Brilon/Bielefeld. Nora Schmidt (Brilon) spielt mit Arminia Bielefeld in der Bundesliga. Sie spricht über Aufwand, Zukunft und einen großen Unterschied.

Mit ihren erst 16 Jahren weist Nora Schmidt schon eine steile Fußballkarriere auf. Innerhalb von nur vier Jahren schaffte die Fußballerin aus Brilon den Sprung von der Kreisliga bis hin zur B-Juniorinnen-Bundesliga. Bei Arminia Bielefeld spielt sie auf der Außenbahn und hat sich mit dem Aufstieg 2022/23 in die höchste Mädchenliga einen Traum erfüllt. Im Interview verrät sie unter anderem, dass eine Rückkehr in die Heimat nicht ausgeschlossen ist.

Ehrung vor der Südtribüne in Bielefeld

Nora, welche Erfahrungen haben Sie bisher in der Bundesliga gesammelt?

Nora Schmidt: Der Aufstieg in die Bundesliga in der vergangenen Saison war ein unglaubliches Erlebnis. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz mit Highlights wie einer Ehrung im Stadion des DSC Arminia Bielefeld vor der Südtribüne. Diese Saison in der Bundesliga zu spielen, macht mich unglaublich stolz. Das Umfeld in Bielefeld ist sehr professionell. Wir reisen mit einem Bus zu den Auswärtsspielen und, wenn es eben möglich ist, bekommen wir sogar den Bus der Profis. In der Bundesliga zu spielen, ist auch fußballerisch sehr spannend. Gerade als Aufsteiger kann man gegen große Teams wie zum Beispiel Bayer Leverkusen, 1. FC Köln oder Borussia Mönchengladbach glänzen. Das ist aber nur als Team mit viel Willen und Kampfgeist möglich. Die Spiele werden oft durch Mentalität und Durchsetzungsvermögen entschieden.

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Wie kam damals der Kontakt zu Arminia Bielefeld zustande?

Durch den Vater eines Mitspielers aus Brilon, der in der Saison 2021/22 Co-Trainer in Bielefeld war. Ich wurde dann zu mehreren Probetrainings eingeladen, bei denen ich die Trainer überzeugt habe. Noch in der laufenden Saison wechselte ich im November 2021 zur Arminia. Mithilfe eines Zweitspielrechts war ich dort direkt spielberechtigt. Trotzdem habe ich aber die Möglichkeit genutzt, noch einmal die Woche bei den Jungs in Brilon mitzutrainieren. Dadurch wurden die Fahrten nach Bielefeld zu Beginn etwas reduziert.

Einstieg als Jüngste im Team

Wie schwer war es, sich in Bielefeld durchzubeißen?

Für mich war vorrangig das Ziel, mich weiterzubilden und zu entwickeln. Ich war die Jüngste im Team und für mich war es ein Vorteil, dass ich nicht erst in die U15, sondern direkt in die U17 kam. Ich habe mich an den älteren Spielerinnen orientiert und besonders taktisch viel dazugelernt. Dazu habe ich die verschiedenen Spielsysteme erlernt, was für mich auch in der folgenden Saison ein Vorteil war. Ich fokussiere mich auf meine Person, mit dem Ziel, immer das Bestmögliche zu erreichen.

Nora Schmidt, Fußballerin aus Brilon, spielt in der B-Juniorinnen-Bundesliga für Arminia Bielefeld.
Nora Schmidt, Fußballerin aus Brilon, spielt in der B-Juniorinnen-Bundesliga für Arminia Bielefeld. © Privat

Wie lassen sich Schule und hochklassiger Fußball vereinbaren?

Die Schule darf beim Fußball selbstverständlich nicht vergessen werden. Allerdings ist die schulische Organisation für mich kein Problem, da sich die Noten konstant gut halten. Neben der Schule und dem Fußball ist jedoch nur noch wenig Zeit für andere Freizeitgestaltungen. Die Aktivitäten mit Freunden und Familie müssen hintenangestellt werden.

Kritik an unterschiedlichen Systemen

Wie hoch ist der Aufwand für Ihre Eltern?

