Winterberg. Tim Dally absolviert regelmäßig Ultraläufe. Doch den Sieg beim Bobbahn-Run in Winterberg holte er erst nach einem dramatischen Finale.
Ultraläufe sind seine Paradedisziplin. In den Alpen oder in anderem oft unwegsamen Gelände ist Tim Dally vorzugsweise unterwegs. Und trotzdem sank der aus Netphen stammende Läufer des TuS Deuz nach seiner Premiere beim 2. Bobbahn-Run in der Veltins-EisArena in Winterberg im Ziel komplett erschöpft zusammen. „Ein Ultralauf ist entspannter“, sagte er später über den in der Tat besonderen Lauf, dessen Strecke „nur“ fünf Kilometer lang ist. Doch das letzte Drittel in der Betonrinne des sonstigen Eiskanals strapazierte auch Dally – der nach einem dramatischen Finale triumphierte.
Winterberg: 15 Steilkurven, 15 Prozent Steigung
Die Rahmendaten des Bobbahn-Runs sind eindeutig. Nach knapp 3,5 Kilometern durch Wald und Wiesen mussten die Läuferinnen und Läufer auch in diesem Jahr die 1,6 Kilometer lange Bahn mit ihren 15 Steilkurven, teilweise 15 Prozent Steigung und insgesamt rund 120 Metern Höhendifferenz „erklimmen“. Dort, wo sonst Weltklasse-Wintersportler wie Bob-Olympiasiegerin Laura Nolte oder Skeleton-Olympiasiegerin Hannah Neise (beide vom BSC Winterberg) mit weit über 100 km/h den Eiskanal hinab rasen und um Siege im Weltcup kämpfen, ging es am Samstagnachmittag meist mühsam bergauf.
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Dabei war dieses Mal das Wetter auf der Seite der fast 450 Teilnehmer. „Bei der Premiere vor einem Jahr war es viel zu warm. Heute haben wir ideale Lauftemperaturen“, sagte Stephan Pieper, Geschäftsführer vom Sportzentrum Winterberg (SZW), das den Bobbahn-Run erneut gemeinsam mit dem Organisationsteam des Paderborner Osterlaufes ausrichtete. Die gut einhundert Starter mehr als bei der ersten Auflage müssen übrigens nicht das Ende der Fahnenstange sein. „Eventuell müssen wir bei einem größeren Teilnehmerfeld aber zwei Starts machen, weil es sich sonst in der Bahn und im Ziel zu sehr drubbelt“, sagten die Organisatoren.
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Als Tim Dally nach 27:14 Minuten ins Ziel lief, hatte er die Betonrinne und die Anfeuerungsrufe der zahlreichen Zuschauer jedoch für sich alleine. „Aber es war insgesamt sehr knapp“, sagte er zurückblickend auf ein Duell, welches er sich mit dem später zweitplatzierten Tobias Herrmann vom Team Laufladen Endspurt (27:30 Minuten) lieferte. Nach den eher abschüssigen ersten 3,5 Kilometern durch den Wald liefen Dally und Herrmann zu zweit an der Spitze des Feldes in die Bergauf-Passage.
Dally in Verfolgerrolle
„Am Berg vor dem Einstieg in die Bobbahn ist er mir weggelaufen“, schilderte Dally den Auftakt eines Laufkrimis. Denn ungefähr fünfzehn Sekunden vor dem späteren Sieger erreichte Herrmann die Betonrinne, blieb aber stets in Sichtweite seines Verfolgers. „Plötzlich ging er zwischendurch“, sagte Dally, der so Meter um Meter aufholen konnte. „Einhundert Meter vor dem Ziel kam eine Steilkurve, in der er wieder ging – und ich bin einfach vorbei und habe bis ins Ziel durchgezogen“, erklärte er.
Auf dem Boden kauerte der Sieger, als Herrmann ebenso erschöpft im Ziel ankam und neben Dally niedersank. „Man muss sich die Kraft extrem einteilen. Wenn man die drei Kilometer bergab zu schnell läuft, ist die Muskulatur kaputt“, erklärte Dally.
„Ich war schon am Anschlag. Dadurch, dass die Strecke so kurz ist, läuft man in einem anderen Puls-Bereich. “
Dann kamen ihm Worte über die Lippen, die manchen Hobbyläufer erstaunen dürften: „Ich habe die Bahn als gar nicht so steil empfunden, weil dort immer wieder Passagen zum erholen waren. Der Berg vor der Bahn – der war aus meiner Sicht anstrengender“, sagte der Sieger. Gleichwohl gab er zu: „Ich war schon am Anschlag. Dadurch, dass die Strecke so kurz ist, läuft man in einem anderen Puls-Bereich. Du musst vom Anfang bis zum Ende Gas geben. Ein Ultralauf ist entspannter. Es war vom Puls her schon heftig, aber es hat auch dank der guten Stimmung Bock gemacht.“
Espeter siegt bei Frauen
Auf den dritten Platz bei den Männern lief Daniel Lang (Sauerlandrunner/28:17 Minuten). Bei den Frauen siegte Franziska Espeter (TV Laasphe/32:47 Minuten) vor Ina Haas aus Bad Berleburg (33:01 Minuten) und Elisabeth Nottelmann (LG Burg Wiedenbrück/34:17 Minuten). Julia Vonnahme verpasste als beste HSK-Läuferin auf Rang vier das Podest knapp (35:26). Die Gruppenwertung ging an die LG Burg Wiedenbrück und der erste Platz beim Kreativpreis an die Feuerwehr, die sich in voller Montur ins Ziel quälte.