Arnsberg-Voßwinkel. Seit 2006 hat Tobias Filthaut den Mädchen- und Frauenfußball beim TuS Voßwinkel entscheidend entwickelt. Darum hört er im Sommer auf.
Er hat dem Mädchen- und Frauenfußball beim TuS Voßwinkel überhaupt erst den Weg bereitet und ihn seit 2006 entscheidend mitentwickelt. Jetzt aber hat Tobias Filthaut (42) entschieden, dass im Sommer Schluss sein soll. Nach dann 18 Jahren stellt der Trainer des Fußball-Bezirksligisten TuS Voßwinkel sein Amt zur Verfügung. Im Gespräch mit dieser Zeitung blickt der Familienvater zurück auf schwierige Anfänge, emotionale Partien – und erklärt, warum er als Fußballtrainer wohl kaum zurückkehren wird.
Tobias Filthaut, nach dann 18 Jahren ist für Sie im Sommer als Trainer der Fußballerinnen des TuS Voßwinkel Schluss. Warum?
Eigentlich sind es zwei große Faktoren. Zum Einen habe ich das Gefühl, dass die Mannschaft neue Impulse benötigt, die ich nach der langen Zeit nicht mehr so geben kann. Eine neue Ansprache, neue Ideen und so weiter. Nehmen wir Lisa Kneer, die ist seit Beginn dabei und hat im Seniorenbereich immer mich als Trainer gehabt – wie auch immer sie das immer ausgehalten hat. (lacht) Ich möchte auch nicht auf den Moment warten, bis man mir nahelegt, dass es mal Zeit für einen Wechsel ist. So konnte ich selbst entscheiden. Zum Anderen habe ich auch immer alles dem Fußball untergeordnet und viel Zeit aufgewandt, die möchte in in Zukunft mehr den Kindern zur Verfügung stellen.
Sie haben den Mädchen- und Frauenfußball beim TuS Voßwinkel damals, 2006, mitaufgebaut und in den Jahren danach entscheidend entwickelt. An welche wichtigen Schritte erinnern Sie sich heute zurück?
Wir haben ganz am Anfang, so etwa 2007, mal mit zwei Leuten trainiert, im Regen, auf Asche. Da war es gefühlt schon durch. Aber mit einem kleinen Kern sind wir immer hartnäckig und dran geblieben. Ich glaube, diese Beharrlichkeit und ein Verein im Rücken, der immer alles sehr gut unterstützt hat, waren ein großer Faktor. Dass wir mal Meister werden und Bezirksliga spielen, war damals wirklich kaum zu erwarten.
Wie ist der Mädchen- und Frauenfußball im Sauerland aus Ihrer Sicht jetzt, 18 Jahre später, aktuell aufgestellt, also in den Kreisligen, aber auch überkreislich?
Schwer zu beurteilen. Ich kann über uns sprechen: Wir hatten auch immer wieder Probleme, da man heute mit vielen anderen Hobbys konkuriert. Aber man sieht auch, dass wenn man engagierte Trainer und Verantwortliche hat und ein attraktives Training anbietet, es Mädchen auch zum Fußball zieht. Hier würde ich mir insgesamt mehr Engagement bei den Vereinen wünschen. Der TuS Oeventrop ist da auch ein tolles Beispiel. Insgesamt glaube ich, dass da noch viel Potenzial ist, was den Mädchenfußball im Sauerland angeht.
18 Jahre beim TuS Voßwinkel – was waren Ihre schönsten Erlebnisse, und was waren schwierige Situationen?
Die erste Meisterschaft war natürlich einer der schönsten Momente, weil alles neu war. Ein Jahr später, der Aufstieg, bei dem wir im Relegationshinspiel die favorisierten Sportfreundinnen aus Sümmern mit 4:0 düpieren konnten, das war ebenfalls ein absolutes Highlight. Auch die Erfahrungen in der Bezirksliga werden immer hängen bleiben. Die eine oder andere Kabine im Ruhrgebiet vergisst man auch nicht. (lacht) Schwierig waren natürlich die Zeiten, in denen es personell eng war. Das zweite Bezirksliga-Jahr mit einem sehr dünnen Kader war hart. Aber auch einige Verletzungen von Spielerinnen, die teilweise das Karriereende bedeuteten, haben mich immer sehr getroffen.
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Wie unterscheidet sich die Arbeit als Trainer eines Frauenteams von der als Coach einer Männermannschaft?