Hinter der Aktivität im Fußball steht viel Organisation und ein besonders großer Zeitaufwand für meine Familie. Die macht das aber sehr gerne. Mit einer Fahrzeit von über einer Stunde zum Training, dem dortigen zweistündigen Aufenthalt und der mehr als einstündigen Rückfahrt – und das dreimal die Woche plus ein Spiel am Wochenende – ist ein enormes Pensum zu bewältigen. Meine Eltern sowie meine beiden Opas opfern viel Zeit, um mir dieses Hobby auf dem höchsten Niveau zu ermöglichen. Meine eigentliche Fahrgemeinschaft ist diese Saison aufgrund einer Verletzung einer Mannschaftskollegin nicht möglich.

Im Bereich der Jungs sieht man diesen notwendigen Aufwand von Eltern auf diesem Niveau nicht mehr. Es ist extrem schade, dass der Unterschied so groß ist.
Nora Schmidt

Es gibt keine Vergütungen. Was bedeutet das finanziell? Von wem werden Sie unterstützt?

Die Fahrtkosten übernehmen wir selbst. Zu den Auswärtsspielen wird uns ein Bus gestellt und Hotelübernachtungen bei längeren Fahrten zu den Auswärtsspielen wie zum Beispiel nach Mainz werden vom Verein übernommen. Im Bereich der Jungs sieht man diesen notwendigen Aufwand von Eltern auf diesem Niveau nicht mehr. Dort sind Leistungszentren oder Fahrdienste der Standard. Es ist extrem schade, dass der Unterschied zum Frauenfußball so groß ist und dieser dahingehend nicht gewürdigt wird.

Mädchenfußball entwickelt sich

Der Nachwuchs im Frauenfußball ist generell ein Problem. Was kann oder muss getan werden, dass der Mädchen- oder Frauenfußball von der Masse so anerkannt wird wie der Männerfußball?

Ich sehe das ein wenig anders. Der Mädchenfußball baut sich seit Jahren unglaublich auf. Unterstützen kann man dies meiner Meinung nach am besten mit den Besuchen von Mädchen- und Damenspielen sowie dem Thematisieren von Frauenfußball in den Medien. Je mehr Menschen Begeisterung am Frauenfußball finden, desto besser ist das für den Sport und letztendlich auch für die Anerkennung der Mädchen.

Karrierestart beim BV Alme

Nora Schmidt stammt aus einer fußballbegeisterten Familie. Ihr Opa und ihr Vater kickten ebenfalls, Bruder Mats spielt aktuell in der U15 des SV Brilon. „Somit war ich sehr oft mit auf dem Platz und habe gemerkt, dass Fußball der richtige Sport für mich ist. Angefangen habe ich mit 12 Jahren in der Mädchen-Mannschaft des BV Alme“, erzählt Schmidt. Kurz darauf sei sie bei den Jungs des SV Brilon eingestiegen und habe mit einem Zweitspielrecht für beide Mannschaften gespielt. Im November 2021 ging es für Schmidt nach Bielefeld.

Die Fußballfrauen von Arminia Bielefeld spielen in der Regionalliga West. Sehen Sie Ihre Zukunft in Bielefeld? Oder planen Sie aufgrund des zeitlichen Aufwandes eine Rückkehr in die Heimat? Der SV Thülen spielt zum Beispiel in dieser Saison um den Aufstieg in die Westfalenliga.

Nächste Saison werde ich nach zweieinhalb Jahren U17 in eine Damenmannschaft wechseln. In Bielefeld stehen dafür Sichtungen bei der ersten Damenmannschaft an. Diese Einheiten werde ich mitmachen und danach entscheiden, wie es weitergeht. Ein Wechsel zu einem Team in der Nähe meines Heimatortes ist dabei nicht ausgeschlossen.

Oft zu Gast beim SV Brilon

Schauen Sie sich eigentlich auch schon mal Spiele der Männer von Arminia Bielefeld in der 3. Liga an?

Ich spiele jetzt zweieinhalb Jahre für die Arminia. Dadurch ist der Bezug zum Verein und den anderen Mannschaften ständig gewachsen. Wenn es zeitlich passt, sind Stadionbesuche öfter Teil meiner Wochenendgestaltung. Auch mit meiner Mannschaft waren wir bereits oft im Stadion, um die Herren zu unterstützen. Sonntags sitze ich aber ebenso oft mit meinem Bruder Mats und Opa Thomas auf der Tribüne im Rembe-Sport-Park und verfolge die Spiele des SV Brilon.