Oberhof/Winterberg. Für das Damen-Doppel Degenhardt/Rosenthal wird Oberhof mehr und mehr zur Wohlfühloase. Harte Kritik gab es nach kuriosen Szenen.
Erleichtertes Lachen, viele Umarmungen – und auch das eine oder andere Tränchen floss über die Wangen. Beim Finale des ersten Weltcup-Wochenendes in Oberhof bahnte sich selbst die allerletzte Emotion den Weg ins Freie, als Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal nach ihrem Sieg im Damen-Doppel auch den Triumph der deutschen Team-Staffel sicherten. Etwas allerdings überschattete die Freude.
Degenhardt/Rosenthal: Führung zurückgeholt
„Für Wintersport ist es eigentlich mal wieder viel zu warm, aber wir haben ein recht gutes Setup gefunden“, sagte die Sauerländerin Cheyenne Rosenthal bereits nach dem Sieg des Duos am Samstag. Mit diesem gab das Doppel vom RRC Altenberg und vom BSC Winterberg eine passende Antwort auf die WM-Enttäuschung in Altenberg und den anschließend ebenfalls nicht den Erwartungen entsprechenden Weltcup im Erzgebirge. Zudem holten sich Degenhardt/Rosenthal das Trikot der Führenden im Gesamtweltcup zurück.
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Am Sonntag allerdings führte das warme Wetter besonders das Rennen der Männer ad absurdum. Der Lette Krister Aparjods gewann vor Weltcup-Spitzenreiter Max Langenhan und dem Österreicher David Gleirscher, aber diskutiert wurde nur über das Reglement. Die hohen Temperaturen und Regen hatten die Bahn zunehmend langsam gemacht, sodass nur die Athleten wirklich chancenreich waren, die im ersten Durchgang weit hinten landeten und damit eine frühe Startnummer in Durchgang zwei hatten.
Loch: Kurioser Rat an Langenhan
„Man merkt es sofort, wenn man losfährt, dass man super schwer im Eis liegt, weil die Oberfläche so weich ist. Wir haben uns dann ein paar Sachen einfallen lassen, der Felix (Loch, Anm. d. Red.) hat hochgefunkt, dass ich doch mal die Füße runternehmen soll“, sagte Langenhan im Interview mit der ARD-Sportschau: „Ein bisschen zocken muss man eben bei dem Wetter.“ Nach Platz sieben im ersten Durchgang ging seine Taktik nicht ganz auf.
Aber nicht nur er bremste in Lauf eins absichtlich, andere Spitzenathleten bauten absichtlich Fehler ein. „Das war mehr Pokern als Rodeln“, schimpfte Olympiasieger Felix Loch, der Platz sieben erreichte. Viele Winterberger erinnern sich, dass Loch nach einem ähnlich irregulären Rennen in der Veltins-EisArena auch den Eiskanal an der Kappe schon mal wütend verließ.
Nachdem es bereits vor einer Woche in Altenberg ähnliche Bedingungen und Szenen gegeben hatte, fordern die Sportler erneut ein schnelles Umdenken beim Weltverband FIL. „Das Reglement lässt es doch zu, dass die Gesetztengruppe mit den Spitzenleuten bei schlechten Wetterbedingungen im ersten Lauf vornweg fährt und alle die gleichen Bedingungen haben“, sagte Loch in der ARD. Normal wird die Startreihenfolge ausgelost.
Laura Koch bei der JWM
Die Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaft im Rennrodeln in Lillehammer/Norwegen war ein Saisonziel von Laura Koch. Die junge Rennrodlerin des BSC Winterberg erreicht es und startet an diesem Freitag um 9.30 Uhr bei den Titelkämpfen. Koch machte in diesem Winterberg mit Siegen im Jugend-A- und Junioren-Weltcup auf sich aufmerksam.
Degenhardt und Rosenthal hielten sich aus den Debatten weitestgehend heraus. Sie retteten zum Abschluss den Sieg der Team-Staffel vor den zweitplatzierten Letten mit 0,150 Sekunden Vorsprung. Bronze sicherte sich Österreich (+ 0,288). „Die Letten hatten einen Fehler in der Geraden, das war wohl das Zünglein an der Waage. Aber es war eine tolle Leistung unserer Mannschaft, die gezeigt hat, dass sie es kann“, sagte Chef-Bundestrainer Norbert Loch. Er ergänzte mit Blick auf die 21-jährige Degenhardt und die nur zwei Jahre ältere Rosenthal: „Bei den Doppelsitzern haben sich Jessica und Rosi endlich mal wieder zurückgemeldet und gezeigt, wozu sie in der Lage sind. Den WM-Druck haben sie gut verarbeitet.“
Degenhardt gibt tiefen Einblick
Startrekord, Bahnrekord, das Gelbe Leibchen und der zehnte Weltcupsieg im Doppel: „Ich glaube, wie wir uns nach der verpatzten WM in Altenberg gefühlt haben, kann sich jeder vorstellen. Jetzt hier nach Oberhof zu kommen und so ein Wochenende zu haben, ist unglaublich und fast surreal“, sagte Degenhardt. Nach den zwei WM-Titeln im vergangenen Winter wird die Bahn in Thüringen auf jeden Fall mehr und mehr zur Wohlfühloase des Doppels.