Aachen/Sundern. Der Sauerländer Fußball-Profi Julian Schwermann steht mit Alemannia Aachen vor dem Aufstieg in die 3. Liga. Vertrag, Ziele – Zukunft.
Auch in dieser durchaus schwierigen Situation versucht Julian Schwermann, sich seine positive Grundhaltung nicht nehmen zu lassen. Nach seiner Roten Karte im Spiel beim SV Rödinghausen Anfang März (1:1) muss der Fußball-Profi des Regionalliga-West-Spitzenreiters Alemannia Aachen nämlich derzeit zuschauen, für vier Partien ist der Sauerländer gesperrt. „Man muss versuchen, das Positive daraus zu ziehen. So kann man auch mal mehr noch im Krafttraining aktiv sein, was sonst zwischen den Spielen nicht so möglich ist“, sagt der 24-Jährige und lacht.
Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der heimatverbundene Schwermann, der aus Sundern-Brenschede stammt, wieso ihm die Besuche bei seiner Familie und Freunden im Sauerland so wichtig sind, wie krass eine Aufstiegsfeier auf dem Tivoli werden könnte und was er in seiner Karriere noch erreichen möchte.
Julian Schwermann, Sie gelten als besonders heimatverbundener Fußball-Profi. Warum ist es Ihnen so wichtig, auch während der laufenden Saison möglichst oft die Familie in Brenschede zu besuchen?
Julian Schwermann: Auch, wenn wir nur mal zwei Tage frei haben, versuche ich eigentlich immer, bei der Familie und meinen Freunden im Sauerland zu sein. Ich mag das einfach sehr, Zeit zu Hause zu verbringen und sich auch mal bekochen zu lassen. (schmunzelt) Dort habe ich neben meinen Eltern noch meinen älteren Bruder Philipp und Freunde, von denen ich viele schon seit der Grundschule kenne.
Mit Ihrem aktuellen Verein, Alemannia Aachen, spielen Sie in der Regionalliga West an vielen verschiedenen Orten in Nordrhein-Westfalen. Trifft man sich dort auch?
Auf jeden Fall. Die Fahrt nach Aachen zu den Heimspielen ist für meine Familie schon fast die weiteste, bei Auswärtsspielen von uns sind sie in aller Regel auch mit dabei. Vor Heimspielen besuchen sie mich auch schon mal einen Tag vorher in Aachen, das ist schon cool.
Im Sommer 2022 sind Sie von Drittligist SC Verl zu Regionalligist Alemannia Aachen gewechselt. Ihr Start am Tivoli war aber gar nicht so leicht, oder?
Das kann man schon so sagen. Die Installation von Helge Hohl als Chefcoach kam mir sicher durchaus zu Gute. Leider hab‘ ich mir dann im Januar 2023 einen Innenbandriss im Knie zugezogen und war fast drei Monate raus. Sonst wären es am Ende sicher deutlich mehr als 22 Einsätze in meiner ersten Saison geworden.
In der aktuellen Spielzeit haben Sie bislang 17 von möglichen 26 Partien absolviert und standen dabei zehn Mal in der Startelf. Besonders zwischen Oktober 2023 und Februar 2024 waren Sie absoluter Stammspieler bei der Alemannia. Auch zuletzt in Rödinghausen standen Sie 86 Minuten auf dem Platz – bis zum groben Foulspiel und der Roten Karte. Wie würden Sie Ihre Rolle im Team beschreiben?
Trainer Heiner Backhaus vertraut mir, das spüre ich. Natürlich möchte ich dieses Vertrauen immer zurückzahlen. Ich spiele hier auf der defensiven „Sechs“, meine wichtigste Aufgabe ist es, vor der Kette abzusichern. Ich versuche, auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen und auch meine Nebenleute zu coachen.
In dieser Saison hat es für Sie noch zu keinem Liga-Tor gereicht. Ist das etwas, wo Sie sich noch verbessern möchten?
Natürlich würde ich mich nicht dagegen wehren, noch das eine oder andere Tor beizusteuern. (schmunzelt) Allerdings ist meine Rolle eben defensiv, da ist es nicht so leicht, sich ständig offensiv einzuschalten.
