribbeln vor den Spielen, es geht um etwas. Wir sind dort sehr glücklich.
Im August 2024 haben Sie eine neue Aufgabe begonnen: Sie sind jetzt seit gut einem halben Jahr Teammanager von Borussia Mönchengladbach. Plötzlich 1. Bundesliga – wie lief das?
Bis zum Sommer war René Flägel Teammanager bei der Borussia, und früher war er in dieser Position für den VfL Osnabrück tätig. Dort hat auch mein Kumpel Sven Köhler gespielt, und mit Sven hatte ich mal rumgeschnackt, ob so ein Job als Teammanager nicht passend für mich wäre, wenn meine Karriere als Aktiver vorbei ist. René zog es beruflich und privat wieder nach Norddeutschland, und so haben wir uns dann mal getroffen und ausgetauscht.
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Wie ging es dann weiter?
Ich hatte mit Sport-Geschäftsführer Roland Virkus und Nils Schmadtke (damals Sportdirektor der Borussia, mittlerweile beim FC Bayern München tätig, Anm. d. Red.) ein Bewerbungsgespräch. Das ist dann schon erst mal etwas surreal, und du merkst, dass du in der 1. Liga angekommen bist. Tatsächlich konnte ich meine anfängliche Scheu aber schnell ablegen. Man redet ja viel über Fußball, und da bin ich selbstsicher und kenne mich aus. Nils Schmadtke rief mich dann an, dass ich den Job habe.
Sie waren zuvor noch nie als Teammanager tätig gewesen, erst recht nicht in der 1. Bundesliga. Was waren die ersten Schritte?
Ich bin mit einer etwa fünfwöchigen Einarbeitung von René gestartet. Das war essenziell wichtig. Zum Glück musste ich das alles nicht aus der kalten Buchse heraus machen. (schmunzelt) Es war super aufregend, und ich habe direkt viel Verantwortung bekommen.
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Was sind Ihre konkreten Aufgaben als Teammanager?
Natürlich ist das ein Job mit viel Verantwortung und speziellen Arbeitszeiten, auch an den Wochenenden. Aber das kannte ich ja schon aus meiner eigenen Profi-Zeit. Man kümmert sich unter anderem um Planungen von Testspielen und Terminen, die Kommunikation mit Hotels, die Abläufe rund um das Profi-Team und die Integration von neuen Spielern. Man ist Bindeglied zwischen Mannschaft, der Unternehmenskommunikation, den Sponsoren und Fanbetreuern. Man muss viele Bedürfnisse berücksichtigen.
Und wie gefällt es Ihnen bislang?
Für mich ist das eine berufliche Chance. Das war eine Gelegenheit, die ich ergreifen musste, und die mit so einem großen Verein vielleicht nur einmal im Leben kommt. Das ist schon cool: Ich flachse hier im Büro mit einem Nationalspieler wie Tim Kleindienst und muss dann trotzdem durchaus auch mit Autorität dafür sorgen, dass unsere Spieler ihre Termine wahrnehmen. All das gehört eben zum Job, bei mir und bei den Profis. Ich freue mich schon sehr darauf, erstmals eine Sommervorbereitung zu organisieren oder Transfers zu begleiten.
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Sie haben in Neheim und generell im Hochsauerland nach wie vor Familie und Freunde. Klappt das derzeit überhaupt noch, mal für Besuche nach Hause zu kommen?
(schmunzelt) Ich versuche da immer sehr viel und war beispielsweise über Weihnachten für ein paar Tage zu Hause. Es ist aber nicht einfach, bei Events wie Geburtstagen oder Familienfeiern dabei sein zu können.
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