Sauerland. DFB-Präsident Bernd Neuendorf stattete dem Sauerland einen Besuch ab. Höhepunkt war eine emotional aufgeladene Podiumsdebatte.
Prominenten Besuch von höchster Ebene erlebte nun das Sauerland: Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), tauschte sich dabei einen Tag lang mit Amateurfußballern, Schiedsrichtern, Trainern und Vereinsvertretern aus. Station machte der oberste Funktionär aller derzeit in Deutschland bestehenden 24.000 Fußballklubs beim SV Schmallenberg/Fredeburg, in Eslohe/Wenholthausen, wo Neuendorf Vertreter des Kreisschiedsrichterausschusses traf, sowie zu guter Letzt beim TuS Oeventrop. Die im Vereinsheim des TuS durchgeführte Podiumsdiskussion fungierte sogleich als krönender und stimmungsvoller Abschluss einer facettenreichen Visitation.
Oeventrop: Viele Promis zu Gast
Erst vor zwei Monaten gastierten mit Olaf Thon und Frank Mill zwei deutsche Fußball-Legenden und einstige Weltmeister im beschaulichen Klubheim des TuS Oeventrop. Nun hat mit dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Bernd Neuendorf, gleich ein weiterer namhafter Gast aus der Fußballszene für ein Stelldichein am Sportplatz „In den Oeren“ sorgen können.
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Auf die Frage dieser Zeitung, welcher Promi denn als nächstes ins Ruhrtal käme, hatte Thorsten Stein vom TuS Oeventrop schon eine simple Antwort parat: „Ist doch klar, der Papst!“, entgegnete der Macher und „Mister Damenfußball“, begleitet von einem freudigen und scherzhaften Lachen, am Rande der Podiumsdiskussion mit dem DFB-Präsidenten und Vertretern aus der großen sauerländer Fußball-Familie.
Teils offener verbaler Schlagabtausch
Aber dem Zufall sind die zwischenzeitlichen illustren Besuche nicht geschuldet. Denn der TuS Oeventrop hat sich überregional längst einen Namen für hervorragendes ehrenamtliches Engagement insbesondere im Damen- und Mädchenfußball machen können. Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten und stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Dirk Wiese, stand nun der DFB-Präsident, wenn auch nur einem Bruchteil der hiesigen Amateur-Szene, Rede und Antwort und lieferte sich während des Meinungsaustausches im Sportheim unter anderem einen teils offenen verbalen Schlagabtausch ab.
Klar, dass Nachfragen und vielmehr entsprechende Negativ-Kommentare zur aktuellen Debatte über den milliarden-schweren Einstieg von Investoren in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Vermarktung der Bundesliga nicht fehlten und auf den DFB-Präsidenten einprasselten. Insbesondere Sebastian Nöckel, Trainer der mit gehandicapten Fußballern gespickten „Torfabrik Meschede“, holte groß aus und ließ seinen Emotionen in Anbetracht der Investoren-Thematik freien Lauf.
Vorschlag: WM 2034 in Meschede
„Wenn die reichen Scheichs oder Chinesen im deutschen Profi-Fußball bald das Sagen haben, dann gute Nacht“, erklärte der beherzte und vor allem höchst wortgewandte Amateur-Coach. Mit seinen Argumentationen, teils verpackt in Sarkasmus und teils umrahmt von bildreichen sowie humorvollen Statements, erheiterte Nöckl indes den gesamten Gesprächs- und Gästekreis. „Wir könnten die Fußball-WM 2034 doch auch in Meschede austragen. Dafür müssten wir nur eine Präsent-Tüte zur FIFA nach Zürich schicken. Sauerländer Schinken und ein Fläschchen Korn kämen in der Schweiz bestimmt genauso gut an“, flachste er. Dem würde sicherlich auch nicht entgegenstehen, dass seine Mannschaft „keine Fußball-Feinkost“ zeige, aber dafür auf dem Platz stets „Begeisterung auf Champions-League-Niveau“ abrufe.
Amüsiert von der stimmungsvollen Wort-Einlage durch Sebastian Nöckel merkte Bernd Neuendorf indes an, dass Investoren „kein Selbstzweck“ seien, sondern letztlich dazu beitragen sollen, um das „Produkt“ Bundesliga noch besser vermarkten zu können. „Ich stehe nicht für eine komplette Übernahme unserer Vereine und unseres Fußballs“, betonte der DFB-Chef an Ort und Stelle. Er möchte das Augenmerk noch stärker auf die Amateurvereine richten in Zukunft. „Ich versuche, regelmäßig an der Basis zu sein, um das Gespräch mit den Amateurvereinen zu suchen. Das ist wichtig“, sagte Neuendorf.
Seit fast zwei Jahren Präsident
Seit dem 11. März 2022 ist Bernd Neuendorf Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Zuvor war der gebürtige Dürener von 2019 bis 2022 Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein. Von 2012 bis 2017 war Neuendorf Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen. Beim DFB-Bundestag 2022 setzte sich der heute 62-Jährige gegen Peter Peters durch, der nach dem Rücktritt Fritz Kellers eine Interims-Doppelspitze mit Rainer Koch gebildet hatte.
Wenngleich die Beleuchtung vieler noch unter den Nägeln brennenden Fragen zu bedeutenden Thematiken und Problemen aus dem hiesigen Amateurbereich während der Podiumsdiskussion und auch im Anschluss zeitbedingt ungestellt blieben, so stellte der Besuch des DFB-Präsidenten dennoch einen interessanten und besonderen Moment dar. Das fanden auch die weiteren Teilnehmer der Gesprächsrunde. Dazu gehörten Laura Stein und Lea Brust (beide TuS Oeventrop), Michael Ternes (Staffelleiter Bezirksliga Westfalen Staffel 4) und Moderator Andreas Melliwa.