Ihre Mannschaft muss noch acht Spiele absolvieren und hat acht Punkte Vorsprung auf Verfolger 1. FC Bocholt. Wann darf der Meistertitel bejubelt werden?
Mit solchen Vorhersagen bin ich lieber vorsichtig. Klar ist aber, dass wir uns das jetzt nicht mehr nehmen lassen wollen. Dafür müssen wir weiter in jedem Spiel ans Limit gehen.
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Bei Heimspielen auf dem Tivoli darf sich die Alemannia oft über 15.000 bis 30.000 Zuschauer pro Partie freuen – und das in der Regionalliga. Was zeichnet diesen besonderen Traditionsverein aus?
Das ist schon der Wahnsinn, wie viele Zuschauer hier immer mitfiebern. Es ist ein besonderer Verein, und die Stadt ist eng mit diesem Verein verbunden. Es herrscht eine Rieseneuphorie vor.
Eine sehr wahrscheinliche Aufstiegsfeier stellt man sich dann auch als relativ krass vor, oder?
Auf jeden Fall! (lacht) Vor ausverkauftem Haus auf dem Tivoli den Aufstieg zu feiern, das wäre super. Dieser Verein gehört nicht in die Regionalliga und hat dort nun auch lange genug gespielt. Dennoch möchte ich anmerken, dass wir noch nicht am Ziel sind und noch jede Menge schwere Aufgaben auf uns warten.
Wie leben Sie in Aachen, und wie gut gefällt es Ihnen in der Stadt und im Dreiländereck?
Ich bin jetzt nicht der Typ, der jeden Tag in die Stadt gehen muss, mache das aber immer mal wieder und fühle mich hier sehr wohl. Ich lebe in einer Wohnung recht zentral in Aachen, das passt alles sehr gut.
Ihr Vertrag läuft in diesem Sommer aus. Bleiben Sie bei der Alemannia oder lockt ein anderer Klub?
Es gibt Signale vom Verein, dass man mit mir ligaunabhängig weiter zusammenarbeiten möchte. Momentan konzentriere ich mich aber nur auf unser großes gemeinsames Ziel.
Sie sind jetzt 24 Jahre alt und haben hoffentlich noch viele gute Jahre im Profi-Fußball vor sich. Stecken Sie sich eigentlich ein grundsätzliches Ziel, also beispielsweise irgendwann mal Stammspieler in der 2. Bundesliga zu sein?
Das ist eine gute Frage. (schmunzelt) Klar möchte man immer das Maximum herausholen und so hoch wie möglich spielen. Im Fußball kann es aber sehr schnell gehen – in beide Richtungen. Ich habe aber gelernt, dass man nichts erzwingen kann. Wenn man klar und fokussiert bleibt und jeden Tag an sich arbeitet, um besser zu werden, dann kann man auf jeden Fall die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es klappt.
Das ist Julian Schwermann
Julian Schwermann ist 24 Jahre alt und stammt aus Sundern-Brenschede. Der heimatverbundene Sauerländer startete seine Laufbahn beim SV Endorf, wechselte dann zum TuS Sundern und von dort aus im Sommer 2011 in die Jugendabteilung von Borussia Dortmund.
Mit den B-Junioren des BVB wurde Schwermann 2015 Deutscher Meister, 2017 wiederholte er dies dann mit der A-Jugend der Schwarz-Gelben. In dieser Zeit arbeitete er unter anderem mit Hannes Wolf (jetzt Sportdirektor für Nachwuchs, Training und Entwicklung des DFB) sowie den späteren Stars Christian Pulisic (AC Mailand), Orel Mangala (Olympique Lyon) und Jacob Bruun Larsen (FC Burnley) zusammen.
Im ersten Corona-Sommer 2020 wechselte Julian Schwermann von Borussia Dortmund II zum SC Verl in die 3. Liga. Zwei Jahre später dann ging Schwermann zurück in die Regionalliga West und schloss sich Alemannia Aachen an. Mit dem Traditionsverein aus dem Dreiländer-Eck führt der defensive Mittelfeldspieler aktuell klar die Tabelle an. Schwermanns Vertrag läuft in diesem Sommer aus.