Ich habe bisher nie eine Männermannschaft trainiert, daher ist das schwer zu sagen. Ich denke aber, dass man bei einem Frauenteam etwas einfühlsamer sein muss, man muss die Spielerinnen mehr mitnehmen. Gleichzeitig setzen Frauen Trainingsinhalte sehr schnell um. Es ist wirklich oft möglich, Dinge zwei Mal im Training zu üben, und man sieht die Umestzung direkt im Spiel. Früher war es zusätzlich so, dass man als Frauen-Trainer meist eine Art Einzelkämpfer war, das hat sich aber mit den Jahren geändert. Gerade bei uns beim TuS erfahren wir als Trainer aber auch das Team so viel Unterstützung, das ist echt top. Das zeigt eben auch die große Wertschätzung.
Mit dem TuS Voßwinkel überwintern Sie als Tabellenelfter der Bezirksliga 3 der Frauen knapp vor der Abstiegszone. Was ist entscheidend, damit der Klassenerhalt gelingen kann?
In dieser Liga holt man Punkte über Einsatz und gute Zweikampfführung. Das müssen wir weiter verinnerlichen, dann werden wir auch die nötigen Zähler holen. Am Ende der Hinrunde hat das gut funktioniert, daran wollen wir anknüpfen. Aber: Die Konkurrenz weiß das auch, daher wird es eine schwere Aufgabe bleiben.
Noch in zwölf Ligaspielen sind Sie beim TuS verantwortlich als Chefcoach des Frauenteams. Die letzte Partie steht am Sonntag, 26. Mai, beim SC Drolshagen II an. Wenn dann um kurz vor 17 Uhr der Schlusspfiff ertönt – was werden Sie tun? Könnte es emotional werden?
Wenn wir dann in dem Moment den Klassenerhalt unter Dach und Fach haben, werde ich wie immer nach einem Erfolg mit Steffen (Krawczyk, Co-Trainer Filthauts, Anm. d. Red.) eine Zigarre rauchen. (schmunzelt) Spaß beiseite – ich werde mit Sicherheit ziemlich mitgenommen sein, aber ich weiß, dass die Truppe in sehr guten Händen ist. Das macht es mir maximal leichter, den Abschied zu verkraften.
Sie haben für die Zeit nach dieser Saison eine persönliche Pause angekündigt. Allerdings sind Sie auch erst 42 Jahre alt – ist also ein Comeback im Sauerländer Fußball möglich? Wenn ja: Welche Aufgaben würden Sie reizen?
Ich habe zunächst mal dem neuen Trainer ,Bene‘ Stirnberg meine Unterstützung angeboten, er kann sich melden, wenn er Fragen hat. Ansonsten werde ich mich wirklich raushalten, weil ich keine Lust habe, da im Hintergrund irgendwie die Leute zu nerven, die wissen alle schon, was zu tun ist. (lacht) Ich werde als Fan sicher mal Spiele gucken. Aber das wird es dann auch erst mal sein. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, wieder als Trainer aktiv zu werden. Dafür habe ich so viele Jahre viel Energie reingesteckt. So ehrlich muss ich zu mir sein: Es wird eine lange Pause werden, wenn nicht eine für immer. Die TuS-Damen waren mir immer eine Herzensangelegenheit – schwer vorstellbar, dass ich das noch mal so woanders einbringen kann und will.
Nachfolger steht bereit
Der TuS Voßwinkel hat für den scheidenden Tobias Filthaut bereits einen Nachfolger als Trainer gefunden. Der 36-jährige B-Lizenz-Inhaber Benedikt Stirnberg wird zur Saison 2024/2025 neuer Coach des TuS – notfalls auch in der Kreisliga A Arnsberg.
„Bene“ Stirnberg spielte früher selbst in der B- und A-Jugend für die Voßwinkeler. Später war er als Co-Trainer sowohl in der U19 des SC Neheim (Landesliga) als auch in der U17 des FC Iserlohn (Westfalenliga) tätig sowie als Cheftrainer bei den A-Junioren des SV Hüsten 09 (Bezirksliga). „Ich freue mich auf die Aufgabe beim TuS Voßwinkel, wenngleich Tobi natürlich große Fußstapfen hinterlässt. Tobi und der Mannschaft wünsche ich für die Rückrunde alles Gute und hoffe natürlich, dass die Klasse gehalten werden kann“, sagte Stirnberg. Weiterhin als Co-Trainer wird Steffen Krawczyk aktiv sein.