Winterberg: Der Bob-Beef macht Pause – macht er das wirklich?
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Winterberg. Ein Streit zwischen Francesco Friedrich und Johannes Lochner erstaunte die Bob-Szene. Welche Rolle Matthias Sommer (Winterberg) einnimmt.
Dass sie nicht nebeneinander stehen würden, war fast zu erwarten. Zu viele Schlagzeilen produzierte der Bob-Beef zwischen Francesco Friedrich und Johannes Lochner vor dem ersten Weltcuprennen der Saison, als dass sich die beiden deutschen Top-Piloten vor dem Weltcup in Winterberg Seite an Seite präsentieren würden. Bei der offiziellen Pressekonferenz dienten deshalb als Puffer Pilotenkollege Adam Ammour – und Anschieber Matthias Sommer. Dessen Geschichte wäre ohne den Zwist sensationell genug, doch der Kampf um die starken Männer hinter den Piloten sorgt auch im Hochsauerland für zusätzliche Würze.
Lochner wirft das Friedrich vor
Worum es beim öffentlichen verbalen Schlagabtausch zwischen Bob-Dominator Friedrich und Lochner ging? Das ist schnell erzählt. Im vergangenen Sommer hatte Friedrich Kontakt zu Lochners Top-Anschieber Georg Fleischhauer aufgenommen und mit ihm über einen eventuellen Wechsel gesprochen. Dem Berchtesgadener stieß das sauer auf. „Unverschämt“ habe Friedrich sich verhalten, eine echte „Bombe“ sei da im Sommer geplatzt, klagte der Vizeweltmeister im Gespräch mit dem Münchner Merkur und der tz und sah einen Verstoß gegen eine „stillschweigende Vereinbarung“.
Rekordweltmeister Friedrich hingegen lächelte die verbale Breitseite weg, zumal der Wechsel nicht zustande kam. „Es gibt gar keine Abmachung, so ein Quatsch“, sagte der 34-Jährige und ergänzte: „Was soll denn das sein? Gibt es so etwas im Fußball?“ Er habe ohnehin nur angefragt, weil zu dem Zeitpunkt unklar gewesen sei, ob Lochner seine Karriere fortsetzen würde.
„Ich habe Aufgaben vom Verband erhalten, habe ans Aufhören gedacht. Man hat mir die Pistole schon auf die Brust gesetzt.“
Kaum war dieser Zwist beigelegt, folgte eine Art Retourkutsche des Bayern. Denn ausgerechnet vor Friedrichs Heim-Weltcup in Altenberg wurde publik, dass Anschieber Thorsten Margis seine Karriere nicht beendet, sondern zukünftig im Lochner-Bob fahren wird. Margis – ist nicht irgendein Anschieber, sondern der Mann, mit dem Friedrich seine größten Erfolge erreichte, der also über erhebliche Einblicke in die technischen Details der Friedrich-Bobs verfügt.
Die Weltcup-Zeiten
Der Bob- und Skeleton-Weltcup in Winterberg setzt sich an diesem Samstag mit dem Monobob der Frauen (11 Uhr) und dem Zweierbob der Männer (14.45 Uhr) fort. Am Sonntag stehen die Rennen im Zweierbob der Frauen (9 Uhr) und im Viererbob der Männer (13 Uhr) an. Nach den Medaillentriumphen bei der WM 2024 im Hochsauerland werden die deutschen Bobs erneut vorne erwartet. „Die Bahn liegt uns“, sagte Francesco Friedrich. Pilotin Laura Nolte vom BSC Winterberg sagte vor ihrem Heim-Weltcup: „Zwei Medaillen zu holen, wäre schon schön.“
Doch der größte Frust ist verflogen bei Friedrich. „Es ist nun mal so. Manchmal endet eine Ära, aber es geht eine neue Tür auf. Wenn man ehrlich ist, passte das Teamgefüge auch nicht mehr so richtig“, sagte der viermalige Olympiasieger vor dem Weltcup in Winterberg. Seine Startrakete im Zweierbob ist nun Simon Wulff, im Viererbob fährt seit dieser Saison mit Matthias Sommer ein Anschieber vom BSC Winterberg mit.
Und das – ist eine Sensation. Denn in den vergangenen Jahren litt der 33-Jährige immer wieder unter Verletzungen. Besonders schlimm erwischte es ihn, als der den kompletten Winter 2020/21 wegen einer Knieverletzung verpasste. „Ich habe Aufgaben vom Verband erhalten, habe ans Aufhören gedacht. Man hat mir die Pistole schon auf die Brust gesetzt“, sagte Sommer zurückblickend.
Winterberg: Sommer sorgt für Kuriosität
Er kämpfte sich zurück, holte bei den Olympischen Winterspielen 2022 die Bronzemedaille mit Pilot Christoph Hafer im Zweierbob und sorgte für die kurioseste Szene des Wettbewerbs. Noch vor der Zieldurchfahrt reckte Sommer verfrüht den Kopf aus dem Bob – und zog ihn schnell wieder ein.
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„Er ist ein cooler Ruhepol“, sagte Francesco Friedrich in Winterberg über sein neues Teammitglied und ergänzte schmunzelnd: „Er macht den Job ja auch gefühlt seit 100 Jahren.“ Tatsächlich feierte der aus Schwerte stammende Sommer Ende 2015 sein Bob-Debüt im Europacup mit Pilot Bennet Buchmüller. Junioren-Weltmeister im Viererbob wurde Sommer im Januar 2016 mit jenem Piloten, mit dem er kurz darauf auch Sechster bei der Weltmeisterschaft wurde und in dessen Bob er im März 2017 seine Weltcup-Premiere feierte. Dessen Name: Johannes Lochner.
Winterberg: News zu Thorsten Margis
Der verriet übrigens in Winterberg, dass Thorsten Margis planmäßig erst in der nächsten Saison in seinem Bob sitzen wird. „So ist es von Anfang an besprochen gewesen“, sagte Lochner.
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